Aufgalopp 317: Über die 16-Millionen-Pfund-Wettchance in England
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TurfTimes:
Es liegt nun schon Jahrzehnte zurück, als es im deutschen Galopprennsports noch Millionenumsätze mit einer einzigen Wette gab. Das Rennquintett, in der Anfangsphase allwöchentlich sogar im Fernsehen übertragen, generierte stets siebenstellige Umsätze in beträchtlicher Höhe, selbst wenn damals noch in D-Mark bezahlt wurde. Nach dem Niedergang dieser Wettart gab es immer wieder Versuche, eine ähnliche Superwette mit über den Rennsport hinaus reichendem Potenzial zu installieren, letztlich vergeblich, weil die Einsätze zu gering waren. Heute gibt es noch die für Vereine inzwischen eminent wichtige Viererwette, doch erreicht diese eigentlich nur das Stamm-Publikum, ganz einfach auch, weil sie von den jeweiligen Veranstaltern oft viel zu stiefmütterlich behandelt wird.
Was sich dieser Tage in England abspielt, füllt selbst die Titelseiten der Boulevardpresse. Über Wochen ist es keinem Wetter gelungen, die samstägliche Scoop 6-Wette zu treffen, bei der mit einem Grundeinsatz von zwei Pfund die Sieger in sechs ausgewählten Rennen getippt werden müssen. Der Jackpot an diesem Samstag könnte 16 Millionen Pfund betragen - das elektrisiert inzwischen die gesamte (Wett)-Nation. Geschichten wie die von Joe McGuire druckt jedes Blatt: Acht Pfund hatte er am vergangenen Samstag eingesetzt, bis zum letzten Rennen war sein Schein dabei, dann musste er machtlos zusehen, wie "sein" Pferd im finalen Scoop 6-Rennen Zweiter wurde - bei einem Sieg hätte McGuire den Jackpot alleine abgeräumt, er wäre mehrfacher Millionär geworden. Inzwischen werden Wettscheine von Menschen ausgefüllt, die gerade einmal wissen, dass ein Pferd vier Beine hat. Ein vermehrt junges Publikum strömt in die Annahmestellen, der PR-Effekt für den Rennsport ist unbezahlbar. Bedauerlich, dass so etwas bei uns nicht möglich ist.