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Große Rennen: Prix Ganay, Gr. I

Der Prix Ganay findet auf der Rennbahn in Longchamp statt. www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 212 vom Donnerstag, 26.04.2012

Während das deutsche Turf-Jahr erst langsam in Schwung kommt und sich seine sportlichen Höhepunkte für die zweite Jahreshälfte aufspart, zeigt ein Blick über die Grenze, dass andernorts auch im Frühjahr bereits Top-Prüfungen auf dem Programm stehen. Den Auftakt des Reigens von Gruppe I-Prüfungen in Europa macht an diesem Wochenende Frankreich, wo auf der Rennbahn Longchamp am westlichen Rand des Bois du Boulogne mit dem Prix Ganay (Gruppe I, 2100m, 300.000€) die erste Prüfung dieser Art gelaufen wird. Bevor wir uns mit der diesjährigen Austragung beschäftigen, richten wir einen kurzen Blick zurück auf die lange Geschichte dieses seit 1889 gelaufenen Rennens. Dies ist der Auftakt einer neuer Serie, in der wir uns mit der Geschichte und den Hintergründen von großen Rennen beschäftigen wollen.

Ursprünglich als Prix des Sablons kreiert und über eine Distanz von 2000m stets Anfang April ausgetragen, bekam das Rennen im Jahr 1949 den aktuellen Namen (in Erinnerung an den im Jahr zuvor verstorbenen Marquis Jean de Ganay, einem langjährigen Präsidenten der französischen Galopper-Dachorganisation Société d´Encouragement) und im Jahr 1971 bei der Einführung des europäischen Gruppe-Systems die heutige Distanz und terminliche Platzierung Ende April.

Saddex - hier mit Torsten Mundry bei der Parade zum Arc: Ein Jahr später wurde er an gleicher Stelle mit Thierry Thulliez im Sattel 2. im Prix Ganay, die bisher beste Platzierung eines deutschen Pferdes in dieser Gr. I-Prüfung. www.galoppfoto.deSaddex - hier mit Torsten Mundry bei der Parade zum Arc: Ein Jahr später wurde er an gleicher Stelle mit Thierry Thulliez im Sattel 2. im Prix Ganay, die bisher beste Platzierung eines deutschen Pferdes in dieser Gr. I-Prüfung. www.galoppfoto.de

Die erste Austragung der Mitteldistanzprüfung vereinigte wie so oft auch in den folgenden Jahren nur ein kleines Feld am Start und hatte mit dem in insgesamt 27 Rennen siegreichen Schimmel Le Sancy einen heißen Favoriten. Doch endete die Premiere mit dem Sieg des Außenseiters Acheron, der gestürzte Favorit musste noch ein Jahr warten, um sich 1890 in die Siegerliste eintragen zu können. In den Annalen des Ganay finden sich zahlreiche große Namen des Turfs: Arc-Heroen, Derby-Sieger aus mehreren Nationen und Sieger(innen) anderer klassischer Prüfungen. Nur selten erlebte ein „one time wonder“ in dieser Prüfung seine Sternstunde, meistens setzen sich hier die profilierten Cracks durch. Acht Ganay-Sieger konnten auch am Ende des Jahres ihres Triumphs den Arc gewinnen, zuletzt gelang dies 2007 Dylan Thomas, dem damals ersten irischen Sieger der Prüfung. Fünf weiteren Vollblütern gelang im Anschluss an ihren Arc-Sieg ein halbes Jahr später der Treffer im Ganay, das letzte Beispiel für diese Art des Doubles ist der Franzose Bago im Jahr 2005.

Der legendäre Mill Reef - hier seine Statue in Newmarket: Er war 1972 der erste ausländische Sieger im Prix Ganay mit beeindruckenden 15 Längen. www.galoppfoto.deDer legendäre Mill Reef - hier seine Statue in Newmarket: Er war 1972 der erste ausländische Sieger im Prix Ganay mit beeindruckenden 15 Längen. www.galoppfoto.deFünfmal kam es zu einem Doppelerfolg im Ganay, ein Dreifachsieger fehlt bislang ebenso wie ein Doppelerfolg in nicht aufeinanderfolgenden Jahren. Der bekannteste Name unter den Doppelsiegern ist sicher der der Wildenstein-Stute Allez France, die hier 1974 und 1975 gewann. Die stets von Jockey Yves Saint-Martin (sechsfacher Ganay-Siegjockey) gerittene Arc-Siegerin, die als erste Stute der Turf-Historie zur Preisgeldmillionärin aufstieg, gewann in beiden Jahren überlegen. Der beeindruckendste Sieger war dennoch der Brite Mill Reef, der 1972 mit stattlichen 15 Längen Vorsprung gewann und dabei gleichzeitig auch den ersten Erfolg eines ausländischen Galoppers in dieser Gruppe I-Prüfung landete.

