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Das Kalenderblatt: Vor 100 Jahren am 19. April 1914

Altes Schätzchen: Jahresrennkalender aus dem Jahr 1914. www.dequia.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 312 vom Donnerstag, 17.04.2014

Wenn in Köln beim Dachverband die Verteilung der Renntermine ansteht, dann geht das oft alles andere als harmonisch zu. Denn eigentlich soll es nicht mehr als zwei Rennveranstaltungen an einem Tag geben, "Entzerrung" ist das Stichwort. Abgesehen von Feiertagen wie Ostermontag oder dem 1. Mai. Ob es vor 100 Jahren bereits eine Stelle gegeben hat, die deutschlandweit die Termine koordiniert, entzieht sich unserer Kenntnis - wohl eher nicht. Am 19. April 1914, das war damals der Sonntag nach Ostern, fanden gleich auf sieben Bahnen Rennen statt.

Der Turf boomte damals in Deutschland, Rennen wurden überall und nirgends abgehalten. Selbst wenn die Saison in jenem schicksalsträchtigen Jahr bereits im Sommer beendet wurde - wir werden noch darauf zurückkommen - gab es Veranstaltungen auf 95 verschiedenen Bahnen. Manche waren natürlich unter dem Stichwort "tiefste Provinz" abzuhandeln.

An jenem 19. April hatte Berlin-Hoppegarten die Saison noch gar nicht eröffnet. In der Hauptstadt wurden Rennen in Berlin-Grunewald gelaufen, eine Veranstaltung eher mittleren Zuschnitts, im Mittelpunkt stand das Stern-Jagdrennen mit einer Siegdotierung von 8.000 Reichsmark. Der große Sport ließ noch auf sich warten.

Saisoneröffnung in Köln vor 100 Jahren: Das Grosse Kölner Frühjahrs-Handicap stand auf dem Programm. www.dequia.deSaisoneröffnung in Köln vor 100 Jahren: Das Grosse Kölner Frühjahrs-Handicap stand auf dem Programm. www.dequia.de

Sportlich weitaus hochstehender war die Karte in Köln, wo zur Saisoneröffnung das Grosse Kölner Frühjahrs-Handicap auf dem Programm stand, ein Rennen, das noch Jahrzehnte in Weidenpesch gelaufen wurde. Ein kopfstarkes Feld von 18 Pferden kam um 20.000 Reichsmark an den Ablauf, Championjockey George Archibald, die Nummer eins bei Schlenderhan, ritt den Mitfavoriten Rien ne va plus in den Farben von Simon Alfred von Oppenheim. Der aus England stammende Archibald hatte 1913 bei 213 Ritten 87 Rennen gewonnen, eine erstaunliche Quote. Doch im Frühjahrs-Handicap hatte er keine Chance, zum Kurs von 165:10 setzte sich Freiherr von Richthofens vierjähriger Hengst Nap (Missed Trush), ein Leichtgewicht unter F. Slade, leicht gegen die Konkurrenz durch.

Ansonsten stand der Sonntag im Zeichen des Hindernissports, Rennen wurden noch in Breslau-Süd, Cottbus, Dresden, Frankfurt am Mai und Schwelm abgehalten. "After Work"-Renntage gab es schon damals: Schon am Montag wurde erneut in Köln veranstaltet, ab drei Uhr nachmittags wurden sieben Rennen abgehalten, diesmal klappte es für George Archibald und Schlenderhan: Diamant (Saphir) gewann das wichtigste Ereignis, das Ard Patrick-Handicap. Dienstag Berlin-Strausberg, Mittwoch erneut Frankfurt, Donnerstag Berlin-Karlshorst - an Rennen war kein Mangel. Und am Sonntag drauf ging es für einige Aktive nach Oels in Schlesien und Thorn-Mocker in Westpreussen...

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