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"Wir sucher Synergien mit der BBAG"

TurfTimes: 

Ausgabe 119 vom Freitag, 18.06.2010
Dr. Andreas Jacobs ist derzeit an vielen Fronten unterwegs. Chairman der Stiftung Gestüt Fährhof, Vormann von Baden Racing, dazu die geschäftlichen Aktivitäten, die auch die Fussball-WM in Südafrika einschließen. Und es gibt Gründe genug, um bei diesen Themen nachzuhaken 



Im Moment läuft die Fußball-WM in Südafrika, wo treffen wir Sie an?
Trotz WM geht das berufliche Leben weiter und ich bin viel im In- und Ausland unterwegs. Gerade vor der Sommerpause bin ich viel auf Reisen, um noch einige Projekte abzuschliessen. 
 
Werden Sie nach Südafrika fliegen und sich einige Spiele live anschauen?
Ich bin am 6. Juli in Kapstadt zum Halbfinale und dann zum Finale in Johannesburg. Mein ältester Sohn wird mich zum Glück begleiten.
 
Viele der Zuschauer stören sich an den Vuvuzelas, die eine Menge Lärm verursachen. Die Firma HBS, eine Tochter der Firma Infront, ist für die Bilder und Tonübertragung verantwortlich. Gibt es Beschwerden der Fernsehanstalten?
Beschwerden gab es, aber wir haben bereits während des ersten Spiels die Tonübertragung variiert und danach einige Mikrophone geändert, sodass es im Stadion deutlich unangenehmer ist als bei uns zu Hause. Trotzdem, wir sollten es auch positiv sehen, denn das gesamte südafrikanische Volk zieht mit, ist begeistert, so wie auch wir vor vier Jahren. 
 
Vor zwei Wochen hatten Sie eine Veranstaltung für Sponsoren auf der Rennbahn Baden-Baden, wie war die Resonanz?
Die Resonanz der lokalen Sponsoren, Hotellerie, der Gemeinden und aller Betroffenen war überwältigend. Alle sind sehr gespannt auf das neue Team, auf die Veränderungen, und wollten ganz unabhängig davon ihre Solidarität zu dem Neuanfang bekunden.
 
Zum Start gabt es atmosphärische Störungen mit der BBAG. So wurde in der Öffentlichkeit über den Auktionstermin am Samstag diskutiert, an dem Baden Racing gerne Rennen veranstalten würde.
Vorab sei erwähnt, dass es keinerlei Spannungen mit der BBAG gibt. Ich telefoniere regelmässig mit Herrn Ellerbracke und wir haben immer die gemeinsamen Interessen im Auge. Wir beide wissen, dass ein Renntag am Samstag wirtschaftlich erfolgreicher für den Gesamtrennsport ist, als ein Renntag in der Woche. Deshalb gab es viele Verhandlungen. Für 2010 wird sich vorerst nichts ändern, aber für 2011 gibt es konkrete Pläne, am Donnerstag und Freitag zu auktionieren, und am Samstag Rennen zu veranstalten.
 
In einem aktuellen Bericht in der "Sport-Welt" teilte Baden-Racing der Öffentlichkeit mit, dass man im Herbst einen Renntag streichen wird. Was ist der Grund hierfür, was passiert mit dem dritten Gruppe-Rennen?
Zu diesem Punkt muss man die Zusammenhänge beleuchten. Der Internationale Club war etwa zwölf Monate in der Insolvenz und konnte keine belastenden Verträge unterzeichnen – auch keine Sponsorenverträge, denn die verpflichten zur Veranstaltung von Rennen, was keiner zusagen konnte und durfte. Somit steht das Herbstmeeting bis heute quasi ohne Sponsor da, es fehlen uns etwa € 300.000 für die Durchführung von drei Renntagen. Da wir kommerziell denken müssen, ist die Durchführung von drei Renntagen noch heute undenkbar. Natürlich verhandeln wir an vielen Fronten, die Finanzierung für drei Tage zusammen zu bekommen. Hier ist das letzte Wort noch nicht gefallen. 
 
Rennen sollen nun nur am Samstag und Sonntag stattfinden. Damit hat man wieder einen „Clash“ mit der BBAG, ist dies sinnvoll?
Es wird keinen Clash mit der BBAG geben. Es tut mir leid, dass die "Sport-Welt" hier schlecht recherchiert hat. Wenn Sie Herrn Ellerbracke oder mich befragt hätte, wäre das nicht passiert.
 
Sie sind nicht nur Veranstalter von Rennen, sondern auch einer der größten Anbieter von Pferden bei der Auktion, gibt es da einen Interessenskonflikt? 
Das wird es wie erwähnt nicht geben. Im Gegenteil, wir werden Synergien mit der BBAG suchen, und ich bin sicher, dass Fährhof und Newsells Park Stud auch 2010 die grössten Anbieter von Jährlingen sein werden.
 
Wo wird das Gestüt Fährhof in diesem Jahr überall Jährlinge anbieten?
Wir werden in diesem Jahr wie in der Vergangenheit Pferde bei der BBAG, Jährlingsauktion und Sales & Racing, aber auch in Deauville anbieten. Die Jährlinge genießen im Moment noch ihre Zeit auf der Koppel bevor es in einigen Wochen mit der Vorbereitung losgeht. Es ist für Fährhof wichtig, mehrere Plattformen zum Verkauf zu haben, daher gehen wir mit einigen Pferden auch nach England und Frankreich zu den Auktionen. Unser wichtigster Markt ist und bleibt aber die BBAG, hier haben wir in der Vergangenheit schon einige Gruppesieger an unsere Kunden verkauft.
Wir verkaufen auch den einen oder anderen Jährling von der Koppel, ein Besuch auf dem Fährhof lohnt sich also immer wieder.
 
