TurfTimes:
Ausgabe 743 vom Freitag, 04.11.2022
Es sind eher junge Hengste, die im Jahr 2022 in Deutschland die Szene beherrscht haben. Japan (Galileo), Waldpfad (Shamardal) und Alson (Areion), die ganz vorne in der Statistik liegen, haben schließlich noch keinen Starter auf der Bahn gehabt und auch noch keinen Jährling im Ring. Der einzige “proven sire” ist Isfahan (Lord of England), dessen Zahlen nach einem sehr guten Jahr 2021 erwartungsgemäß leicht nach oben geklettert sind. Hier dürfte auch die Qualität der ihm zugeführten Stuten gestiegen sein, den nächsten Jahren wird man zuversichtlich entgegensehen.
Dass Japan von Beginn an sehr gut angenommen wurde, kam nicht überraschend. Er ist einer der spannendsten Importe der letzten Jahre, hat zudem starke Anteilseigner hinter sich, wurde zudem von nahezu allen großen Gestüten gebucht. Waldpfad hat erneut ein kopfstarkes Buch gedeckt, was im zweiten Jahr nicht unbedingt zu erwarten war, manchmal gibt es da eine Delle. Er wird einen Standortwechsel nach Etzean vornehmen, in erster Linie wohl, um auch den süddeutschen Raum für ihn stärker in den Fokus zu rücken. Alson hatte eine quantitativ guten Start, auch qualitativ hatte das seine Ordnung, mit Gestüten wie Fährhof und Schlenderhan im Hintergrund.
Dass die Zahl bei Best Solution (Kodiac) kleiner geworden ist, dürfte keine Überraschung sein. Es ist das dritte Jahr, da ist ein Rückgang nur logisch, mit dem Gestütswechsel hatte dies nichts zu tun. Doch erreichte er nicht die 40er Grenze, die früher als Maßstab für “ausgebucht” galt, das ist aber schon ein paar Tage her. Die Jährlinge von ihm wurden gut angenommen, es ging in den sechsstelligen Bereich hinein.
Mehrere Hengste werden das Land verlassen, Brametot (Rajsaman) und Reliable Man (Dalakhani), weil die Zahlen signifikant zurückgegangen sind, Ito (Adlerflug) wurde gerade nach England verkauft, auch Fearless King (Kingman) und Red Jazz (Johannesburg) sind 2023 nicht mehr da. Zusammen haben sie 2022 immerhin über einhundert Stuten gedeckt.
Die Prognosen für 2023 sollten zurückhaltend sein. Mit Torquator Tasso (Adlerflug) steht natürlich ein prominenter Neuzugang bereit, insbesondere aus dem Ausland ist großes Interesse vorhanden. Für die Kunden aus England oder Frankreich ist seine Decktaxe von 20.000 Euro günstig, für den mittleren Markt in Deutschland eher anspruchsvoll. Nerik (Ruler of the World) ist noch neu in der Zucht, ob es weitere Neueinstellungen gibt, ist derzeit unklar.
Im mittleren Bereich angesiedelte Hengste wie Counterattack (Redoute’s Choice) sollten mehr Interesse auf sich ziehen, zumal nach aktuellen Erfolgen. Auch Destino (Soldier Hollow), Iquitos (Adlerflug) und Millowitsch (Sehrezad) könnten mehr Stuten bekommen.
Die Entwicklung wird aber sicher schwierig sein. Die Zahl der Zuchtstuten lag in diesem Jahr bei rund 1.225. Knapp 200 sind im Ausland gedeckt worden, überhaupt nicht gedeckt wurden aus sicher unterschiedlichen Gründen 17,3% der bei der Herbstuntersuchung vorgestellten Stuten, 2021 waren es 19,1%. Zumindest eine positive Zahl.