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Steffi Hofer im Porträt: Nächstes Ziel? Nächster Gruppesieg!

Steffi Hofer in der Mülheimer Jockeystube. Foto: Karina Strübbe

Autor: 

Karina Strübbe

TurfTimes: 

Ausgabe 214 vom Donnerstag, 10.05.2012

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die erste deutsche Rennreiterin ein Grupperennen für sich entscheiden konnte. Am 1. Mai war es soweit und Stefanie Hofer sicherte sich mit ihrem Sieg auf Smooth Operator in der Silbernen Peitsche ihren Eintrag in den Geschichtsbüchern des Turfsports. Irgendwie passte an diesem Tag alles zusammen. Steffi Hofer gewann ihr erstes Grupperennen auf einem von ihrem Vater nicht nur trainierten sondern auch gezogenen Pferd. Die Tatsache, dass sie selbst den Wallach eingeritten hatte, war quasi das Sahnehäubchen. Die Freude über diesen Erfolg schwingt auch fünf Tage später am Mülheimer Renntag mit, den Turf-Times für ein Interview mit der immer noch strahlenden Steffi Hofer nutzte. „Das war schon riesig. Ich habe mich sehr gefreut. Ich war vorher zwar schon ein paar Mal platziert, aber es halt nie gereicht und dieses Mal zum Glück schon.“

Wer strahlt mehr: Stefanie Hofer nach ihrem 1. Gruppe-Sieg mit Smooth Operator in der Silbernen Peitsche oder ihr Vater Mario Hofer - zugleich Trainer und Züchter des Wallachs. www.turfstock.comWer strahlt mehr: Stefanie Hofer nach ihrem 1. Gruppe-Sieg mit Smooth Operator in der Silbernen Peitsche oder ihr Vater Mario Hofer - zugleich Trainer und Züchter des Wallachs. www.turfstock.com

Steffi Hofer hat in den vergangenen Jahren viel erreicht, sie gehört mittlerweile längst zu den Arrivierten in der Jockeystube, was auch der Blick in die Statistik zeigt. Seit 2009 ist sie stets in den Top 10 der Jockeystatistik zu finden. Auch nach dem Verlust der Erlaubnis vor knapp zwei Jahren ging es fast nahtlos weiter. Im Mai 2010 gelang ihr mit Earlsalsa der erste Listensieg, nur kurz danach wäre sie die zweite Frau mit Ritt im Deutschen Derby gewesen, wäre nicht der Sturz wenige Tage davor passiert. Der Derbyritt wurde dann ein Jahr später nachgeholt, mit Mi Senor wurde sie Zwölfte. Nun kam der ersehnte Gruppesieg hinzu, so kann es gerne weitergehen, findet Stefanie Hofer. „Ich würde gern wieder die Top 10 schaffen und noch mal ein Grupperennen gewinnen“ ist die Antwort auf die Frage nach den Zielen für dieses Jahr.

Erster Derbyritt: Steffi Hofer mit Mi Senor im Hamburger Führring. Foto Karina StrübbeErster Derbyritt: Steffi Hofer mit Mi Senor im Hamburger Führring. Foto Karina StrübbeZufrieden und strahlend ist der Eindruck, den Steffi Hofer hinterlässt. Der jüngste Erfolg trägt dazu sicher seinen Teil bei, aber auch sonst läuft es. Momentan macht Steffi Hofer den Trainerschein. Der Abschluss des Lehrgangs wird sich zwar noch bis zum Herbst hinziehen, wenn alles klappt, doch Steffi Hofer geht das Ganze entspannt an. „Ich mache den jetzt schon, damit ich das schon einmal erledigt habe und um das möglichst stressfrei zu machen. Wenn ich irgendwo durchfallen sollte, kann ich das in Ruhe wiederholen und man weiß ja nie, was kommt.“ Kurzfristig ist das Trainieren für sie auch noch keine Option, schließlich hat die Reiterkarriere auch erst so gerade richtig begonnen, doch eine Option ist das Trainieren auf Dauer allemal, wenn nicht sogar mehr, den Stall von Mario Hofer irgendwann zu übernehmen, könne sie sich sehr gut vorstellen.

Vor dem Derby-Start im letzten Jahr der Presse-Termin: Mi Senors Züchter und Besitzer Albert Darboven, Stefanie Hofer und Hannes K. Gutschow (von links). www.galoppfoto.deVor dem Derby-Start im letzten Jahr der Presse-Termin: Mi Senors Züchter und Besitzer Albert Darboven, Stefanie Hofer und Hannes K. Gutschow (von links). www.galoppfoto.de

Die Zusammenarbeit scheint ohnehin gut zu funktionieren, Wechselabsichten hegt Steffi Hofer keine. Es läuft gut im heimischen Stall, auch wenn es durchaus mal Reibungspotenzial zwischen Vater und Tochter gibt. „Jo, es knallt mal, aber man diskutiert das aus. Das ist wie überall anders auch, denke ich, wenn man seine Meinung hat und der andere vertritt die andere Meinung...“, sagt sie und lacht.

