Starkes Finale in Deauville

Mit dem erwartet starken Umsatz ging am Dienstag im französischen Seebad Deauville die Saison der wichtigen Auktionen 2013 in Europa zu Ende - wobei die Pause nur kurz ist, denn schon Ende Januar/Anfang Februar stehen in England, Frankreich und Irland die "midwinter sales" an, der nächste Treffpunkt der derzeit durchaus aktiven Versteigerungsszene. Die "Vente d'Elevage de Décembre" von Arqana wartete mit einem satten Plus gegenüber dem Vorjahr und einer vergleichsweise auch starken deutschen Beteiligung auf. Der Schnitt pro Zuschlag ging um knapp 18 Prozent auf €38.532 hoch, wobei die Verkaufsrate bei erstaunlich starken 81 Prozent lag.

Logischerweise zogen die Angebote des Aga Khan besonders großes Interesse auf sich. Als Anteilseigner von Arqana - sein französischer Gestütsleiter Georges Rimaud ist Präsident der Gesellschaft - verkauft der Aga Khan seine Stuten in der Regel nur in Deauville oder bei Goffs. Wer diese Blutlinien haben will, der muss dorthin kommen. So war es keine Überraschung, dass ein Angebot von ihm mit €800.000 den Höchstpreis erzielte, in diesem Fall die drei Jahre alte Darysina (Smart Strike). Auf der Rennbahn hat sie mit zwei Platzierungen zwar nicht viel bewegen können, doch ist sie als Halbschwester der Hong Kong Vase (Gr. I)-Siegerin Daryakana (Selkirk) und des Gr. II-Siegers Daramsar (Rainbow Quest) für die Zucht hinreichend empfohlen. Johnny McKeever bekam den Zuschlag im Auftrag von Dr. Phillip Brown, einem ehemaligen Verleger, der seine Stuten im Watership Down Stud der Familie Lloyd-Webber in England stationiert hat. Dorthin wird Darysina gehen, wie auch die von Fastnet Rock tragende sieben Jahre alte Zibeling (Cape Cross), eine Schwester der Gr. II-Siegerin und Gr.-Vererberin Beauty Is Truth (Pivotal), die €280.000 kostete.

Die Wertheimer-Brüder waren sowohl als Käufer wie als Verkäufer unterwegs. Auf der Suche nach einer Tochter von Montjeu wurden sie bei Merville fündig, eine Halbschwester der Gr. I-Sieger Ectot (Hurricane Run) und Most Improved (Lawman). Die Fünfjährige hat ein Fohlen von Lawman im Bauch, hat selbst zwei Rennen gewonnen. Verkauft wurde hingegen aus dem Rennstall die drei Jahre alte Plumba (Anabaa), die gewonnen hat und eine rechte Schwester von Plumania ist, Siegerin u.a. im Grand Prix de Saint-Cloud (Gr. I), zweimal Zweite im Prix Vermeille. Plumba ging an Nicolas de Watrigant, der für Scheich Joaan Al Thanis neues Unternehmen Al Shaqab Racing tätig war. "Sie geht ins Gestüt, wird entweder von Al Kazeem oder Planteur gedeckt", meinte de Watrigant, der für Al Shaqab insgesamt sieben Käufe für €1.536.000 tätigte. Darunter war für €280.000 Nuit d'amour (Azamour), eine mehrfach listenplatziert gelaufene dreijährige Tochter der Listensiegerin und Gr. II-Vererberin Banyu Dewi (Poliglote) aus der Zucht von Irmgard und Dieter Meinke. Bei ihr war Andreas Putsch der Unterbieter.

Mit Where (Danehill Dancer) brachte eine weitere drei Jahre alte Stute €600.000. Die nur einmal zweijährig gelaufene Tochter der 1000 Guineas (Gr. I)-Siegerin Virginia Waters (Kingmambo) trägt von Galileo, sie ging an Steven Young, der im Kundenauftrag tätig war. Mit elf Jahren deutlich älter ist Vadawina (Unfuwain), die das dritte Lot mit einem Zuschlag von €600.000 war. Die Siegerin im Prix Saint-Alary (Gr. I) ist allerdings Mutter u.a. des Prix du Conseil de Paris (Gr. II)-Siegers Vadamar (Dalakhani), ist zudem tragend von Redoute's Choice. Ihr Weg führt nach Irland in das Barronstown Stud von David Nagle.

