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Méandre (Slickly) Gr. I-Sieger im 122. Großen Preis von Berlin

Meandre mit Maxime Guyon nach dem Sieg im 122. Grossen Preis von Berlin. www.galoppfoto.de - Marius Schwarz

Autor: 

Daniel Delius

Die Gastspiele des französischen Star-Trainers Andre Fabre in Deutschland in den letzten Jahren sind gerade einmal an einer Hand abzuzählen, 2009 war Peace Camp, die unplatziert blieb, in Baden-Baden für ihn am Start, danach bis zu Méandre in Hoppegarten gar kein Pferd mehr. Sein letzter Trainersieg in Deutschland liegt schon ewig zurück, es war 1995 Freedom Cry (Soviet Star), der in Baden-Baden den Grossen Preis der Wirtschaft (Gr. II) gewann. So gesehen war der Auftritt von Méandre in Berlin, wo Fabre in seiner Jugend als Sohn eines dort stationierten Offiziers einige Jahre verbracht hat, schon ungewöhnlich, aber höchst effizient. Der mit einer frischen Siegform aus dem Grand Prix de Saint-Cloud (Gr. I) an den Ablauf gekommene Vierjährige war für die gewiss nicht schlechten deutschen Vertreter einfach eine Nummer zu groß, er gehört fraglos zu den besten Pferden Europas, ist aktuell die Nummer eins unter Frankreichs älteren Hengsten.  

Der Hengst war ein Spätberufener, denn zweijährig konnte er bei vier Starts nicht gewinnen und legte 2011 auch erst beim dritten Start seine Maidenschaft ab. Im Juli letzten Jahres gewann er dann den Grand Prix de Paris (Gr. I), doch so ganz aufregend war es nicht, was er anschließend bot. In Danedreams "Arc" wurde er nur Sechster, in diesem Jahr konnte er sich zweimal platzieren, war in La Coupe (Gr. III) über vermutlich doch zu kurze 2000m respektvoll geschlagen. Er scheint jedes Jahr Anlaufzeit zu benötigen, denn der Sieg in Saint-Cloud war eine erhebliche Steigerung. Die Paarung der beiden Eltern hatte noch Guy de Rothschild ausgetüftelt, Vater von Edouard de Rothschild, dem ehemaligen Präsidenten von France-Galop. Der Senior, jahrelang ein erfolgreicher Züchter und selbst dreimal im Grand Prix de Paris erfolgreich, war Ende 2007 verstorben, Rennstall und Zucht werden von seinem Sohn weitergeführt.

Meandres Vater Slickly (Linamix) hatte den Grand Prix de Paris 1999 gewonnen, damals ging das Rennen noch über 2000 Meter. Im zuvor ausgetragenen Prix du Jockey-Club war er noch an den für ihn zu weiten 2400 Meter gescheitert, er wurde später ohnehin ein erstklassiger Meiler. Slickly steht zu einer Taxe von 7.000 € im Haras du Logis von Julian Ince. Er vererbt solide, insbesondere in der Breite. Die mütterliche Linie ist unspektakulär. Die Mutter Penne, immerhin zweimal Zweite auf Listenebene, ist eine der nicht gerade zahlreichen Töchter des weithin unbekannten Deckhengstes Sevres Rose. Es handelt sich um einen nie gelaufenen Sohn der Prix Vermeille-Siegerin Indian Rose (General Holme), der aus der Rothschild-Zucht stammt und im Haras du Quesnay ein eher beschauliches Dasein führt. Für 2011 wird seine Decktaxe mit 2.000 € angegeben. Zumindest einige ordentliche Pferde hat er auf der Bahn. Ein besserer Vertreter der Familie ist der ebenfalls von Slickly stammende Gris de Tendre, ein zweifacher Listensieger, wohl auch aus diesem Grund hat es die Anpaarung gegeben, die zu einem echten Klassepferd geführt hat. Weitere Details sind dem Pedigree der Woche zu entnehmen.

Méandre hat interessanterweise ein Engagement für den Großen Preis von Baden (Gr. I), doch kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dass er dort die Konfrontation mit Danedream (Lomitas) in deren "Wohnzimmer" sucht. Eher ist ein Start in einem der einschlägigen "Arc"-Trials in Frankreich wie dem Prix Foy (Gr. II) im Bereich des Möglichen, das ließ auch Andre Fabre durchblicken.

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