Bei der täglichen Arbeit im Rennstall ihres Vaters Mario Hofer. www.dequia.deBei der täglichen Arbeit im Rennstall ihres Vaters Mario Hofer. www.dequia.de

 Steffi Hofer in Mülheim. Foto Karina StrübbeSteffi Hofer in Mülheim. Foto Karina StrübbeAuf die Frauenquote in der Jockeystube und die mehr oder minder vorhandenen Aversionen des einen oder anderen männlichen Kollegen gegenüber weiblichen Reiterinnen angesprochen, stellt Steffi Hofer klar: „Ich persönlich spüre das nicht, weil ich weiß, dass meine Kollegen mich anerkennen. Ich habe mir das auch erarbeitet. Generell, wenn Frauen anfangen, sind die schon eher skeptisch. Gut, man muss dazu sagen, dass viele auch anfangen, weil sie Pferde gern haben und es dann eher halbherzig machen als es richtig zu machen und das ist manchmal nicht so schön.“ In Zeiten, wo der Nachwuchs in erster Linie aus dem weiblichen Geschlecht besteht, ist das wohl unvermeidlich. Auf der anderen Seite zeigen Vorbilder aus anderen Ländern, dass es auch anders geht und dass Frauen im Rennsattel immer mehr zur Normalität werden. „Wahrscheinlich wird es sich etwas verschieben. Die Älteren werden irgendwann aufhören und viele Junge kommen ja nicht dazu.“

 

Das Interview mit Steffi Hofer
Geboren:07.09.1987
Jockey seit:ab 2003 als Amateurin im Rennsattel, Beginn der Ausbildung 2008
Was war Ihr erster Sieg?„Das war in Köln mit Vishnu im Amateurrennen. (12.04.2003) Ich bin mit 15 die ersten Amateurrennen geritten, schon lange her.“

Größte Erfolge als Jockey:

Hochdotierter Sieg: Survey gewinnt mit Stefanie Hofer das BBAG-Auktionsrennen in Iffezheim. www.galoppfoto.deHochdotierter Sieg: Survey gewinnt mit Stefanie Hofer das BBAG-Auktionsrennen in Iffezheim. www.galoppfoto.de „Jetzt der Gruppe Sieg mit Smooth Operator, dann der Ausgleich I in Hoppegarten 2011 mit Point Blank und Survey im Auktionsrennen in Baden-Baden. Besonders gefreut habe ich mich auch beim Sieg mit Naidoo in Baden-Baden, weil ich mit ihm in dem Jahr fünf Rennen gewonnen habe und als Highlight dann der Ausgleich II in Baden-Baden, das war schon toll.“

Anzahl Siege:

„Ich weiß es gar nicht, es müssten jetzt so ungefähr 265 sein.“

Wie ist das überhaupt bei Ihnen am Stall, reiten Sie da, wo Terry Hellier nicht reitet oder wie funktioniert das?

„Ja, wenn die Nennungen raus sind, sucht er sich aus, wo er hinfahren möchte. Dann kommt es natürlich noch darauf an, was der Besitzer möchte. Wenn der unbedingt jemand anderen drauf haben möchte,  dann entscheidet natürlich der Besitzer, aber der zahlt ja auch. Und ich reite dann meist am anderen Ort. Aber wie man sieht gibt es da auch immer gute Chancen.“

Wie soll es in Zukunft weitergehen?

Stefanie Hofer mit Combat Zone 2010 in Hoppegarten. www.galoppfoto.deStefanie Hofer mit Combat Zone 2010 in Hoppegarten. www.galoppfoto.de„Erst einmal so weiter machen wie bisher und dann möchte ich gern noch einmal nach Australien,  was ich bis jetzt noch nicht geschafft habe. Das möchte ich jetzt im Winter gern in Angriff nehmen und dort auch Rennen reiten. Mein Freund (Cay Bonhoff) ist schon einmal dort gewesen und hat daher ein paar  Kontakte.“

Wie lange wollen Sie dort bleiben?

„So etwa zwei Monate, denke ich.“

Gibt es mal einen blöden Spruch von den Männern, wenn sich die eine oder andere im Rennen ungeschickt anstellt?

„Ja, also, das Schlimme ist immer, wenn die Leute sich nicht genügend Gedanken machen, wie gefährlich das sein kann. Und dann zieht die eine, die vielleicht nur mal mitreiten will, vielleicht gerade vor deinen Füßen rein und du hängst in deren Hacken. Dass man dann nicht sagt „toll gemacht“, ist auch irgendwo verständlich. Dazu kommt noch die Sache, dass die Rennen nicht getrennt sind. In Frankreich ist es ja zum Beispiel so, dass die Amateure gar nicht in Profirennen reiten dürfen, außer ab einer bestimmten Gewinnsumme und hier kann im Prinzip jeder gegen jeden reiten.“ 

Was würden Sie denn sagen, wer von den Frauen neben Ihnen und Sabrina Wandt zu den Arrivierten gehört?

