Die Top Ten Jahrgang 2007(Teil 1)
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TurfTimes:
Hier nehmen wir Europas führende Vertreter des Jahrgangs 2007 unter die Lupe: Zehn Hengste, die jeder für sich bereits erstklassige Leistungen gezeigt haben, die aber in den kommenden Monate auch die internationalen Klassiker für Dreijährige prägen könnten.
St Nicholas Abbey (IRE)
Montjeu (IRE) — Leaping Water (Sure Blade (USA))
Trainer: A P O’Brien
Besitzer: D Smith, Mrs J Magnier, M Tabor
Züchter: Barton Bloodstock & Villiers S
Sein Auge als Käufer von Jährlingen bewies der für Coolmore arbeitende Demi O´Byrne in der Vergangenheit bereits mehrfach, und auch aktuell agierte er erneut mehr als erfolgreich. So kaufte er 2008 bei Tattersalls einen noch namenlosen Montjeu-Hengst für 200.000 Guineas. Dieser ging in den Besitz der Partnerschaft D. Smith, Mrs J. Magnier und M. Tabor und stieg in der aktuellen Saison in der Obhut von A.P. O´Brien zum besten Zweijährigen Europas auf. Aktuell ist St. Nicholas Abbey Favorit für die englischen 2000 Guineas (Gr. I, 1600m) Anfang Mai und das englische Derby (Gr. I, 2400m) Anfang Juni.
Sein Debüt gab St. Nicholas Abbey auf dem Curragh, wo er gegen zehn Gegner überlegen mit vier Längen gewann. Danach gewann er die Beresford Stakes (Gr. II, 1600m), ein Rennen, das im letzten Jahr kein geringerer als Sea The Stars gewann, und ließ dabei unter anderen dem späteren Gruppe I-Sieger Passion for Gold keine Chance. Seine beste Leistung zeigte St. Nicholas Abbey dann aber wohl im vielleicht bestbesetzten Zweijährigen- Rennen des Jahres, als er in der Racing Post Trophy in Doncaster (Gr. I, 1600m) ein hochklassiges Feld in spielender Manier beherrschte und hochüberlegen gegen Elusive Pimpernel gewann.
Hauptziel für den braunen Hengst wird natürlich das Epsom Derby sein, die Frage ist aber, welche Route er auf dem Weg dorthin ansteuern wird. O´Brien wählt für seine dreijährigen "Steher" gerne den Weg via Irland (u.a. Derrinstown Derby Trial) für das Englische Derby, doch ist ein Ausflug nach Newmarket zu den 2000 Guineas natürlich verlockend.
Über St. Nicholas Abbey´s Vater Montjeu braucht man nicht mehr viel zu erzählen, ist er doch der Vater solch herausragender Pferde wie Hurricane Run, Authorized, Motivator, Scorpion oder aktueller Fame And Glory. St. Nicholas Abbey’s Mutter ist die von Sure Blade stammende Leaping Water, eine Stute, die selber nicht an den Start kam. Ihr bisher bester Nachkomme war der in Amerika auf Grade II-Ebene erfolgreiche Grammarian. Leaping Water ist die Halbschwester zum zweifachen Gr. I-Sieger und Spitzenmeiler Starborough, aber auch zu den von Sadler’s Wells stammenden Ballingarry und Aristotle (beide zweijährig Gr. I-Sieger) oder der Sadler’s Wells-Enkelin Spanish Falls (Belmez), welche sich in Frankreich auf Gr. III-Ebene durchsetzte.
Fazit: Gesundheit vorausgesetzt sollte St. Nicholas Abbey in der kommenden Saison der erste Anwärter für die Siegerlorbeeren im englischen und irischen Derby sein. Mit drei Starts als Zweijähriger vorsichtig eingesetzt, ist viel Raum für Entwicklung; ein Pferd ganz oben auf der "One to watch" -Liste.
Awzaan (GB)
Alhaarth (IRE) - Nufoos (Zafonic (USA))
Trainer: M Johnston
Besitzer: Hamdan Al Maktoum
Züchter: Shadwell Estate Company Limited
Vier Starts – Vier Siege, das ist die eindrucksvolle Bilanz von Awzaan, der wie St. Nicholas Abbey ein Gr. Iund ein Gr. II-Rennen gewinnen konnte. Sein Debüt gab der vom ehemaligen Champion-Zweijährigen Alhaarth stammende Hengst im Juni in Hamilton, wo er leicht gewann. Danach gewann er während dem "July Meeting" in Newmarket eine "Conditons Stakes" in überlegener Manier gegen starke Gegner. Nach diesem eindrucksvollen Sieg wollte sein Awzaan’s Trainer Mark Johnston das Meeting in Goodwood ansteuern, wurde aber von Awzaan’s Eigner Scheich Hamdan Al Maktoum gestoppt, der dem Hengst eine kurze Pause verordnete.
