TurfTimes:
Ausgabe 169 vom Donnerstag, 16.06.2011
Zum Podcast: Vorbericht zu den 91. German 1000 Guineas
"Der Sieg geht in jedem Fall nach Köln", daran lässt Jockey Filip Minarik als Gast bei der Pressekonferenz des Düsseldorfer Rennvereins vor den 91. German 1000 Guineas keinen Zweifel, "und alle müssen Djumama schlagen." Damit hat der 2. Mann am Schiergen-Stall, der mit Aigrette Garzette eine der Mitfavoritinnen reiten wird, das Top-Rennen des Wochenendes auf den Punkt gebracht.
Der Renntitel klingt international und vermittelt jedem der englischen Sprache mächtigen Turf-Fan, worum es am Sonntag auf dem Düsseldorfer Grafenberg geht. Mit den 91. German 1000 Guineas (Gruppe II, 1600m, 125.000€) steht das erste klassische Rennen für die Stuten des Derby-Jahrgang auf dem Programm. Doch mit der Bezeichnung endet bereits die Internationalität der Prüfung, die in diesem Jahr eine rein nationale Angelegenheit ist. Neun aus deutschen Quartieren aufgebotene Pferdeladies konkurrieren um den klassischen Erfolg und die damit verbundene Zuchtwertsteigerung.
Die Konstellation vor dem Rennen lässt sich wohl am besten mit dem saloppen Spruch „Zwei Löwe-Ladies gegen den Rest“ betiteln. Der in Köln ansässige Trainer Andreas Löwe, dessen Erfolgsbilanz in dieser Prüfung mit drei Siegen (2002: Portella, 2004: Shapira, 2006: Lolita) und zwei Ehrenplätzen (2007: Mystic Lips, 2009: Fabiana) in den letzten zehn Jahren beeindruckend ausfällt, sattelt mit der amtierenden Winterkönigin Djumama (Andreas Helfenbein) und Stall Lintecs Lips Poison (Davy Bonilla) die beiden im Vorfeld des Rennens besonders im Fokus stehenden Kandidatinnen. Auch wenn Löwe sich für diese Saison eigentlich vorgenommen hatte, das Vorurteil zu widerlegen, dass er nur Stuten trainieren könne, wird ihn die Ausgangssituation vor dem Stutenklassiker kaum stören.
Dabei übernimmt die bei drei Starts, davon zwei in Gruppe-Rennen, noch unbesiegte Djumama eindeutig die Favoritenrolle. Ihr Sieg vor vier Wochen in Köln, bei dem sie bereits fünf ihrer Düsseldorfer Konkurrentinnen hinter sich ließ, fiel derart überzeugend aus, dass es an der Favoritenstellung der im Besitz von Frank Janorschke aus Erftstadt stehenden Dreijährigen keine Zweifel gibt. Einzig ihre Eignung für die eigenwillige Düsseldorfer Kursführung hat die vor anderthalb Jahren in Newmarket von ihrem heutigen Betreuer für umgerechnet 26.000 Euro ersteigerte Djumama noch nicht unter Beweis gestellt. Die zweite Vertreterin des Löwe-Stalles, die von Besitzer Hans-Dieter Lindemeyer selbst gezogene Lips Poison, schrammte bei ihrem Saisondebüt im Baden-Badener Scherping-Rennen gegen internationale Gegner nur um eine Nasenspitze an einem Triumph vorbei. Die diesmal weitere Distanz sollte ihr nach dem Iffezheimer Eindruck entgegen kommen. Sie blieb allerdings in der letztjährigen Winterkönigin klar hinter ihrer Stallgefährtin und auch ihr einziger Düsseldorfer Auftritt beim Lebensdebüt war als Fünfte nicht von Erfolg gekrönt.
Unter den sieben Gegnerinnen des Löwe-Duos nimmt die von Waldemar Hickst für Joachim Erhardt trainierte Quesada (Alexander Pietsch) eine prominente Rolle ein. Die von ihrem Besitzer selbst gezogene Peintre Celebre-Tochter hat mit dem Henkel-Stutenpreis die Generalprobe vor Ort gewonnen und damit Düsseldorf-Erfahrung. Ebenfalls Endkampfkandidatinnen sind die von Uwe Ostmann aufgebotene Reine vite (Gaetan Masure) und Gestüt Ebbeslohs Wolkenburg (Andrasch Starke). Beide Stuten mussten allerdings als Dritte und Vierte des Kölner Schwarzgold-Rennens bereits die Überlegenheit von Djumama anerkennen.
Wolkenburg ist eine von zwei Starterinnen aus dem Stall von Peter Schiergen, der auch Gestüt Ammerlands Vize-Winterkönigin Aigrette Garzette (Filip Minarik) satteln wird. Während sich Stalljockey Andrasch Starke im Kölner Rennen noch für Aigrette Garzette entschieden hatte, die als Sechste jedoch enttäuschend lief, ist nun die Ebbesloher Big Shuffle-Tochter seine erste Wahl. "Diese Wahl überrascht mich schon", meint dazu Filip Minarik, "aber Andrasch macht bei solchen Entscheidungen wenig Fehler." Immerhin hat sich Wolkenburg bereits im Henkel-Stutenpreis mit der Düsseldorfer Kursführung vertraut gemacht und sich dabei als Zweite hinter Quesada achtbar aus der Affäre gezogen. Auch zwei weitere im schon mehrfach erwähnten Kölner Schwarzgold-Rennen nur im Mittelfeld endende Stuten versuchen ihr Glück auf dem Grafenberg: die von Andreas Wöhler entsandte Taleia (Eduardo Pedroza), Fünfte in Köln, und die Jean-Pierre Carvalho betreute Salona (Johan Victoire), die in Köln nur als Siebte ins Ziel kam.
Die vermutlich in der größten Außenseiterrolle stehende Temida aus dem Quartier von Miltcho Mintchev geht dagegen als Saisondebütantin ins Rennen. Für den Ritt auf der Oratorio-Tochter, die im letzten Jahr ein Rennen in Italien gewonnen hat und in der Winterkönigin unplatziert blieb, wurde der Brite Martin Dwyer verpflichtet. Bei dieser Verpflichtung dürfte die Hoffnung auf eine Wiederholung von 2008 Pate gestanden haben, als Dwyer für denselben Besitzer, den bulgarischen Stall Litex des Unternehmers Gricha Gantchev, die damals noch von Peter Schiergen trainierte Briseida zum Sieg ritt.
Noch ein weiteres Pferd spielt eine Hauptrolle: Ein lebensgroßes Kunstpferd, das von Joe Henning von den Majo Brothers zusammen mit jungen Künstlern des Kinderspielhauses Düsseldorf live auf der Rennbahn im großen Zelt bemalt wird. Dort wird es zugunsten der Kinderhilfsorganisation Sterntaler und dem Kinderspielhaus Düsseldorf vor dem Hauptrennen versteigert.