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Neatico (Medicean) Gr. I-Sieger im Großen Dallmayr-Preis in München

Vom "Platzierungskönig" zum Serien- und Gr. I-Sieger: Gestüt Ittlingens Neatico mit Andrasch Starke. www.galoppfoto.de - Sebastian Höger

Autor: 

Daniel Delius

Wer zu Beginn des Jahres prognostiziert hätte, Neatico würde Deutschlands einziges Gruppe I-Rennen über 2000 Meter gewinnen, der wäre wohl verlacht worden. Sicher, der Hengst gehörte zu den Dauerläufern in den einschlägigen Gruppe III-Rennen zwischen 1600m und 2000m, aber gewinnen konnte er sie nicht. Ein gutes Beispiel mag der Preis der Sparkassen Finanzgruppe vor gut einem Jahr in Baden-Baden gewesen sein, ein Gruppe III-Rennen über 2000 Meter, in dem er, auch wenn er nicht einmal schlecht im Gewicht stand, hinter Mikhail Glinka und Navarra Queen Dritter war. Das war sein Stammplatz in den letzten zwei Jahren. Zweiter war er auch oft, auch Vierter, Geld hat er auch immer verdient, doch zwischen dem 7. August 2011, als er ein Listenrennen über die Meile gewann, und dem Sieg im Großen Preis der Wirtschaft im Juni in Dortmund lief er 13mal, ohne zu gewinnen.

Es scheint so, als ob er mit den Jahren auch über weitere Strecken kommt. Die 2000 Meter hat man mit ihm selten angegriffen, nach seiner Dreijährigen-Kampagne, die ihn sogar im Derby sah, wo er als Zehnter chancenlos war, ist man stets im Bereich der Meile geblieben. München war aber der endgültige Beweis, dass die zwei Kilometer inzwischen seine Welt sind. Er zeigte großes Stehvermögen in einem Rennen, das bis kurz vor dem Ziel eine Angelegenheit der ausländischen Gäste war, in dem Andrasch Starke bei einem erneut meisterlichen Ritt die Kräfte seines Pferdes sehr gut eingeteilt hatte - auf den Punkt setzte er ihn ein. Schon in Hamburg bot er auf dieser Strecke eine bedeutende Leistung.

Einem 2000-m-Pferd steht die Welt offen, es ist die Distanz, auf der die wichtigsten und vor allem hochdotierten Rennen gerade in Asien und den USA gelaufen werden. Deshalb ist es kaum vorstellbar, das sich Neatico jetzt erneut im Preis der Sparkassen Finanzgruppe oder in der Darley Oettingen-Meile versucht. Mit sechs Jahren ist er natürlich nicht mehr der Jüngste und es ist schon erstaunlich, dass er sein Rating jetzt noch in nahezu dreistellige Höhen hat schrauben können. Es ist anzunehmen, dass sein Team im Spätsommer und Herbst noch einmal eine internationale Kampagne versucht und es wäre auch kein Fehler, ihn im kommenden Jahr noch im Training zu behalten. Ein wenig läuft ihm natürlich die Zeit davon, aber man kann nur den Hut vor seiner Mannschaft ziehen, die ihn in vergleichsweise hohem Alter noch einmal zu solchen Leistungen gebracht hat. Wenn wir uns richtig erinnern, stand er in einem der letzten Jahre auch schon einmal im Katalog der "Horses in Training Sale" von Tattersalls in Newmarket, doch da hat man ihn in weiser Voraussicht dann doch zurückgezogen.

Die Mutter, die damals von Rainbow Quest tragende Nicola Bella, hatte das Gestüt Ittlingen im Dezember 2003 für 100.000 gns. bei Tattersalls in Newmarket gekauft. Vier Jahre später kam sie an gleicher Stelle erneut in den Ring, Ittlingen gab sie wieder ab, erlöste damals 210.000 gns., die Stute war tragend von Lomitas. Dazwischen lag die Geburt von vier Fohlen, drei Hengsten, Neatico, die Sieger Novo (Rainbow Quest) und Narcisco (Fantastic Light) sowie Nicella (Lando), die nie an den Start kam, aber in die eigene Zucht genommen wurde und die insgesamt doch sehr vorzeigbare Familie erhalten soll. Ihr bisher einziges lebendes Fohlen ist ein Jährlingshengst von Samum, dieses Jahr war sie bei Dalakhani.

Nicola Bella hat sich nach ihrem Verkauf in England als Zuchtstute nicht unbedingt profilieren können, der aus der Bedeckung herausgekommene Lomitas-Sohn hat ein Flach- und ein Hürdenrennen gewonnen, eine Sir Percy-Stute ist ebenfalls Siegerin. Ihr erstes lebendes Fohlen, die 2002 geborene Beautyanthebeast (Machiavellian) hat das Sandringham Handicap (LR) in York gewonnen, später in den USA noch das Las Palmas Handicap (Gr. II) in Santa Anita. Ein Jährlingshengst von Sir Percy kommt bei der Oktober-Jährlingsauktion von Tattersalls in den Ring.

Neatico ist als Sohn von Medicean (Machiavellian) nach dem Rezept von Beautyandthebeast gezogen. Nicola Bellas zweite Mutter ist die exzellente Renn- und Zuchtstute Virunga (Sodium), selbst Gr. III-Siegerin und mehrfach Gr. I-platziert, erste, zweite oder dritte Mutter von Gr. I-Siegern wie Vin de France (Foolish Pleasure), Victoire Bleue (Legend of France), Vallee Enchantee (Peintre Celebre), Vespone (Llandaff) und Maids Causeway (Giant's Causeway). Alle weiteren Details dieser interessanten Familie sind dem Pedigree der Woche zu entnehmen.

Medicean steht für 10.000 Pfund im Cheveley Park Stud in Newmarket. Sein bisher bester Sohn ist der klassische Sieger Dutch Art, der inzwischen ein sehr erfolgreicher Vererber geworden ist. Ob eine solche Karriere für Neatico noch angestrebt wird, bleibt abzuwarten. In einem züchterisch erstaunlichen Jahr für Ittlingen hat er in jedem Fall einen weiteren Markstein gesetzt.

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