Diese Pause dankte Awzaan und siegte im September bei seinem Debüt auf Gruppenebene in den Mill Reef Stakes (Gr. II, 1400m) eindrucksvoll mit mehr als einer Länge. Seinen beste Leistung zeigte der Erstling der Zafonic-Stute Nuffoos dann in Newmarket wo er sich die Shadwell Middle Park Stakes (Gr. I, 1200m) gegen vier hochklassige Gegner von der Spitze aus holte.
Awzaan´s Mutter Nufoos gewann selber ein Listenrennen über 1400m und war auch über 1000m erfolgreich, ihre Mutter Desert Lynx (von Green Desert) war selber auch auf kurzen Distanzen siegreich.
Fazit: Awzaan verfügt über eine hohe Grundschnelligkeit und kann ohne Probleme nochmals beschleunigen. Es ist aber fraglich, ob er mit einer Meile zurechtkommen wird, langfristig wird er die kleine Elite von Sprintern in England verstärken und sollte auf Distanzen um die 1200m zuhause sein.
Siyouni (FR)
Pivotal — Sichilla (IRE) (Danehill (USA))
Trainer: A De Royer-Dupre
Besitzer: H H Aga Khan
Züchter: Haras De Son Altesse L’Aga Khan Scea
Frankreichs bester Zweijähriger ist der bereits Anfang Mai über 1000 Meter erfolgreiche Pivotal-Sohn Siyouni, der danach zwei weitere Prüfungen über diese Distanz gewinnen konnte. Seine erste Niederlage musste Siyouni im Prix Robert Papin (Gr. II, 1200m) einstecken, wo er als heißer Favorit der Stute Special Duty unterlag. Aber spätestens nach deren eindrucksvollem Gr.- I Sieg in Newmarket liest sich diese Form nun anders. Unter Form blieb Siyouni dann bei seinem ersten Ausflug über 1400 Meter, wo er in einem Gruppe III-Rennen nach einer Pause von mehr als sechs Wochen knapp gegen den guten Buzzword verlor. Seine beste Leistung zeigte Siyouni anschließend in Frankreichs wichtigstem Zweijährigen Rennen, dem Prix Jean-Luc Lagardere (Gr.I, 1400m), das er eindrucksvoll mit 1½ Längen Vorsprung gewann.
Siyouni’s Mutter Sichilla stammt vom Spitzensprinter und Champion-Deckhengst Danehill und war selber über 1400 Meter erfolgreich. Sie ist eine Halbschwester zu mehreren guten Pferden, am bekanntesten ist sicherlich der Gr. I-Sieger Slickly. Sichilla wurde von Jean- Luc Lagardere gezüchtet und wechselte in die Zucht des Aga Kahn als dieser die Gestüte von Lagardere erwarb.
Fazit: Man darf abwarten ob Siyouni mit weiteren Wegen zurechtkommt. Nach seinen bisherigen Leistungen sollten Distanzen um die Meile kein Problem sein. Ob das „kurze" Französische Derby mit 2100m in seiner Reichweite liegt, ist aber mehr als fraglich. Die Klasse für diese Rennen hat Siyouni auf alle Fälle.
Beethoven (IRE)
Oratorio (IRE) — Queen Titi (IRE) (Sadler’s Wells (USA))
Trainer: A P O’Brien
Besitzer: M Tabor, D Smith & Mrs John Magnier
Züchter: Whisperview Trading Ltd
Der Oratorio-Sohn Beethoven gehört nicht nur zu den besten Zweijährigen Europas, sondern ist auch sicherlich der "härteste" Zweijährige der vergangenen Saison. Nicht weniger als elf Mal kam der von Aidan O’Brien trainierte Hengst an den Start und verdiente dabei knapp £ 300.000, er gewann zwei Rennen. Sein Debüt gab der Hengst bereits im Mai in England, wo er in York als Favorit auf dem dritten Platz landete. Seinen ersten Sieg feierte Beethoven erst bei seinem sechsten Start in Leopardstown, wo er zehn Gegner bezwang. Vor diesem Sieg verdiente er bereits den ein oder anderen Euro in Gruppe-Prüfungen, wo er nie weit vom Sieger entfernt landete. Wenige Tage vor seinem Erfolg in Newmarket lief Beethoven noch in Paris im Prix Jean-Luc Lagardere (Gr. I, 1400m) an und landete dabei keine vier Längen hinter dem Sieger Siyouni auf dem sechsten Platz. In den Jumeirah Dewhurst Stakes (Gr. I, 1400m) trat Beethoven als 340:10-Außenseiter an, bezwang in einem spannenden Endkampf seine Trainingsgefährten Fencing Master und Steinbeck und gewann so sein erstes Gruppe-Rennen. Der Schlüssel zu diesem überraschenden Erfolg waren sicher die Scheuklappen, die Beethoven zum ersten Mal trug. Nach dem überraschenden Erfolg in Newmarket flog man mit ihm nach Amerika zum Breeders‘ Cup . Im mit 2.000.000 $ dotierten Grey Goose Breeders’ Cup Juvenile (Gr. I, 1700m) zeigte Beethoven erneut eine starke Leistung und landete keine drei Längen hinter dem Sieger Vale of York auf dem sechsten Platz.