Hana Mouchova, die macht das ja auch schon sehr lange und dann Manuela Murke. Die macht das zwar jetzt nur noch als Hobby, aber ist von den Reiterinnen mit die beste. Cecilia Müller hat zum Beispiel auch gerade erst angefangen mit der Ausbildung und ist noch in der Entwicklung, da muss man natürlich abwarten, wie das wird.“

Was ist Ihr niedrigstes Reitgewicht und was müssen Sie dafür tun? „Momentan 52,5, ich war mal leichter. Laufen kann ich nicht so gut, wegen meiner Knie, also gehe ich immer viel walken und sonst halt die Badewanne mit heißem Wasser.“

Gibt es einen Ritt, wo sie sich hinterher geärgert haben, weil mehr drin gewesen wäre?

„Ja, wenn man schon mal festsitzt zum Beispiel, aber das passiert, zum Beispiel in Köln im Ausgleich II (mit Sleepless), da saß ich fest, aber das ist halt Pech.“

Was sind ihre besonderen Stärken als Jockey?

„Ich denke mein Finish und die Fähigkeit, mich auf jedes Pferd individuell einstellen zu können.“

Welcher Sieg war in letzter Zeit der überraschendste für Sie?

Steffi Hofer mit ihrem ersten Gruppe-Sieger - Smooth Operator, Sieger in der Silbernen Peitsche in München. www.turfstock.comSteffi Hofer mit ihrem ersten Gruppe-Sieger - Smooth Operator, Sieger in der Silbernen Peitsche in München. www.turfstock.com„Naja, Smooth Operator.“ (lacht)

Aber so überraschend war das doch nicht, zumindest nicht von der Form her.

„Also, ich hatte ja sowieso Mumm auf das Pferd und der erste Jahresstart, gut, meistens braucht er sowieso ein Rennen.“

Sie sind ja quasi mit dem Rennsport aufgewachsen. Wann kam denn der Wunsch, das auch beruflich machen zu wollen?

„Meine Mutter wollte eigentlich, dass ich erst noch was „Vernünftiges“ lerne, damit ich ein zweites Standbein habe. Und dann wollte ich Chemie- oder Biolaborantin machen, habe aber keinen Ausbildungsplatz bekommen, bzw. hätte das Rennreiten komplett aufgeben müssen, weil ich dann auch nicht als Amateur hätte reiten dürfen. Dann habe ich gesagt, nein, das will ich nicht. Da blieb dann nur das übrig.“
Inwiefern war Ihr Vater da prägend? „Der hat mich auch immer meine Entscheidungen selbst treffen lassen. Wenn ich gesagt hätte, ich will nichts machen, wäre es auch gut gewesen.“

Wer ist für Sie als Vorbild wichtig?

 „Frankie Dettori finde ich sehr gut und von den in Deutschland reitenden Jockeys vom Stil her Eddie Pedroza.“

Welches ist/war das beste Pferd, das Sie geritten sind?

„Das ist schwer... Man könnte jetzt natürlich sagen Night Tango, der war im Derby Zweiter. Aber es gibt da so viele. Wir haben ja öfter mal gute Pferde.“

Haben Sie ein Lieblingspferd? Welches und warum?„Mehrere. Ich mag im Prinzip die ganze Linie von Smooth Operator.“
Welches Pferd (früher, international) hätten Sie gern einmal geritten? „Ja, Danedream oder Goldikova.“ (lacht)

Mögen Sie Stuten lieber oder ist das bei den beiden Zufall?

„Ich mag eigentlich eher Hengste, aber von den Erfolgen her würde ich jetzt die zwei Stuten nennen.“
Welche ist Ihre Lieblingsbahn? „Krefeld und Baden-Baden.“
 Auf welcher Bahn (international) würden Sie gerne einmal einen Ritt haben? „Ascot wäre mal ganz schön.“

Was ist Ihr Lieblingsessen und wie oft können Sie sich das genehmigen?

 „Schokolade. Die esse ich auch fast jeden Tag.“
Haben Sie nicht pferdische Hobbys? „Ich spiele gern Paintball. Wir gehen immer zusammen mit Andre Best und so Paintball spielen in Aachen. Das kommt auch immer drauf an, wie viele Leute wir zusammenbekommen und auch ein bisschen darauf, wann kein Renntag ist. Samstags kommen da zum Beispiel schon mal 100 Mann in Aachen zusammen. Sonst gehe ich gern shoppen oder spiele Squash.“

Welches Rennen würden Sie gern mal gewinnen?

„Das Derby.“

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