Zur Aktualität auf der Rennbahn: Der Derbyfavorit ist mit Zazou ein von Fährhof gezogener Hengst. Traurig, dass er in anderen Farben läuft?
Dem muss ich widersprechen. Wir sind ein kommerzielles Gestüt und verkaufen alle Jährlingshengste, wenn der Preis stimmt. Daher sind wir stolz, ein solches Pferd gezüchtet zu haben und beobachten mit großem Interesse und Spannung seine Laufbahn. Als Anbieter ist es überlebenswichtig, gute und erfolgreiche Pferde zu verkaufen und Zazou ist aktuell das beste Beispiel, das wir dies auch tun. Bereits in der Vergangenheit haben wir tolle Pferde verkauft, die klassischen Sieger Osorio, Puntilla oder Sumitas sind nur drei kleine Beispiele. 
 
Haben Sie noch weitere Hoffnungsträger für das Derby in eigenen Farben?
Im Moment haben wir noch drei Pferde für das Derby genannt. Dabei handelt es sich um Quilali, Cabimas und Coodor, ob einer davon im Derby starten wird, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden, sie sind alle Rennpferde mit Talent, müssen ihre Klasse aber noch unter Beweis stellen. Vor allem über Coodor freue ich mich sehr, er stammt von unserem eigenen Deckhengst Sabiango, aus einer Familie, die mein Großvater über alles liebte. Er ist der nahe Verwandte zu Pferden wie Colon, Conception, Casanga und Comprida. Er muss nun in einem Listenrennen Farbe bekennen, danach schauen wir, wie es weitergeht.
 
Am Dienstag feierte Equiano einen eindrucksvollen Sieg während Royal Ascot. Sie haben einige Wochen vor dem Rennen fünfzig Prozent des Hengstes gekauft, wie kam es dazu?
Wir beobachten Equiano seit etwa achtzehn Monaten. Nachdem seine Form im Frühjahr bestechend war, entschieden wir uns, die Hälfte zu kaufen, um ihn uns als Deckhengstkandidat zu sichern. Nach seinem zweiten Gr.1 Sieg in Royal Ascot hat er nun eine Box sicher als Deckhengst in Newsells Park Stud.
 
Wie geht es mit Querari weiter, sein Sieg in Rom wurde nun durch drei geschlagene Pferde bereits mehrfach aufgewertet.
Querari hat in Rom eingelöst, was wir uns von ihm versprochen haben; er war bereits ein sehr talentierter Zwei- und Dreijähriger. Er wird nun aller Voraussicht nach in München an den Start kommen, wo eine Woche nach dem Deutschen Derby der Grosse Dallmayr-Preis ansteht. Die weitere Planung machen wir vom Start in München abhängig, wir sind aber sehr optimistisch.
 
Haben sie auf dem Fährhof aktuell Geschwister von Querari?
Ja, und als Züchter kann ich mit Freude sagen es sind drei Stuten. Quixada ist eine dreijährige Stute von Königstiger, die bei ihrem Debüt direkt Zweite wurde. Eine zweijährige Halbschwester haben wir im letzten Jahr bei der BBAG nach Frankreich verkauft, wo sie bei Jean-Claude Rouget im Training ist. Zu guter Letzt haben wir noch ein Stutfohlen von Oasis Dream, somit eine rechte Schwester von Querari.
 
Waren sie mit der aktuellen Decksaison auf dem Fährhof zufrieden?
Es war eine gute Saison bezüglich Fohlengeburten und Bedeckungen. Ganz besonders freut mich, dass es Lomitas gut geht und einige unserer eigenen Stuten von ihm tragend sind. Darüber hinaus haben wir massiv in ausländische Hengste investiert, weil ich hoffe, dass die globale Rezession im Jährlingsjahr 2012 wieder vorbei ist.
 
Lateral wird nun als Shuttle-Deckhengst in Südafrika eingesetzt. Was sind die Gründe hierfür?
Da in Deutschland die Anzahl der Bedeckungen seit etwa zehn Jahren rückläufig ist, haben es besonders die Junghengste im mittleren Marktsegment schwer. So auch Lateral, obwohl er ein brillantes Rennpferd war. Er hatte das höchste Timeform-Rating seines Jahrgangs und war der höchsteingeschätzte Meiler Deutschlands seit über zehn Jahren. Aber in schlechten Zeiten läßt sich damit kein Hengstbuch füllen, weshalb wir ihn demnächst in Südafrika einsetzen, wo er voraussichtlich ein volles Buch bekommt. Ausserdem stammt er aus einer alten deutschen Mutterlinie, die seit Jahrzehnten viele tolle Rennpferde gebracht hat. Pferde wie die Champions Lis, Lirung, Liebeslied, Lauscher oder Lando sind nur einige Beispiele. So ein Blut ist in Südafrika selten und bei den Züchtern sehr begehrt, außerdem wird er der erste Singspiel-Sohn in Afrika sein. Sein Vater hatte vor wenigen Wochen auf der Auktion in Johannesburg den mit Abstand teuersten Jährling. Es ist also der optimale Zeitpunkt, Lateral in Südafrika aufzustellen.
 
Wird Lateral im Winter wieder nach Deutschland kommen?
Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, das hängt ganz allein davon ab, wie die Nachfrage für den Hengst sein wird. Er wird in Afrika von Maine Chance 15-20 eigene Stuten bekommen und sicherlich 50-60 fremde Stuten. Mal schauen, wie er alles verkraften wird, wir werden eine Entscheidung später im Jahr treffen. Auf alle Fälle ist es eine Riesenchance, die Lateral mit Afrika erhält.
 
Wer wird FussballWeltmeister und wer gewinnt das Derby?

  Brasilien und Scalo.

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