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Serie "Das perfekte Auktionsangebot" Teil II: Nach welchen Selektionskriterien sollte der Anbieter züchten?

Autor: 

Philipp Graf von Stauffenberg

TurfTimes: 

Ausgabe 118 vom Donnerstag, 10.06.2010

Passend zur  Frühjahrsauktion in Baden-Baden haben wir in unserer letzten Ausgabe (Turf-Times Nr. 118) diese neue Serie - angelehnt an das kürzlich angebotene BBAG-Seminar -  gestartet. Der Referent des Seminars  ist zugleich unser Kolumnist:  Graf Philipp von Stauffenberg ist sowohl Züchter (Schloßgut Itlingen, u.a. der Gr. I-Siegerin Lady Marian) als auch Agent ( Stauffenberg Bloodstock). Im ersten Teil – hier auf unserem Internet-Portal nachzulesen – ging es um die Frage, was die Käufer erwarten. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Anbietern.

 „Nach welchen Selektionskriterien sollte der Anbieter züchten.“                         

Im eigentlichen Sinne ist kaum einer der Anbieter in  Baden-Baden ein wirklich kommerzieller Züchter, aber diejenigen, die ihre Jährlinge dort anbieten, wollen (so sie denn wirklich beabsichtigen zu verkaufen) einen möglichst hohen Preis erzielen. Klingt provokant, trifft aber den Kern ziemlich genau.

Die meisten der Mutterstuten, deren Nachkommen bei der BBAG angeboten werden, wurden nicht aus kommerziellen Aspekten gekauft. Sie sind - teilweise schon über mehrere Generationen - selbstgezogen und/oder (wenn überhaupt) für ihre Besitzer gelaufen und jetzt sollen ihre Nachkommen möglichst hohe Preise erzielen.

Selektionskriterien

Generell  haben die meisten Anbieter ein Problem Ihr Angebot objektiv zu beurteilen. Emotionen und die vielen „wenn“ verleiten dazu, mit Stuten bzw. Hengsten zu züchten, deren Nachkommen nicht entsprechend zu vermarkten sind. Dies führt teilweise zu kompletten Fehleinschätzungen, Platzierungswünschen der angebotenen Jährlinge und schlussendlich zu falschen Preisvorstellungen.

Die Katalogseite

Das erste, was der potenzielle Käufer zu sehen bekommt, ist der Auktionskatalog. Das Angebot ist inzwischen so groß, dass es immer wichtiger wird, nicht nur einen Seitenfüller zu haben, sondern schon hier entsprechende Aufmerksamkeit zu binden.

Der Hengst steht oben und spielt eine große Rolle für den Kunden. Er hat viel positive Presse, ist in aller Munde durch die Erfolge seiner Nachkommen. Erfolge lassen sich sehr leicht ablesen – Statistiken existieren in allen möglichen Varianten.

Die Nachkommen der Hengste lassen sich bestmöglich vermarkten, die aktuell in den Ergebnislisten vorne stehen und jetzt auch mehr und mehr in der Presse „gehypet“ werden. Eine Kunst ist es sicherlich bei der Anpaarung vorherzuahnen, bei welchem Hengst man zwei Jahre später darauf hoffen kann, dass sich „jeder“ Käufer um deren Nachkommen reißt.

Dazu gehören auch das Studium der Zuchtnachweise und damit das Wissen, welche Hengste die bestmögliche/versprechendste Unterstützung bekommen haben und das dann für das entsprechende Auktionsjahr zu prognostizieren. Da die Decktaxe in der Regel einen entscheidenden Beitrag zu den Gestehungskosten beiträgt, ist optimale Vorbereitung bares Geld wert.

Junge Hengste sind neben den Tophengsten am leichtesten zu vermarkten. Ihre (Top)Eigenleistung ist den meisten noch in guter Erinnerung – die Nachkommenleistung kann noch keiner wirklich beurteilen und damit kann die Ausrede für das Versagen schon zurechtgelegt werden.

Bei geprüften Hengsten, die nicht absolut top sind, gibt es jede Menge pro und kontra, die an der Bar oder wo auch immer diskutiert werden.

Nachkommen von Hengsten mit bewiesenem oder vermutlichem Klassischen Potential sind eher für Select Sales zu berücksichtigen (Baden-Baden September, Arqana August, Tattersalls Part I und II, Goffs Orby). Für die anderen kommen dann eher die nachgezogenen Auktionen in Frage. Doncaster bildet eine gewisse Ausnahme, da die Auktion den Ruf hat, besonders frühreife Pferde anzubieten, aber das kommt bei der Deutschen Population eher weniger in Frage.

Den meisten Platz auf einer Katalogseite nimmt die Mutterstute mit ihrer Nachzucht, sowie deren unmittelbare Familie ein. 

Vereinfacht kann man sagen, dass viel fettgedrucktes (Blacktype) viel Qualität bedeutet und je näher es an meinem angebotenen Jährling ist, desto besser ist es - das wird bezahlt! Auch hier gilt, nur die „besten“ Katalogseiten für die Select Sales.  Katalogseiten, die mit teilweise bis zu 5 Müttern gefüllt werden müssen, haben hier nichts zu suchen.

Leider geht die BBAG einen eigenen Weg, hält sich nicht an die Internationalen Standards, sondern verwässert die Pedigrees mit Nationalem Blacktype. Und nicht jedes in einem BBAG Katalog aufgeführte BT ist eins nach International Cataloging Standards.

Generell erliegt der Anbieter dem Streben, seinen Jährling auf der „besten“ Auktion anzubieten. Er berücksichtigt oftmals nicht, den Jährling dort anzubieten, wo er den bestmöglichen Preis erzielen kann.

Generell sollte man dem Motto „Großer Fisch in kleinem Teich“ folgen und lieber die etwas schwächere Auktion auswählen, da dort eher die Möglichkeit gegeben ist, herauszustechen.

Die ersten Nachkommen junger Stuten mit (möglichst guter) Rennleistung und bestmöglich gezogener Stuten (guter Mutterstutenvater, Topfamilie) bzw. dann wieder Nachkommen wirklich profilierter Stuten (Stakes oder Blacktypeproducer) lassen sich am besten vermarkten.

Emotionale Bindung kann sich der (wirklich) kommerzielle Züchter nicht leisten. Er muss man sich von den Emotionen, die mit den Pferden verbunden sind, lösen – die lassen sich nicht auf der Auktion verkaufen, sondern eher privat an ein äußerst kleines dafür empfängliches Publikum.

Geburtsdatum

Gerade bei den früheren Auktionsterminen spielt das Geburtsdatum eine Rolle. Ab Mai geborene Jährlinge tun sich in der Regel in der Vermarktung schwerer gegenüber ihren früher im Jahr geborenen Altersgenossen. Meistens tut man ihnen keinen Gefallen, wenn man sie zu früh belastet und sie in eine zu frühe Auktion zwingt. Sie verlangen entsprechend eine sehr schonende langsame und damit auch längere Vorbereitung.

 

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