Die Japaner, die sich in Newmarket relativ zurückhaltend gezeigt hatten, waren in Deauville etwas aktiver. Zu den Käufern zählte Katsumi Yoshida, der sich für €420.000 u.a. die acht Jahre alte, von Rip van Winkle tragende Très Rapide (Anabaa Blue) sicherte. Die rechte Schwester von Très Blue, Zweiter im diesjährigen Deutschen Derby (Gr. I), sowie von Tres Rock Danon (Rock of Gibraltar), war selbst mehrfach gruppeplatziert.

Nachkommen von Monsun in erster und zweiter Generation spielten in mehreren Altersbereichen eine wichtige Rolle. Die sechs Jahre alte Monblue (Monsun) aus der Zucht des Gestüts Wittekindshof, eine Listensiegerin in Italien, ging tragend von Soldier Hollow für €400.000 an Damon Gabedy von der Belmont Bloodstock Agency. Er war im Auftrag der australischen Züchter John und Fu Mei Hutchins tätig. Im Bauch hat Monblue, die das Haras de Saint Pair angeboten hatte, einen rechten Bruder oder Schwester des gerade eingegangen Salon Soldier, dessen Erfolge in Australien zu dem Kauf beigetragen haben dürften. Eine Enkelin von Monsun ist Elle Same (Samum), die aus dem Rennstall von Peter Schiergen angeboten wurde. Zweijährig noch für russische Interessen bei Andre Fabre im Training kam sie letzten Winter nach Köln, war dieses Jahr zweifache Siegerin und listenplatziert. Die Tochter von Elle Danzig (Roi Danzig), wie Monblue aus Wittekindshofer Zucht, ging für €300.000 an Charles-Henri de Moussac vom Haras du Mezeray, der noch nicht genau sagen konnte, ob möglicherweise noch ein Jahr im Rennstall angehängt wird. Eine weitere teure Samum-Tochter war Abilene, sie ging für €270.000 an die Investorengruppe Capital Pur-Sang. Die drei Jahre alte Stute repräsentiert eine erfolgreiche Wildenstein-Linie, sie ist listenplatziert gelaufen und wird ihre Karriere im Rennstall von Francis-Henri Graffard fortsetzen.

Das teuerste Fohlen der Auktion hat eine rein deutsche Abstammung: Die vom Ecurie des Monceaux angebotene Stute stammt aus dem letzten Jahrgang von Monsun aus der Gr. III-Siegerin Peaceful Love, für €180.000 ging sie an die Broadhurst Agency von Laurent Benoit, der sich jedoch nicht konkret zu der Zukunft von ihr äußerte.   

Das Gestüt Wittekindshof bot über das Haras d'Ombreville mehrere Fohlen an: Preislich am höchsten lag eine Raven's Pass-Tochter der Listensiegerin Elle Gala (Galileo), die für €145.000 an Jeremy Brummitt ging. Es ist wahrscheinlich, dass sie im kommende Jahr erneut in einen Auktionsring kommt. Eine Stute von Manduro aus der Salonblue (Bluebird), somit Dreiviertelschwester von Monblue (Monsun) und Halbschwester von Salon Soldier (Soldier Hollow), wurde für €100.000 an Seamus Mills verkauft. Zudem gab Wittekindshof die drei Jahre alte North Mare (Manduro) für €22.000 ab, während die einstige "Winterkönigin" Swordhalf (Haafhd) für €80.000 zurückgekauft wurde.

Die Stiftung Gestüt Fährhof war mit fünf Stuten nach Deauville gefahren, der Transporter kehrte leer zurück. Den Höchstpreis erzielte die vier Jahre alte Singuita (Königstiger), eine Schwester zu Silvano (Lomitas) und Sabiango (Acatenango), sie ging tragend von Campanologist für €100.000 an die Umm Qarm Farm, bleibt jedoch in Frankreich. Ordentliche Preise erzielten zwei weitere von Campanologist tragende Stuten, die fünf Jahre alte Bianca de Medici (Medicean) aus der Familie von Treve (Motivator) erlöste €50.000, die ein Jahr jüngere Mei (Shamardal) ging für €21.000 in neuen Besitz über. Pasaquina (Acatenango) fand tragend von Soldier Hollow für €21.000 einen neuen Eigner, die von Manduro tragende Set The Pace (Sadler's Wells) ging für €28.000 in die Türkei.

