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Filip Minarik im Alter von 48 Jahren verstorben

Memories ... Filip Minarik (rechts) mit Hein Bollow im November 2019 auf der Rennbahn in Krefeld. ©Frauke Delius

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 784 vom Freitag, 08.09.2023

„Es war mein Leben, 35 Jahre lang“, das hat mir Filip Minarik in einer seiner letzten persönlichen Textnachrichten geschrieben. Der Galopprennsport hat ihm alles gegeben und am Ende doch fast alles genommen. Obwohl seine Familie, seine Freunde und Kollegen, ja die ganze Community, nach seinem schweren Sturz im Juli 2020, der das Ende seiner erfolgreichen Jockey-Karriere bedeutete, versucht haben, ihn in bewundernswerter Art und Weise aufzufangen. Nach wochenlangem Koma und langer Rehabilitation kam er zurück auf der Rennbahn, aber als ein Anderer. Kein Jockey mehr. Keine Chance in den Rennsattel zurückzukehren. Wer kann schon beurteilen, was das heißt für einen, der diesen Sport geliebt hat, der für diesen Sport gelebt hat? 

Aber er war da, er war präsent, reiste viel auf die Rennbahnen, war gefragt wegen seiner internationalen Kontakte und fand auch beruflich bei pferdewetten.de in Sachen Galopprennsport eine neue Aufgabe. Auch bei der diesjährigen Großen Woche in Baden-Baden, wo er mit Prince Flori (2006), Night Magic (2010), Ivanhowe (2014) und Guignol (2017) im Großen Preis von Baden seine größten Erfolge feiern konnte, war er noch da. Und wir alle erinnern uns daran, wie er diese Siege gefeiert, ja zelebriert hat … Und jetzt lebt er nicht mehr. Hat sich selbst dieses Leben genommen. Mit gerade einmal 48 Jahren. Das ist schwer zu begreifen und unendlich traurig. „Wir haben so sehr gekämpft, aber den Kampf gegen die immer stärker werdenden Depressionen hat er am Ende verloren“, heißt es von seiner Ehefrau Katja gegenüber galopponline. Die gemeinsame Tochter Finja ist gerade eingeschult worden. 

Filip Minarik, ein gebürtiger Tscheche war einer der erfolgreichsten Jockeys hierzulande mit offiziell 1669 Siegen, wobei die von seinen Engagements in Japan, zu denen er als viermaliger deutscher Jockey-Champion eingeladen worden ist, nicht beim deutschen Dachverband registriert worden sind. Er hat in seiner langen Karriere viel Höhen, aber auch einige Tiefen erlebt. Dabei war er manchmal gnadenlos ehrlich, mit sich selbst und anderen gegenüber. Wirklich bewundert haben wir ihn für sein liebevolles Engagements für den „Meister“, wie er den legendären Jockey und Trainer Hein Bollow immer genannt hat. Ihn hat er bis in dessen 99. Lebensjahr auf die Rennbahnen begleitet, das Foto stammt von ihrem vorletzten gemeinsamen Besuch in Krefeld beim Ratibor-Rennen im November 2019. Ein glücklicher Moment für beide. Fünf Monate später verstarb Hein Bollow, kurz danach stürzte Filip in Mannheim. Und alles war anders. 

Die Galoppsportwelt stand still an diesem so traurigen Tag, der lange, lange im Gedächtnis bleiben wird.

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