Den Jockey Norman Richter aktuell mit dem Attribut „modern“ zu bezeichnen, wäre bis zum Nachmittag des Samstags übertrieben gewesen. Gerade einmal neun Rennen hatte er 2010 in Deutschland gewonnen, in Iffezheim hatte er das Podest für die Siegerehrung schon seit zwei Jahren nicht mehr erklommen. Doch zwei Minuten änderten alles. Im Sattel des vier Jahre alten Hengstes Durban Thunder gewann der 33jährige das mit 55.000 € dotierte Hauptereignis des Tages mit dem Titel Engelbert Strauss-Trophy.
Richter war bei der Siegerehrung dementsprechend gerührt: „Man muss vor dem Besitzern des Pferdes den Hut ziehen, dass sie mich auf das Pferd gesetzt haben“, bekannte er. Denn am Stall des Warendorfer Trainers Torsten Mundry (war wegen einer Grippe daheim geblieben) ist er allenfalls in der Rolle des Ersatzmannes hinter der Nummer eins Eugen Frank. Doch auf Durban Thunder „passt er einfach drauf“, so Hubertus Schmelz, einer der vier engagierten Eigner, die hinter dem Besitzernamen Stall Tinsdal stehen. Das ist ein Ortsteil in Hamburg, in dem das Gestüt Kerbella von Hannes Gutschow steht, dort wurde Durban Thunder aufgezogen. Auch Kaffeekönig Albert Darboven hat direkt an der Elbe seine Pferde stehen.
Neben dem Siegpreis von 32.000 € gab es auch Punkte in der länderübergreifenden Serie „Defi du Galop“, zu der das Rennen am Samstag zählte. Da Durban Thunder in Straßburg schon einmal ein Rennen dieses Wettbewerbs gewonnen hat, ist er plötzlich sogar ein Anwärter auf den 150.000-€-Siegbonus, die dort ausgelobt werden. Drei weitere Prüfungen dieser Art stehen noch bis Februar in Frankreich auf dem Programm.
Es war aber eine heiße Schlacht, bis der Sieg unter Dach und Fach war. Eine Nase-Vorsprung entschied zu Gunsten von Durban Thunder, die meisten Besucher hatten sogar den französischen Außenseiter Representing vorne gesehen, auch dessen Reiterin Anne-Sophie Pacault, die in Personalunion Trainerin, Besitzerin und Reiterin ist. Es war jedoch der einen Tick stärkere Einsatz von Richter, der die Partie letztlich entschied, im Finish schwanden der im Hauptberuf als Angestellte arbeitenden Amazone dann doch die Kräfte. Nur einen Hals zurück belegte der Favorit und Vorjahressieger Liang Kay Platz drei, er war aber eine Art moralischer Sieger. Sein Jockey Stephane Pasquier wollte dreihundert Meter vor dem Ziel in eine Lücke stoßen, die einfach nicht vorhanden war. Er musste sein Pferd aufnehmen, der Schwung und damit auch die Siegchancen waren dahin, was Liang Kays Eignerin Ina Zimmermann zu der Bemerkung veranlasste: „Das war aber gemein.“