James Doyle gehört zu den Top-Jockeys in England. Aktuell belegt er mit 76 Siegen den 2. Platz in der britischen Rangliste. Sein Abstand zum führenden Silvestre de Sousa (111 Siege) ist allerdings beträchtlich, eine Chance auf einen Championatsgewinn hat er trotz der höchsten Siegausbeute aller Jockeys (22% seiner Ritte verwandelte er in dieser Saison zum Erfolg) kaum. Grund dafür ist vor allem sein Gewicht, das seine Reitmöglichkeiten begrenzt. Doyle gehört zu denjenigen, die einen ständigen Kampf mit dem eigenen Gewicht führen müssen. Sein normales Minimalgewicht in dieser Saison beträgt 8 Stone 12 Pounds (entspricht 56,2 Kilogramm), einmal ritt er in diesem Sommer beim Goodwood Meeting ein Pound (entspricht 0,45 Kilogramm) weniger. Kein anderer Jockey in den englischen Top Twenty der Rangliste hat ein so hohes Minimalgewicht für Rittannahmen.
In den nächsten Wochen will Doyle den Kampf gegen die Pfunde allerdings noch einmal verschärfen. Sein Ziel ist es, einen 55kg-Ritt annehmen zu können. Nicht in irgendeinem Rennen, sondern im Prix de l’Arc de Triomphe am 7. Oktober in Paris-Longchamp. Doyle ist nämlich der Jockey der von William Haggas trainierten Sea of Class, die seit ihrem Erfolg beim Ebor-Meeting in den Yorkshire Oaks von nahezu allen Buchmacher zu Favoritenkursen für den Arc angeboten wird.
Doyle hat die Sea The Stars-Tochter nicht nur bei ihrem Triumph in York geritten, er war bei allen fünf Starts, von denen sie vier – darunter zweimal auf Gr I Parkett – gewann, in ihrem Sattel. Wenn die Ausschreibung des Arcs einer dreijährigen Stute nicht ein Gewicht von 55 Kilogramm zudiktieren würde, so wäre es keine Frage, dass Doyle auch in der bislang anspruchsvollsten Prüfung für Sea of Class ihr Jockey wäre.
Trainer William Haggas machte klar, dass er Doyle gerne auch im Arc an Bord sähe, doch nur „wenn er durch das Gewichtmachen nicht zu schwach wird“. Eine Entscheidung wird erst in der Woche vor dem Arc getroffen, da Sea of Class ohnehin für 120.000 Euro nachgenannt werden müsste, was jedoch laut Haggas für die Besitzerin Ling Tsui kein Problem darstellt. Allerdings dürften die Bodenverhältnisse nicht zu schwer für die Stute sein, sonst würde man von einer Nachnennung Abstand nehmen.
Für James Doyle heißt dies, mit Ruhe und Konsequenz alles zu versuchen, sein Gewicht in den nächsten fünf Wochen langsam zu reduzieren, um für den Ritt im Arc bereit zu sein. In Australien, wo er im hiesigen Winter 2016/17 einige Zeit ritt, schaffte er es, 55kg-Ritte durchzuführen. Auf diesen Stand will er wieder kommen. Ein gemeinsames Abendessen mit ihm in der nächsten Zeit dürfte eine sehr spartanische Angelegenheit werden.