Ausländische Starter kamen allerdings auch nur in geringer Zahl in dieser Prüfung an den Ablauf, so dass sich insgesamt nur sechs zum Zeitpunkt ihres Erfolges im Ausland trainierte Vollblüter in der Siegerliste finden lassen, ein deutscher Vertreter ist nicht dabei. Als „halber“ Deutscher kann vielleicht der 71er Ganay-Sieger Caro gelten, der von Albert Klimscha für die Gräfin Batthyany trainiert wurde, die zu diesem Zeitpunkt allerdings ihre Turf-Aktivitäten bereits ganz nach Frankreich verlegt hatte. Besagter Caro hielt mit seiner Siegzeit von 2:08,6 min auch lange den Rennrekord im Ganay, den seit dem Vorjahr der damalige Wildenstein-Hengst Planteur mit 2:07,2 min innehat.

Auch der 3. Platz im Prix Ganay steht auf Adlerflugs Erfolgsliste vor seiner DeckhengstBox im Gestüt Harzburg. www.galoppfoto.deAuch der 3. Platz im Prix Ganay steht auf Adlerflugs Erfolgsliste vor seiner DeckhengstBox im Gestüt Harzburg. www.galoppfoto.deNahe am ersten deutschen Erfolg war 2008 der von Peter Rau nach Paris entsandte Saddex, der nur eine halbe Länge hinter dem zweiten irischen Ganay-Sieger Duke of Marmalade Zweiter wurde. Dieselbe Platzierung hatte zehn Jahre davor bereits die von Harro Remmert betreute Diana-Siegerin Que Belle eine Länge hinter dem Aga Khan-Hengst Astarabad erreicht. Immerhin Dritter zum französischen Derby-Sieger Vision d'Etat war Gestüt Schlenderhans Derby-Sieger Adlerflug bei seinem Ganay-Start 2009, der gleichzeitig sein letzter Auftritt auf der Rennbahn war.

Hat die Favoritenrolle: Dubai Sheema Classic-Sieger Cirrus des Aigles (Olivier Peslier). www.galoppfoto.deHat die Favoritenrolle: Dubai Sheema Classic-Sieger Cirrus des Aigles (Olivier Peslier). www.galoppfoto.deAuch in der 120. Austragung des Prix Ganay an diesem Sonntag wird es keinen deutschen Sieg geben. Der für die Prüfung genannte deutsche Derby-Sieger Waldpark wurde bei der Vorstarterangabe erwartungsgemäß gestrichen. Unter den verbliebenen neun möglichen Teilnehmern sind drei von Aidan O’Brien trainierte Schützlinge, angeführt vom Flagschiff des Stalls So You Think, im Aufgebot verblieben, welcher Ire letztlich den Weg über den Ärmelkanal antreten wird, entscheidet das Ballydoyle-Quartier stets kurzfristig. Doch selbst wenn So You Think den Versuch unternimmt, für den dritten Erfolg des irischen Vorzeigestalles im Ganay zu sorgen, so wird er dies nicht als Favorit tun. Der 6jährige Franzose Cirrus des Aigles, der wie bei seinem Erfolg im Dubai Sheema Classic von Olivier Peslier geritten werden wird, dürfte nach den letzten Leistungen eindeutig die Favoritenbürde übernehmen und nach seinem 3. Rang im Vorjahr diesmal den ersten Erfolg im Ganay anstreben. Mit dem britischen Globetrotter Wigmore Hall ist auch ein weiterer ausländischer Starter fest angekündigt, während der französische Derby-Sieger Reliable Man und die frische Harcourt-Siegerin Giofra die Chancen der Hausherren auf einen weiteren Heimsieg mehren.

Über den Ausgang des Prix Ganay werden wir am Sonntagnachmittag im Webportal auf www.turf-times.de aktuell berichten und im nächsten Newsletter eine ausführliche Nachschau aus züchterischer Perspektive folgen lassen.

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