Aufgalopp 852
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TurfTimes:
Nimmt man die Besucherzahlen bei den jüngsten Deckhengstpräsentationen in Röttgen und Schlenderhan zum Maßstab, müsste die deutsche Vollblutzucht vor einer goldenen Zukunft stehen. Volles Haus an beiden Orten, viel Interesse an den Hengsten und zumindest nach außen hin gute Stimmung. Wobei, das sei ausdrücklich angemerkt, die Entscheidungsträger des Rennsports bis auf die eine oder andere Ausnahme, nicht anwesend waren. Schaut man hinter die Kulissen, so sieht es, was die Zucht betrifft, eher nicht so aufregend aus. Die Zahl der Fohlen, mit deren Auflistung für 2025 wir in dieser Ausgabe beginnen, ist für den Januar erst einmal sehr übersichtlich, auch wenn sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Ob sich das in den kommenden Wochen entscheidend verbessert, bleibt abzuwarten.
Für 2025 ist die Branche realistisch: Die Halter der in den vergangenen Tagen präsentierten Hengste wären teilweise froh, wenn sie im Schnitt zwischen zwanzig und dreißig Buchungen bekommen. Das erklären sie natürlich nur hinter vorgehaltener Hand. Dabei kann sich das Angebot ganz sicher sehen lassen: Mehr als vorzeigbare Gruppe I-Sieger mit spannenden Abstammungen und Decktaxen, die im Vergleich zu ausländischen Tarifen echte Schnäppchen sind. Und wie jeder weiß, kann über jede Decktaxe verhandelt werden, es gibt, siehe Röttgen, gelegentlich sogar spezielle Angebote.
Weitere Anreize, die etwa vom Verband ausgehen könnten, stehen offensichtlich nicht auf dem Fahrplan. Das am Mittwoch bei der Mitgliederversammlung beschlossene millionenschwere Förderprogramm klammert die Zucht komplett aus. Darüber sollte aber schon nachgedacht werden. Denn was nutzt es, Geld in Rennpreise zu stecken, Premium-Racedays mit fraglos sehr guten Dotierungen auszuschreiben, wenn in einigen Jahren dafür keine Pferde mehr zur Verfügung stehen?