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Ein gemischtes Fazit

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 118 vom Donnerstag, 10.06.2010

Positive Überraschungen hat es am Ende nicht gegeben bei der Frühjahrsauktion der BBAG am vergangenen Freitag in Iffezheim. Als der Hammer des Auktionators nach viereinhalb Stunden beim letzten Lot fiel, einer der zahlreichen Rückkäufe an diesem Tag, da waren rund 660.000 € zusammen gekommen, etwa 250.000 € weniger als vor Jahresfrist, der Schnitt pro Zuschlag war dementsprechend zurück gegangen.

„Es war ein Spiegelbild des deutschen Rennsports", bilanzierte BBAG-Präsident Karl-Dieter Ellerbracke, „die Tatsache, dass rund um die Auktion in Iffezheim keine Rennen ausgetragen wurden, war zumindest für die Präsenz der Interessenten nicht nachteilig. Im Gegenteil, bei der Breeze Up waren selten so viele Interessenten wie diesmal. Wenn aber ständig Renntage abgesagt werden oder gar nicht mehr stattfinden, dann ist es nachvollziehbar, dass die Leute weniger oder keine Pferde kaufen.“

Dabei hielt sich der Standard der Auktion in gewohntem Rahmen. Es ist einfach eine Tatsache, dass sich ihm Frühjahr niemand von einem vermeintlich hoffnungsvollen Zweijährigen trennt. „Eigentlich hatte ich einen interessant gezogenen Hengst für diese Auktion vorgesehen“, formulierte es beispielhaft ein führender Gestütsbesitzer, „wenn sich dieses Pferd dann aber gerade in den letzten Wochen hervorragend macht und der Trainer sagt, dass es als einer seiner ersten Zweijährigen an den Start kommen wird, dann kann ich es doch nicht ernsthaft verkaufen.“

So waren es am Ende einmal mehr die Offerten aus dem Ausland, die das größte Interesse fanden. Die Bansha House Stables von Con Marnane standen in der Bilanz der Verkäufer ganz oben, auch wenn sie doch das eine oder andere Pferd wieder mit nach Hause nahmen, wie etwa eine Tiger Hill-Schwester zum aktuellen Gruppe II-Sieger Prime Defender, die für 11.000 € zurück gekauft wurde. „Sehr hart“, sah der Ire den Markt an, „zufrieden können wir mit der Bilanz nicht sein.“ Wichtig wäre schon, wenn er im kommenden Jahr zurück kommen wird, doch inwieweit die Pinhooker im Herbst bei der wirtschaftlichen Lage in Irland noch in den Markt einsteigen wollen oder können, muss abgewartet werden.

Auch von der Käuferseite waren es die Gäste, die den Ton angaben. Die Racing Factory SNC aus Italien zeigte sich mit vier Zuschlägen sehr aktiv, für sie bot Peter Franceschini, der schon im letzten Herbst den Salestopper ersteigerte, einen jetzt zwei Jahre alten Oratorio-Sohn, der bereits gewonnen hat und auf Listenebene platziert war. Erwähnenswert sicher das Engagement der französischen Winning Bloodstock Agency, die für Kunden des belgischen Trainers Fabrice Vermeulen bot. Weniger stark war diesmal das Engagement der Osteuropäer, die allerdings ihren Fokus mehr auf die Jährlinge richten, inzwischen vom Kauf von Zweijährigen weitgehend Abstand nehmen.

Der Höchstpreis im Ring, mit 52.000 € fällig bei einem aus dem Stall von Miroslav Rulec offerierten High Chaparral-Sohn, entpuppte sich allerdings als Rückkauf. So bedeuteten die 45.000 €, die die Racing Factory für den von Huggan Bloodstock angebotenen Danehill Dancer-Sohn zahlten, den höchsten Preis des Tages. Der junge Hengst, der bereits zwei Auktionsauftritte hinter sich hatte, erreichte im Ring den Reservepreis von 52.000 € nicht, wurde erst im Nachverkauf abgegeben. Er wird in den Farben von Giovanni Martone, Besitzer des Gr. I-Siegers Estejo, an den Start gehen, soll mehr auf eine Dreijährigen-Kampagne vorbereitet werden. 

34.000 € kostete eine von Bansha House angebotene Invincible Spirit-Tochter, die ebenso in den Stall von Fabrice Vermeulen gehen wird wie der Spartacus-Hengst Quinzy, der 20.000 € kostete. Der im Gestüt Görlsdorf gezogene Hengst war letztes Jahr bei der BBAG nach Irland verkauft worden, um jetzt erneut über die Auktion nach Belgien zu wechseln. Ebenfalls auf 20.000 € kam eine Stute aus dem zweiten Jahrgang von Ifraaj, eine Schwester der Listensiegerin Trip to the Moon (Fasliyev), sie ging an Mario Hofer.

Insgesamt hielt sich die Begeisterung der Verkäufer sicher in Grenzen. Nicht so bei Sheila Andörsch. Wenige Minuten, nachdem die von Touch Down stammende rechte Schwester der Gruppe-Siegerin Ravenel für 26.000 € zurückgekauft wurde, gab es für den von Andörsch gezogenen zwei Jahre alten Hengst Sunfire (Touch Down) überraschend 18.000 €. Ausgestattet mit einem völlig unauffälligen Pedigree erwies sich Sunfire jedoch als attraktiver, kapitaler Hengst, den sich Andreas Trybuhl im Auftrag von Besitzer Marc Hübner in einem Bieteduell gegen den Kollegen Andreas Löwe sicherte. Ein Kaufargument war auch die Tatsache, dass der Touch Down-Sohn in Frankreich besitzerprämienberechtigt ist. So etwas könnte auch bei der Jährlingsauktion im Sommer im Einzelfall wieder eine Rolle spielen.     

 

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