Beethoven ist das erste Fohlen seiner Mutter Queen Titi, die selber zwei Rennen gewinnen konnte und zum Ende ihrer Laufbahn in einem Listenrennen über 1600m erfolgreich war. Queen Titi´s Mutter Litani River ist eine rechte Schwester zu Our Vision, der Mutter des Gruppe I-Siegers Dolphin Street, der Anfang der neunziger Jahre in Baden-Baden das Benazet-Rennen (damas LR, 1200m) gewinnen konnte. Ebenfalls ist Queen Titi eine nahe Verwandte zu den Gr. I-Siegerinnen Listen und Sequoyah. Die letztgenannte ist keine geringere als die Mutter von Champion-Meiler Henrythenavigator. Auf der December Sales 2009 kaufte Dr. Andreas Jacobs mit Tu Eres Mi Amore eine rechte Schwester von Listen und Sequoyah für das Gestüt Fährhof. Tu Eres Mi Amore wird in der kommenden Saison den Danehill-Sohn Dansili aufsuchen.
Fazit: Wird in der kommenden Saison als Gruppe I Sieger in den meisten Gruppe II- und II- Rennen Aufgewicht tragen müsse und sollte es so schwer haben, weitere tragende Gruppe-Rennen zu gewinnen. Dank seiner Härte aber sicher ein wichtiger Trainingsgefährte für den einen oder anderen Crack im Stall.
Canford Cliffs (IRE)
Tagula (IRE) – Mrs Marsh (IRE) (Marju (IRE))
Trainer: R Hannon Besitzer: The Heffer Syndicate
Züchter: S And S Hubbard Rodwell
Vorsicht ist meist geboten, wenn ein zweijähriges Rennpferd sein Lebensdebüt als heißer Favorit gibt, nur weil seine Trainingsleistungen überragend waren. Zu oft enttäuschen diese Pferde ihre Wetter und können auf der Rennbahn nicht umsetzen, was man sich nach Morgenleistungen von ihnen versprochen hat. Als der Tagula-Sohn Canford Cliffs Mitte Mai sein Lebensdebüt in Newbury (1200m) gab, hörte man auch wahre Wunderdinge von seinen Trainingsleistungen, aber im Gegensatz zu vielen „Hoffnungen" konnte der einstmalige £ 50.000-Jährling die Erwartungen umsetzten und gewann überlegen mit 7 Längen gegen sieben Gegner. Vier Wochen nach diesem Erfolg steuerte Canford Cliffs die renommierten Coventry Stakes (Gr. II, 1200m) während des Royal Ascot Meetings an und schlug dabei in beindruckender Manier zwölf Gegner mit 6 Längen. Auf dem zweiten Platz landete Xtension, der bei seinem nächsten Start in Goodwood die Vintage Stakes (Gr. II, 1400m) leicht gewinnen konnte.
Nach diesen beiden überlegenen Siegen versuchte es Richard Hannon mit Canford Cliffs erstmals in Frankreich und steuerte den Prix Morny (Gr. I, 1200m) in Deauville an. Doch fand Canford Cliffs nie richtig ins Rennen und belegte, wenn auch knapp geschlagen, einen enttäuschenden dritten Platz, rund ½ Länge hinter dem Sieger Arcano und der Spitzenstute Special Duty. Nach dem Rennen untersuchte man Canford Cliffs gründlich, konnte aber keine Probleme feststellen. Ein Engagement in einem der Gr. I-Rennen im Herbst ließ man danach bewusst aus und entschied sich, den Hengst für die kommende Saison frisch zu halten.
Canford Cliffs Mutter Mrs Marsh stammt vom guten Meiler Marju ab, kam selber aber nicht an den Start. Ihr Erstling ist der Barathea-Hengst Zeeran, der in Schweden drei Rennen für sich entscheiden konnte. Mrs Marsh ist eine Halbschester zu dem Grade II platzierten Pina Colada und eine Enkelin der Grade II Siegerin Triple Tipple, ansonsten findet man in ihrer Abstammung wenig Highlights. Canford Cliffs ist ihr bester Nachkomme und man darf gespannt sein ob er auch über die Meile kommt. Sein Vater Tagula, ein Sohn von Taufan, zeigte seine besten Leistungen zweijährig auf Distanzen zwischen 1200m – 1400m und ist ein Hengst, der eigentlich für "cheap Speed" steht; seine Nachkommen sind häufig eisenharte Sprinter, denen aber häufig der letzte Rest Klasse fehlt; 17jährig hat Tagula noch keinen Gruppe I-Sieger gezeugt. Trainer Richard Hannon und Jockey Richard Hughes gehen fest davon aus, dass Canford Cliffs auch mit Distanzen um die Meile zurechtkommen wird. Sollte dem nicht so sein, ist er für die kommende Saison sicherlich einer der führenden Anwärter auf die Sprint-Krone in England.
Fazit: War im Frühjahr der mit Abstand beste Zweijährige Europas und dominierte die Szene in überlegener Manier. Wenn er diese Formen nochmals zeigt, hat er alle Chancen, tragende Prüfungen zu gewinnen.