TurfTimes:
Ausgabe 322 vom Donnerstag, 26.06.2014
Offiziell ist Jirí Posád bereits in der Rente, doch in Wirklichkeit hilft der 64-jährige Montage-Unternehmer noch immer fleißig in der Familienfirma mit, die jetzt im mährischen Wallachisch Meseritsch sein Sohn führt. Seit Sonntag ist er aber auch der größte Glückspilz im tschechischen Rennsport. Sein Hengst Cheeky Chappie (High Chaparral) hat das Prager Derby gewonnen und somit einen bemerkenswerten Rekord aufgestellt – für Posáds Stall Monte Negro ist es nämlich der dritte Derby-Sieg in Folge. 2012 startete die Serie mit Kadyny (Zamindar), letztes Jahr siegte Mister Aviation (Montjeu). Es gibt nur einen einzigen Stall, dem in Tschechien etwas Ähnliches geglückt ist – das damals staatliche Gestüt Napajedla, das in den 70ern und 80ern eine dominante Rolle im damaligen Rennbetrieb der Tschechoslowakei spielte.
Im Sattel von Cheeky Chappie feierte seinen zweiten Derbysieg Jockey Jirí Chaloupka, der den Hengst fern von allen Kollisionen hielt und noch 1000 m vor dem Ziel als letzter in den Schlussbogen ging. In einem nicht besonders schnellen Rennen, das von vielen Zwischenfällen geprägt war, wartete Chaloupka sehr lange. In der Zielgeraden ging er ganz außen und wartete erst auf die letzten 200 Meter mit dem Schlussangriff. Kurz vor der Ziellinie kämpfte er den bis dahin ungeschlagenen Honzik Chipera (Archipenko) nieder, dritter wurde der 100:1-Außenseiter Vainakh (Rock Of Gibraltar) aus dem Ramzan Kadyrov-Stall. Beide in Tschechien gezogene Pferde belegten die Geldränge, vierter wurde Love Me (Egerton) und siebter der Monsun-Enkel Vajgaros (Rosensturm). Der „Ante-Post“-Favorit Buonarroti (v. New Approach a.d. Boccassini v. Artan) aus dem Gestüt Westerberg wurde nur achter, ging aber gesundheitsbedingt mit einem leichten Trainingsmanko ins Rennen und wurde in einige Kollisionen verwickelt.
Für seinen jüngsten Derbysieger fuhr der Besitzer Posád letzten November eigens nach Irland, wo er im Stall von David Wachman fündig wurde. Er gab den Neuzugang wieder in die Trainingszentrale der Familie Holcák nach Velké Karlovice, dem letzten Dorf an der tschechisch-slowakischen Grenze hoch in den Bergen. Diesmal aber nicht in den Stall der Trainerlegende, des siebenmaligen Derbysiegers Frantisek Holcák, sondern zu seinem Sohn Radek, der in derselben Gegend mit Hindernispferden anfing und der in naher Zukunft auch den Stall seines Vaters übernehmen soll.
Posád kennt die Familie Holcák schon mehr als 20 Jahre, aber erst vor vier Jahren ließ er sich überreden und kaufte sein erstes Rennpferd. Das Derby gewann er stets mit Pferden, die er zweijährig im Herbst und Winter vor der klassischen Saison in Irland oder Frankreich kaufte. Durchaus auch für größere Summen, für Kadyny bezahlte er 160 000 Euro. Ähnliche Versuche haben vor ihm schon viele andere gemacht, doch die „strike rate“ von Jirí Posád ist ganz bemerkenswert. Bisher liefen in seinen Farben nur acht Pferde, davon sind drei Derbysieger, ein weiteres gewann den tschechischen St. Leger und mit Brog Deas (Arakan) hat er jetzt auch einen Hinderniscrack im Stall, der vor zwei Wochen den Pardubitzer „Gold Cup“ gewonnen hatte.
Martin Cáp, Prag