Einen ausländischen Sieg im Mehl-Mülhens-Rennen (Gruppe II, 1600m, 153.000€) am Pfingstmontag auf der Kölner Rennbahn hatte man im Vorfeld durchaus erwartet, schließlich hatte sich ein britisches Sextett auf den Weg nach Köln gemacht, so dass die Gäste von der Insel sogar zahlenmäßig im zehnköpfigen Starterfeld dominierten. Ergänzt wurde das ausländische Element im ersten klassischen Rennen der deutschen Turf-Saison durch einen Vertreter aus dem Quartier von Henri-Alex Pantall, doch schien von diesem Franzosen keine Gefahr auszugehen. Der Oasis Dream-Sohn hatte bei sieben bisherigen Rennbahnauftritten einzig ein kleines Provinzrennen als Youngster gewonnen, noch nie war er in einem Gruppe-Rennen überhaupt angetreten, was angesichts seiner wenig berauschenden Vorstellungen in sportlich geringgradigeren Aufgaben auch nicht verwunderte. Bei diesen Vorleistungen war es kaum vorstellbar, dass ausgerechnet dieser Hengst für den ersten französischen Sieg im deutschen Hengste-Klassiker sorgen würde.
Doch Galopprennen können unerwartete Ausgänge haben, was sich in Köln erneut bestätigte. Der von Fabrice Veron gerittene Peace At Last düpierte die versammelte britisch-deutsche Konkurrenz und gewann das Rennen mit mehr als einer Länge Vorsprung vor dem außen heranfliegenden Auenqueller Global Bang (Adrie de Vries), der nach Startverlust zunächst hinter dem Feld gelegen hatte und sich mit fulminatem Speed in der Zielgerade noch zur Geltung brachte. Der von Mario Hofer trainierte Manduro-Sohn ließ zumindest die britische Konkurrenz noch hinter sich und war eindeutig der beste Deutsche im Rennen.
Der Godolphin-Vertreter Tawhid (Mickael Barzalona) erreichte gut eine Länge hinter Global Bang als bester Brite den 3. Rang, während der Rest schon klar deklassiert folgte. Zehn Längen hinter dem vorderen Trio holte sich der Brite String Theory (Adam Kirby) Rang 4 vor seinem Landsmann Boomshackerlacker (Patrick Cosgrave) und dem im Vorjahr hierzulanden noch mit Gruppe-Meriten im Zukunftsrennen dekorierten Ayaar (Martin Harley). Erst dahinter endeten die beiden Deutschen Royal Fox (Dennis Schiergen) und „Winterfavorit“ Limario (Alexander Pietsch) auf den bedeutungslosen Rängen 7 und 8. Noch schlimmer erwischte es den als Favorit ins Rennen gegangenen Briten Law Enforcement (Sean Levey), der nur als Vorletzter ins Ziel kam.
Die Frage, wie deutlich die Außenseiterrolle des ersten französischen Mehl-Mülhens-Siegers denn nun war, muss differenziert beantwortet werden. Am Kölner Totalisator notierte Peace At Last zu einer Siegquote von 302:10 als letzter Außenseiter des Feldes. Ganz anders sah dies am französischen PMU-Totalisator aus, der dieses Rennen zusammen mit fünf weiteren Prüfungen des extrem umfangreichen Kölner Pfingstrenntags in ihr Programm übernommen hatte. Dort notierte der Franzose zu einer Siegquote von 98:10 und stand somit nicht in krasser Außenseiterposition. Zumindest sein Besitzer Guy Heald, der seinen Schützling nach Köln begleitet hatte, zeigte sich vom Erfolg überrascht und diktierte der Presse strahlend in die Notizblöcke: „Ich habe mit diesem Sieg nicht gerechnet“. Damit befand er sich auf der Kölner Rennbahn in guter Gesellschaft.