TurfTimes:
Ausgabe 395 vom Donnerstag, 26.11.2015
Ab sofort stellen wir an dieser Stelle in alphabetischer Reihenfolge die neuen Deckhengste 2016 in Deutschland vor.
Das Gestüt Etzean hat, was die Wahl der dort aufgestellten Deckhengste betrifft, in der jüngeren Vergangenheit stets eine glückliche Hand gehabt. Es waren sportlich und kommerziell erfolgreiche Vererber wie Dashing Blade, Sholokhov oder aktuell Lord of England, Jukebox Jury ist natürlich noch nicht zu beurteilen, doch zumindest im Ring hat er großen Anklang gefunden. Schon allein deswegen kann dem Debutanten Amaron mit Interesse entgegen gesehen werden. Etzean hat ihn gekauft, seine Decktaxe von 4.500 Euro ist für einen jungen Hengst dem deutschen Markt angepasst.
Der Erfolg am 4. Juni in der Badener Meile (Gr. II), nach der er nicht mehr herausgebracht werden konnte, war der neunte Sieg in der Karriere von Amaron, der neunte auch auf Black Type-Ebene, beim 22. Start, von denen 21 auf Gruppe-Ebene erfolgten. Das zeigt, dass man sich bei ihm mit kleinen Rennen gar nicht aufgehalten hat.
Er debutierte zweijährig gleich im Oppenheim-Rennen, das er auch gewinnen konnte, als bereits stark gewettetes Pferd, es war von Beginn ein Pferd, das im Stall von Andreas Löwe Erwartungen trug. Damals Dritter war mit Amarillo (Holy Roman Emperor) ein Altersgefährte, der ebenfalls im kommenden Frühjahr eine Deckhengstkarriere aufnimmt, im französischen Haras du Thenney. Amaron gewann noch im gleichen Jahr das Zukunfts-Rennen (Gr. III) gegen Pakal (Lord of England) und war Dritter im von Tai Chi (High Chaparral) gegen Amarillo gewonnenen Preis des Winterfavoriten (Gr. III).
Dreijährig ging es mit einem Sieg in einem stark besetzten Dr. Busch-Memorial (Gr. III) – Pastorius (Soldier Hollow) wurde Vierter – los, anschließend ging es nach Frankreich, wo er starker Vierter in der Poule d’Essai des Poulains (Gr. I) war, dann im Prix du Jockey-Club (Gr. I) unplatziert blieb. Dieser Klassiker wurde von Saonois (Chichicastenango) gewonnen, es war damals sicher kein überragender Dreijährigen-Jahrgang in Frankreich. Es war aber auch das einzige Mal, dass Amaron oberhalb von 2000 Metern angetreten ist. Dreijährig lief er nur noch zweimal, im Herbst gewann er in Mailand den Premio Vittorio di Capua (Gr. I) gegen seinen alten Widersacher Amarillo, ein weiterer Auslandsstart konnte nicht realisiert werden, da die Kölner Rennbahn unter Quarantäne stand.
Vierjährig musste er eine längere Sommerpause einlegen, den obligaten Gruppe-Sieg schaffte er erst im Herbst, im Prix Perth (Gr. III) in Saint-Cloud, gegen Sommerabend (Shamardal). Daran knüpfte er fünfjährig sofort an, holte sich die Frühjahrsmeile (Gr. III) in Düsseldorf und gut zwei Monate später auch den Großen Preis der Wirtschaft (Gr. III) in Dortmund, über 1750 Meter, seine weiteste Siegdistanz. Hinzu kamen mehrere Platzierungen, so Rang zwei im Darley Oettingen-Rennen (Gr. III). In der laufenden Saison war er bei drei Starts noch zweimal erfolgreich, erneut in Düsseldorf in der Frühjahrsmeile (Gr. III) sowie in der Badener Meile (Gr. II), in der er Guiliani (Tertullian) auf Platz zwei verwies. Gewonnen hat er mit fünf verschiedenen Jockeys, Andreas Helfenbein, Davy Bonilla, Mirco Demuro, Fabien Lefebvre und Andrasch Starke, auf Distanzen bis zu 1750 Metern. Die zehn Gruppe-Siege, die sein Trainer gerne erreicht hätte, hat er nicht ganz geschafft, aber auch so kann sich seine Karriere sehen lassen.
Fünf Nachkommen seines jetzt 13 Jahre alten Vaters, der im Kildangan Stud von Darley in Irland steht, sind bereits im Gestüt, glänzend gestartet ist Lope de Vega, nicht zu beurteilen sind Casamento, dessen Fohlen und Jährlinge jedoch sehr gute Preise erzielten, Mukhadram, Shakespearean und Sommerabend. Nächstes Jahr kommen French Navy, Zazou und eben Amaron hinzu. 47 seiner Nachkommen haben Gr.-Rennen gewonnen, sein gewinnreichstes Pferd ist der Hong Kong-Star Able Friend. Im kommenden Frühjahr wird Shamardal nur noch sehr begrenzt für fremde Züchter zur Verfügung stehen, „private“ wird seine Decktaxe sein, in diesem Jahr waren es noch 70.000 Euro gewesen.
Amarons Mutter Amandalini war ein häufiger Gast in den Auktionsringen, kostete als Fohlen 27.000 gns, als Jährling dann schon 70.000 gns. Im Rennstall bei Brian Meehan lief sie zweijährig zweimal nichtssagend, ging dann für 5.000 gns. an das Genesis Green Stud der Familie Swinburn, die sie schon dreijährig von Shamardal decken ließ. Amaron, der selbst mehrere Auftritte bei Versteigerungen hatte und bei Tattersalls für 105.000 gns. via BBA Germany in jetzigen Besitz kam, ist ihr einziges Fohlen geblieben. Andreas Löwe ging damals in Newmarket für das Gestüt Winterhauch in hohe finanzielle Regionen, er hatte jedoch eine großartige Wahl getroffen.
Amandalini stammt von dem Danzig-Sohn Bertolini, alles andere als eine Quelle von Stehern, im Gegenteil, er ist ein solider Vererber von frühreifen Fliegern und Meilern. Vorletztes Jahr ging er in Frankreich ein. Interessanterweise ist er ein guter Vater erfolgreicher Mutterstuten, ist doch seine Tochter Donna Blini Mutter der japanischen Spitzenstute Gentildonna (Deep Impact). Amandalini ist Schwester zu zehn Siegern, der beste hieß Persianlux (Persian Bold), war Gr. II-Sieger in den USA und dort auch Zweiter im San Juan Capistrano Handicap (Gr. I).
Die dritte Mutter von Amaron ist die erstklassige Rennstute Tropicaro (Rusticaro), die u.a. den Prix Marcel Boussac (Gr. I) gewonnen hat. Sie ist Mutter des Gr. III-Siegers The Scout (Kris), ist aber verstärkt mit ihren Nachkommen in zweiter und dritter Generation erfolgreich, Amaron ist jedoch der einzige Gruppe I-Sieger, der auf sie zurückgeht. Sie ist auch dritte Mutter des guten Stehers Trip to Rhodos (Rail Link), Listensieger in diesem Jahr in Baden-Baden und Vierter im Prix du Cadran (Gr. I). Auch die vierte Mutter Tropical Lake war ein erstklassiges Rennpferd, sie hat in ihrem Rekord u.a. den Prix Cléopatre (Gr. III).