Neun Pferde kamen über das Gestüt Etzean in den Ring, sieben wurden verkauft. Den Höchstpreis von €33.000 erzielte ein Sholokhov-Hengstfohlen aus der Zucht von Gabriele Lux, wobei der aktuell auf Gr.-Ebene über Hindernisse so erfolgreiche Twinlight (Muhtathir) ein naher Verwandter ist (siehe separate Meldung) und mit ein Grund für den Kauf seitens Stamina Turf war. Ein Stutfohlen von Zoffany aus der Ticana ging für €32.000 an Marco Bozzi. Tragend von Soldier Hollow wurde Every Day (Sholokhov) für € 21.000 an das marokkanische Fal Stud abgegeben. Für die von Sholokhov tragende Ramina (Shirocco) gab es €25.000, Alberta (Lomitas) ging tragend von Campanologist für €13.000 an Patrick Barbe, schließlich wechselte Bon Allumage (Nayef) für €18.000 an Crispin de Moubray.

Aus dem Kontingent von Ronald Rauscher blieben zwei Stuten, Lady Jacamira (Lord of England) und Ituila (Tertullian) - siehe Tabelle - in deutschem Besitz. Salve Evita (Monsun) wurde tragend von Soldier Hollow für €26.000 Federico Barberini zugeschlagen, Molly Mara (Big Shuffle) ging für €15.000 an Paul Nataf. Markus Münch verkaufte die von Soldier of Fortune tragende, sechs Jahre alte Inez (Dai Jin) aus einer Schlenderhaner Linie für €31.000 an Emerald Bloodstock. Das Gestüt Brümmerhof trennte sich u.a. von Best in Show (Big Shuffle) und Diva (Oasis Dream).

Aus Deutschland waren erfreulicherweise zahlreiche Käufer angereist, wobei die offensichtlichen Akquisitionen in einer Tabelle aufgeführt werden. Den Höchstpreis von €115.000 tätigte dabei Philipp von Stauffenberg, der sich bereits in Newmarket bei den Fohlen in höheren Regionen aufhielt. Das von ihm für diesen sechsstelligen Betrag erworbene Stutfohlen stammt aus dem ersten Jahrgang des Darley-Hengstes Poet's Voice (Dubawi) aus der Gaudera (Big Shuffle), der Mutter der Black Type-Sieger Grandcamp (Platini) und Piana (Doyen) aus bester Auenqueller Familie. Züchter der Stute ist Uwe Stallmann aus dem ostwestfälischen Löhne, das Haras de Grandcamp zeichnete als Consignor und Mitbesitzer. Gut möglich, dass die Stute im kommenden Jahr erneut in den Ring kommt. 

Mit elf Zuschlägen zählte Holger Faust' Agentur HFTB zu den eifrigsten Käufern der Auktion. Sein teuerster Einkauf war die über Ronald Rauscher angebotene Lady Jacamira (Lord of England). Die vier Jahre alte Stute, für den Stall Zaster Siegerin im Franz-Günther von Gaertner-Erinnerungsrennen (Gr. III) und im Bremer BBAG-Auktionsrennen, ausgestattet mit einem GAG von 92kg, war mit €30.000 gewiss nicht überbezahlt. "Sie wird zu Samum gehen", berichtete Faust aus Deauville. Mehrere Pferde, so die jeweils von Soldier Hollow tragenden Mutterstuten Eva (Areion) und Irika (Areion) sowie das Hengstfohlen King's Hollow (Soldier Hollow) aus der Zucht des Gestüts Elsetal erwarb Faust für den Düsseldorfer Christoph Holschbach.

Vente d'Elevage de Décembre - Salestopper

 Vente d'Elevage de Décembre

Käufe mit deutschem Hintergrund (Auswahl)