Mit Olivier Peslier im Sattel bezwingt der deutsche Derby-Sieger Pastorius bei seinem Saisondebüt im Prix Ganay (Gruppe I, 2100m, 300.000€) in Longchamp die versammelte französische Elite. Damit gelingt dem in den Farben von Franz Prinz von Auersperg laufenden und im Training bei Mario Hofer in Krefeld befindlichen Soldier Hollow-Sohn als erstem Deutschen der Triumph in dieser Top-Prüfung des europäischen Turfs.
Erwartungsgemäß hatte Point Blank (Stefanie Hofer), der ein Jahr ältere Halbruder zu Pastorius, direkt nach dem Start für ein zügiges Renntempo gesorgt und die in Frankreich auf diesen Distanzen häufig zu beobachtetenden Bummelrennen mit Zielgeradensprint verhindert. Begleitet wurde Point Blank von der Aga Khan-Stute Mandistana (Gregory Benoist), die als Pacemakerin für ihre Stallgefährtin Ridasiyna (Christoph-Patrice Lemaire) die Partie aufgenommen hatte und ebenfalls für Tempo sorgen sollte. Olivier Peslier hatte Pastorius dahinter an der Innenseite sofort prominent platziert, während die französischen Cracks mehr aus der Reserve heraus geritten wurden.
Beide Pacemaker hielten in der Zielgerade noch längere Zeit stand, so dass Pastorius für einen Moment keinen idealen Rennverlauf hatte, da er weiter nach außen genommen werden musste, um an Mandastina vorbei zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt rückte der in Niarchos-Farben laufende Maxios (Stephane Pasquier) vielversprechend auf. Der Monsun-Sohn aus dem Quartier von Jonathan Pease kam mit einer frischen Siegform aus dem Prix Harcourt vor drei Wochen an selber Stelle an den Start und schien 300m vor dem Ziel die besten Karten zur Komplettierung des Harcourt-Ganay-Doppels zu haben. Doch Pastorius fightete gegen den schwungvoll an seine Seite gezogenen Maxios aufopfernd zurück und wendete das Blatt noch einmal. Im Ziel hatte er sich sogar wieder etwas vom Konkurrenten freigemacht und brachte den ersten deutschen Erfolg in dieser Prüfung, die in diesem Jahr den Auftakt zur euorpäischen Gruppe I-Saison markierte, mit einer Länge Vorsprung unter Dach und Fach.
Mit einigem Speed holte sich der einstige Melbourne Cup-Sieger Dunaden (Jamie Spencer), einer von drei Schützlingen aus dem Quartier von Mikel Delzangles im Rennen, vom letzten Platz aus heranrauschend noch Rang 3 mit einer weiteren Länge Rückstand. Nur Vierte wurde die am französischen Totalisator favorisierte 5jährige Stute Giofra (Christophe Soumillon), die in der Zielgerade zwar lange Zeit bestechend galoppierte, aber einfach nicht in einen höheren Gang schalten konnte und mit zwei Längen Abstand eine bessere Platzierung schon recht deutlich verpasste. Die Dansili-Tochter aus dem Quartier von Alain de Royer-Dupre dürfte angesichts des schnell gelaufenen Rennens diesmal an ihre Grenzen des Stehvermögens gekommen sein. Nur einmal zuvor war sie in ihrer Karriere auf einer solch weiten Distanz engagiert, als sie im langsam gelaufenen Ganay des Vorjahrs auf Rang 2 hinter Cirrus des Aigles endete.
Das letzte Platzgeld holte sich der französische Derby-Sieger Saonois (Antoine Hamelin), der eine dreiviertel Länge hinter Giofra auf Platz 5 endete und im Duell der beiden Derby-Sieger eindeutig den Kürzeren zog. Anders als die zwischen den beiden Derby-Siegern Platzierten, die alle bereits einen Start in dieser Saison absolviert hatten, war es für ihn genauso wie für Pastorius der Auftakt zur Vierjährigen-Kampagne.
Die ebenfalls 4jährige Aga Khan-Stute Ridasiyna (Christoph-Patrice Lemaire), eine von insgesamt fünf Gruppe I-Siegern im Starterfeld des diesjährigen Ganays, strafte ihren Betreuer Mikel Delzangles Lügen, hatte der doch vor dem Rennen noch verkündet, dass die Motivator-Tochter sich jetzt ruhiger als im vergangenen Jahr gebe. Zumindest im Rennen sah es diesmal aber erneut ganz anders aus, die Aga Khan-Stute, die eine halbe Länge hinter Saonois als Sechste über den Zielstrich ging, war nur schwer zu bändigen und verpulverte sicherlich einige Kraft unnötig beim Kampf mit ihrem Jockey.
Für den siegreichen Pastorius, der am französischen Totalisator zu einer Siegquote von 72:10 zum Zuge kam und damit deutlich höher notierte als bei den englischen Buchmachern, die ihn mit Kursen um die 50:10 vor dem Start anboten, steht jetzt ein erster außereuropäischer Start auf der Agenda. Mitte Mai soll er in Singapur im dortigen Singapur Airlines Cup an den Start gehen. Ein Sieg in der über 2000m führenden Prüfung wäre allerdings nicht derart „historisch“ wie es der Ganay-Erfolg an diesem Wochenende war, schließlich hat der damals von Andreas Schütz in Köln trainierte Epalo dieses Rennen bereits 2004 als erster Deutscher gewonnen. Den französischen Reportern erklärte Mario Hofer nach dem Sieg im Absattelring allerdings auch, dass er vorhabe, Pastorius für den Arc zu nennen und mit ihm das europäische Vorzeigerennen Anfang Oktober anzusteuern. Doch bis dahin kann noch viel passieren.