TurfTimes:
Ausgabe 644 vom Freitag, 13.11.2020
Es ist sicher keine Überraschung, dass der Debütant Best Solution (Kodiac) in diesem Frühjahr der am meisten gebuchte Hengst in Deutschland war. Sein Standortgestüt hat ihn hervorragend unterstützt, zudem stehen hinter ihm einige der führenden Gestüte des Landes. Es ist gut möglich, dass er auch im kommenden Jahr die Pole Position bei den Bedeckungszahlen anführen wird, auch wenn das zweite Jahr meist nicht mehr ganz so einfach ist. Die Decktaxe bleibt unverändert bei 6.500 Euro. Seine Anteilseigner werden ihn sicher weiter mit ihren Stuten bedienen. Zudem hat sein Vater Kodiac (Danehill) mit seinen Nachkommen ein sehr gutes Jahr, vor allem mit einigen Söhnen, deren erster Jahrgang jetzt auf die Bahn gekommen ist. Adaay, Coulsty, Kodi Bear und Prince of Lir sind mit ihren Zweijährigen Black Type-Vererber, waren sämtlich aber auch frühe und schnelle Pferde. Mit einer Decktaxe von 25.000 Euro geht jetzt der zweimalige Hello Youmzain (Kodiac) in den Markt.
Der mehrfache Champion Soldier Hollow (In The Wings) hatte wieder ein sehr gutes Jahr, er steht auf Rang zwei der Statistik. Er ist Vater von jetzt 21 Gr.-Siegern, unverändert kopfstarke Jahrgänge stehen bereit.
Mit drei solide gebuchten Hengsten kann das Gestüt Etzean aufwarten. Amaron (Shamardal) bleibt unverändert populär, er ist Black Type-Vererber, sein erster Jahrgang ist dreijährig. Ein Phänomen ist Areion (Big Shuffle), der auch mit 25 Jahren noch ein für deutsche Verhältnisse überdurchschnittlich großes Buch gedeckt hat. Mit Lancade hatte er dieses Jahr eine klassische Siegerin auf der Bahn. Die Zahlen von Lord of England (Dashing Blade) bleiben konstant, was in etwa auch für Tai Chi (High Chaparral) auf dem Ohlerweiherhof gilt. Dessen Boxennachbar Isfahan (Lord of England), der in den ersten Jahren ganz gezielt unterstützt wurde, musste einen geringen Rückgang der Bedeckungen hinnehmen, doch könnte sich das ändern, denn er hatte in seinem ersten Jahrgang einige bemerkenswerte Erfolge zu verzeichnen.
Eine deutliche Verbesserung der Zahlen erwartet man trotz der Erhöhung der Decktaxe natürlich bei Adlerflug (In The Wings), dem designierten Champion-Hengst. Mit In Swoop, Torquator Tasso und Dicaprio hat er einen exzellenten Jahrgang 2017 auf der Bahn. Die bisher eingegangenen Buchungen sind gut, interessant dürfte sein, wie es um das Auslandsinteresse bestellt ist.
Von den gut gebuchten Hengsten ist Jimmy Two Times (Kendargent) nach Frankreich abgewandert. Man erhofft sich dort noch bessere Zahlen, was nicht ganz unrealistisch ist, er steht in Montaigu, einem renommierten Gestüt, das auch entsprechende PR macht. Ohnehin stehen in Frankreich inzwischen zahlreiche Hengste aus der deutschen Zucht, mit Dschingis Secret, Ivanhowe, Pastorius sowie demnächst Weltstar und Wai Key Star gleich fünf Soldier Hollow-Söhne.
Neu dabei waren in diesem Jahr Brametot (Rajsaman) in Ebbesloh und Destino (Soldier Hollow) in Westerberg, die in ihrem Rahmen ordentlich beschäftigt waren. Bei Protectionist (Monsun), dessen erster Jahrgang sich gut genug angelassen hat, steht ein wichtiges Jahr an, was auch für Counterattack (Redoute’s Choice) gilt, dessen erster Jahrgang auf die Bahn kommt.
Im unteren Bereich gab es kaum gravierende Änderungen, doch wurden in zwei Fällen denn auch Konsequenzen gezogen: Iquitos (Adlerflug), der in Ammerland nur vier Stuten gedeckt hat, wechselt nach Graditz, von wo aus Langtang (Campanologist) den Weg nach Frankreich antritt. Dieser hatte nach 16 Stuten 2019 dieses Jahr nur drei Partnerinnen.
Für die kommende Decksaison tauchen mit Reliable Man (Dalakhani) und Waldpfad (Shamardal) zwei neue Namen auf. Reliable Man ist natürlich nicht neu, bis 2017 stand er schon in Röttgen, wohin er jetzt wieder zurückkehrt. Gute Zahlen sind bei ihm zu erwarten, was auch für Waldpfad gilt, der eine Box in Erftmühle bezieht. Brümmerhof wird ihn sicher unterstützen, es ist durchaus zu erwarten, dass er von Beginn an ordentlich gebucht wird.
Ein besonders gefragter Hengst steht gar nicht auf der Liste: 47 deutsche bzw. in deutschem Besitz befindliche Stuten wurden in diesem Jahr von Sea The Moon (Sea The Stars) im britischen Lanwades Stud gedeckt, insgesamt hatte er 164 Partnerinnen. Wie es insgesamt um die Bedeckungen im Ausland aussieht, ist abschließend noch nicht zu beurteilen. 2019 gab es 330 vorläufige Ausführungen, für 2020 sind bisher 209 gemeldet. „Um diese Zahl aber mit den Vorjahreszahlen vergleichen zu können, müsste man den Rest des Jahres noch abwarten. Denn ab Ende November werden schon wieder Stuten für die nächste Decksaison ins Ausland geschickt. Diese Fälle sind in den genannten Zahlen der Vorjahre stets auch enthalten“, schreibt uns auf entsprechende Nachfrage Dr. Hubert Uphaus, Chef der Zuchtabteilung beim Dachverband. „Dennoch würde ich in diesem Jahr eine rückläufige Tendenz bei der Anzahl vorübergehend ausgeführter Stuten erwarten“, führt er weiter aus, „denn die Restriktionen aufgrund der Corona-Pandemie werden uns für den Rest des Jahres und vermutlich auch noch bis weit in das nächste Jahr hinein begleiten. Zwar hat das Coronavirus das Deckgeschäft im letzten Jahr weniger als befürchtet beeinflusst, jetzt kommen aber noch die Unsicherheiten bezüglich des Brexits hinzu. Niemand weiß derzeit, unter welchen Bedingungen Pferde ab dem nächsten Jahr nach und von GB verbracht werden können. Alles hängt davon ab, ob ein Deal zwischen der EU und GB vereinbart werden kann oder nicht.“
Dem Vernehmen nach planen aus diesem Grund schon einige deutsche Gestüte, die Stuten in Großbritannien decken lassen wollen, diese bereits im Dezember dorthin zu bringen, sie erwarten für die dadurch gestiegenen Kosten auch gewisse Preisnachlässe bei den Decktaxen.
Bedeckungszahlen in Deutschland (mit Vergleich zu den Vorjahren)