TurfTimes:
Ausgabe 847 vom Freitag, 13.12.2024
Der Blick auf die Sieger im Deutschen Derby zeigt, dass wirklich jeder von ihnen nach dem Ende seiner Rennkarriere einen Posten als Deckhengst gefunden hat, ohne Ausnahme. Der eine war mehr erfolgreich, der andere weniger. Mancher stand und steht in der Zucht von Hindernispferden, was kommerziell keineswegs negativ sein muss. Adlerflug (In The Wings) war sicherlich die Nummer eins der vergangenen 25 Jahre, was die Nachkommen betraf, aber auch andere sind zu erwähnen, Samum (Monsun), Shirocco (Monsun) etwa, und natürlich Sea The Moon (Sea The Stars). In Deutschland sind aktuell Isfahan (Lord Of England) und Windstoß (Shirocco) aktiv.
Jetzt kommt Fantastic Moon hinzu, ein Sohn des erwähnten Sea The Moon, der im kommenden Jahr mit Assistent einen weiteren Gr. I-Sieger als Newcomer im Gestüt haben wird. Es wird interessant sein, wie sich die Züchter entscheiden, auch wenn beide Hengste ein durchaus unterschiedliches Profil haben.
Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte Fantastic Moon als damals noch namenloser Jährling bei der BBAG, gezogen von Graf und Gräfin Stauffenberg. Für 49.000 Euro ging er an Liberty Racing 2021, das von Lars-Wilhelm Baumgarten gegründete Syndikat, das im zweiten Jahr auf den Auktionen unterwegs war. Die ziemlich im Bereich des Reservepreises getätigte Neuerwerbung sollte eine Art Posterboy für die vielköpfige Besitzergemeinschaft werden. Der damalige Auktionator hatte im Katalog die Worte “könnte etwas für nächstes Jahr sein”, was sich durchaus als richtig erwies.
Denn der von Sarah Steinberg trainierte Hengst gewann nach einem Debüterfolg auf der Heimatbahn München-Riem den Preis des Winterfavoriten (Gr. III) in Köln. Dreijährig ging es mit Rang drei in dem von Mr Hollywood (Iquitos) gewonnenen Bavarian Classic (Gr. III) los, es folgte ein Sieg im Iffezheimer Derby-Trial (Gr. III).
In Hamburg war Fantastic Moon dritter Favorit. Zu kurzer Quote war Straight (Zarak) an den Start gekommen. Der war zwar in Baden-Baden hinter ihm gewesen, hatte danach allerdings das Union-Rennen (Gr. II) gegen Mr Hollywood gewonnen. Im Derby war Straight jedoch chancenlos, Mr Hollywood wurde Zweiter, aber Rene Piechulek hatte auf der Horner Zielgeraden die richtige Spur gefunden. Rang zwei im Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) hinter dem starken Godolphin-Vertreter Nations Pride (Teofilo) war danach absolut in Ordnung. Mitte September siegte Fantastic Moon im Prix Niel (Gr. II), seine beste internationale Leistung. Im Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I), für den er nachgenannt worden war, wurde er Elfter.
Die Saison 2024 ging etwas stockend los, doch meldete er sich in Köln im Großen Preis von Wettstar (Gr. II) erfolgreich zurück. In München hatte er dann bei seinem zweiten Versuch im Dallmayr-Preis gegen Calif (Areion) keine Möglichkeiten, doch hat der Brümmerhof danach wiederholt seine internationale Klasse bewiesen. Fantastic Moon überzeugte anschließend im Großen Preis von Baden (Gr. I) gegen Dubai Honour (Pride Of Dubai), was ihm sein bisher höchstes Rating von 100,5kg einbrachte. Weniger erfolgreich waren dann die Gastspiele in ParisLongchamp und Tokio, doch gerade in Japan erscheinen die Europäer inzwischen kollektiv chancenlos. Hong Kong mit der “Vase” wäre vielleicht die bessere Alternative gewesen. So geht Fantastic Moon mit einer Bilanz von sieben Siegen bei 14 Starts ins Gestüt, die Gewinnsumme von 860.700 Euro ist gewiss nicht verkehrt für einen einstigen 49.000-Euro-Jährling.
Marion und Philipp von Stauffenberg haben in den vergangenen Wochen Familienangehörige erfolgreich auf den Markt gebracht. Das war bei einem jüngeren Bruder, einem Hengstfohlen von Sea The Stars, auch unumgänglich, denn es handelte sich um ein Foalsharing. Juddmonte war für 700.000gns. bei Tattersalls ein prominenter Käufer. Die Mutter Frangipani (Jukebox Jury) kam wenige Tage später in Newmarket in den Ring, tragend von Sea The Moon, sie ging für 725.000gns. an Yulong. Die Stauffenbergs hatten das sicherlich wirtschaftlich abgewogen, zumal zwei Stuten aus der Linie noch in eigenem Besitz stehen. Das ist die zwei Jahre alte Fire And Ice (Masar), die von Sarah Steinberg trainiert wird und zumindest einmal mit einer Diana-Nennung ausgestattet wurde. Und in der eigenen Herde ist noch die nicht gelaufene, fünf Jahre alte Figlia Nera (Harzand), die tragend von Chaldean ist.
Fantastic Moons dritte Mutter Fraulein Tobin (J O Tobin) war eine der Gründerstuten der Stauffenberg-Zucht. Sie hat in mehreren Generationen zahlreiche Gruppe-Sieger gebracht, weltweit. Mit Fabriano (Shardari) wurde einer ihrer Söhne als Deckhengst aufgestellt, ihr Bruder, der mehrfache Gr.-Sieger Running Stag (Cozzene) stand in den USA und Südkorea, der Gr. I-Sieger und Gr. I-Vererber Street Boss (Street Cry) ist im engeren Pedigree zu finden. Ein interessanter junger Hengst aus der Linie ist Jack Christopher (Munnings), der in den USA drei Gr. I-Rennen gewinnen konnte und im vergangenen Jahr im Ashford Stud von Coolmore aufgestellt wurde, seine Decktaxe 2025 liegt bei 25.000 Euro.
Fantastic Moon wird seine neue Karriere im Gestüt Ebbesloh beginnen. Sein Tarif wurde auf 9.000 Euro festgelegt, was sicher im internationalen Vergleich ein fairer Preis ist. Entsprechenden Zuspruch sollte er bekommen.