Drucken Redaktion Startseite

Neue Deckhengste in Deutschland: Waldpfad

Ein Jugendfoto: Waldpfad bei der BBAG-Jährlingsauktion. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 648 vom Freitag, 11.12.2020

Es ist nach jetzigem Stand der einzige neue Deckhengst in Deutschland, einmal abgesehen von dem Rückkehrer Reliable Man: Der Brümmerhofer Waldpfad debütiert im kommenden Jahr im Gestüt Erftmühle, zu einer Decktaxe von 3.000 Euro. Er sollte Zuspruch finden, denn Hengste, die auf kürzeren Distanzen ihre besten Leistungen gezeigt haben, sind in der übersichtlichen deutschen Szene weniger häufig anzutreffen. Preislich liegt er ohnehin im unteren Bereich.

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er vor fünf Jahren bei der BBAG-Jährlingsauktion in Iffezheim, wo er allerdings nicht verkauft wurde, mehr als 390.000 Euro wollte niemand ausgeben, er hatte schon einen anspruchsvollen Reservepreis. Er wechselte dann aber doch den Besitzer, in den des Stalles Chevalier d’Or, an dem Brümmerhof einen Anteil hielt. Zweijährig war er nicht an den Start zu bringen, dreijährig lief er fünfmal. Er gewann beim zweiten Start über die Meile in Hannover, siegte in einem Ausgleich II über diese Distanz in Baden-Baden und konnte sich in zwei BBAG-Auktionsrennen prominent platzieren. Richtig los ging es dann vierjährig, als er bei sechs Starts drei Handicaps in Folge gewann, auf Strecken zwischen 1400 und 1600 Meter, in Hannover und Hamburg. Die ersten Versuche auf Gruppe-Ebene fielen hingegen noch nicht so aufregend aus.  

Da die Besitzergemeinschaft aufgelöst wurde, ging Waldpfad auf die Herbstauktion der BBAG, wo ihn sein Züchter, das Gestüt Brümmerhof für 49.000 Euro erwarb und somit alleiniger Besitzer wurde. Er wechselte in den Stall von Dominik Moser nach Langenhagen, 2019 sollte sein bestes Rennjahr werden. Nach einem zweiten Platz im Großer Preis der Landeshauptstadt Dresden (Gr. III) gewann er den Sparkasse Holstein Cup (Gr. III) in Hamburg und dann die Hackwood Stakes (Gr. III) über 1200 Meter in Newbury, Andrea Atzeni saß damals im Sattel.

Klick zum Video

Es war eine starke Vorstellung, nach der sein Rating auf 96,5kg angehoben wurde. In der Goldenen Peitsche (Gr. II) konnte er die starke Gaststute Royal Intervention (Exceed and Excel) nicht schlagen. Er lief dann noch zweimal im Ausland: In den Betfair Sprint Cup Stakes (Gr. I) in Haydock kam er, erneut unter Andrea Atzeni, über 1200 Meter einen sehr guten dritten Platz, geschlagen nur von Hello Youmzain (Kodiac) und The Tin Man (Equiano), vor einer Reihe von sehr guten Kurzstreckenpferden wie Invincible Army (Invincible Spirit) und Dream of Dreams (Dream Ahead).

Klick zum Video

Seine letzte Vorstellung im Prix de la Foret (Gr. I) ist zu streichen. In diesem Jahr konnte Waldpfad nicht mehr herausgebracht werden. Bei 17 Starts hat er sieben Rennen gewonnen, war sechsmal platziert.

Er ist ein Sohn von Shamardal (Giant's Causeway), der dreijährig für Godolphin und Trainer Saeed bin Suroor die Poule d’Essai des Poulains (Gr. I), den Prix du Jockey Club (Gr. I) und die Sussex Stakes (Gr. I) gewann. Das war 2005, das erste Jahr, in dem das Derby in Frankreich über 2100 Meter ausgetragen wurde. Zweijährig war er bei drei Starts ungeschlagen, damals noch für das Gainsborough Stud und Trainer Mark Johnston, die Dewhurst Stakes (Gr. I) waren sein größter Treffer. Johnston, der den Hengst im Winter zwei- auf dreijährig abgeben musste, bezeichnet ihn stets als das beste Rennpferd, das er je trainiert hat. Nur eine Niederlage musste er bei sieben Starts hinnehmen, das war Anfang dreijährig in Dubai.

Bis auf ein Jahr in Dalham Hall stand er seine gesamte Deckhengst-Karriere im Kildangan Stud von Darley in Irland. In den letzten Jahren konnte er aus gesundheitlichen Gründen nur ein limitiertes Buch decken, im April ist er im Alter von 18 Jahren eingegangen.

Dieses brillante Rennpferd war auch ein erstklassiger Vererber. Seine gewinnreichsten Nachkommen waren Able Friend und der vom Gestüt Wittekindshof gezogene Pakistan Star, sie liefen in Hong Kong, wo es halt mehr Geld als anderswo gibt. In Europa hat er zahlreiche Gr. I-Sieger auf der Bahn, Blue Point, Earthlight und Pinatubo sind Nachwuchsdeckhengste von Darley, ein internationaler Spitzenhengst ist Lope de Vega. Zu nennen sind ansonsten Amaron, Casamento, Dariyan, French Navy, Mukhadram, Shakespearean, Shaman, Sommerabend oder Zazou, alles Deckhengste. Aktuell hat er die Breeders‘-Cup-Siegerin Tarnawa auf der Bahn, Brümmerhof hat von ihm die klassische Siegerin Akua’da gezogen. Er ist Vater von bisher 77 Gr.-Siegern, 26 haben auf Gr. I-Ebene gewonnen.

Die mütterliche Linie von Waldpfad muss eigentlich nicht näher vorgestellt werden, sie ist nachfolgend auch genauer dokumentiert. Sie kam durch die Mutter Waldbeere (Mark of Esteem) zum Brümmerhof. Für ihren Züchter, das Gestüt Ravensberg, hat sie als Erstling den erstklassigen Wiesenpfad (Waky Nao) gebracht, ein mehrfacher Gruppe-Sieger in den Farben von Gisela Remmert, Deckhengst im Gestüt Trona. Danach wurde sie verkauft, neun Fohlen gab es für Brümmerhof. Waldtraut (Oasis Dream), die klassisch platziert war, ist in die eigene Zucht genommen worden, Waldfee (Dai Jin) ist in der Zucht von Niels Ohlig, sie ist Mutter des Gruppe-Siegers Walderbe (Maxios). Die im Pedigree nicht aufgeführte Waldluft (Soldier Hollow), die nicht gelaufen ist, gehört dem Gestüt Harzburg. Die drei Jahre alte Waldkönigin (Kingman), die ebenfalls nicht am Start war, ist gerade bei Arqana für 50.000 Euro zurückgekauft worden. Im Jährlingsalter ist Waldbeeres letztes Fohlen, Waldpost (Postponed), die bereits eine Box bei Dominik Moser bezogen hat. Alles weitere über diesen Hengst aus der Waldrun-Familie, dessen prominentester Vertreter in der jüngeren Vergangenheit der „Arc“-Sieger Waldgeist (Galileo) war, ist dem Pedigree zu entnehmen.

Verwandte Artikel: