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Cheltenham kann beginnen: Die finalen Infos

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 255 vom Donnerstag, 07.03.2013

Sprinter Sacre mit Barry Geraghty in Aintree. www.galoppfoto.de - John James ClarkSprinter Sacre mit Barry Geraghty in Aintree. www.galoppfoto.de - John James Clark

Nun steht das Cheltenham-Festival tatsächlich vor der Tür (Start: Dienstag 12.03., 1. Rennen: 14:30 Uhr deutsche Zeit), aber in vielen Punkten bleibt es in diesem Jahr ein größeres Rätselraten als in den Jahren zuvor. Nach dem Ausfall so vieler Pferde, die in den letzten Jahren echte „Banker“ waren, sind nicht nur die Handicaps echte „Wett-Rennen“ geworden;  durch die undurchsichtige und ständig wechselnde Wettervorhersage wird die tatsächliche Bodenbeschaffenheit zur ersten echten (und so wichtigen) Frage. Sicher scheint, dass es regnen wird (Frage: wie viel?) und kälter wird (Frage: zu kalt? Schnee?), in der Nacht zu Dienstag erwartet man gar -4°C. Der Boden wird im Moment mit gut,  stellenweise gut-weich, angegeben, sollte sich aber bis zum Meeting weiter verschlechtern und könnte durchaus im Gesamten „weich“ sein. Aber die Bodenbeschaffenheit ist natürlich von zwingender Bedeutung für die Chancen vieler Pferde; viele Trainer waren daher bisher besonders widerwillig, sich für ihre Schützlinge auf bestimmte Rennen festzulegen und ließen sich mit Mehrfach-Nennungen diverse Optionen offen.

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es zwei „Banker“ zu geben, beide aus dem Stall von Nicky Henderson: Sprinter Sacre in der Champion Chase (Mittwoch, 13.03.) und Simonsig in der Arkle Chase (12.03.) Während man für Sprinter Sacre nun wirklich gar keinen Gegner am Horizont finden kann (Pferde weichen dem Rennen seinetwegen aus; eine Niederlage wäre die größte Überraschung des Festivals seit Jahrzehnten), muss sich Simonsig immerhin mit einem veritablen Gegner in Form von Overturn herumschlagen, dessen Trainer Donald McCain keine Angst vor großen Namen hat: "Wir waren Zweite in der Champion Hurdle im letzten Jahr, das kann Simonsig nicht vorweisen. Wir werden ihm das Rennen sehr schwer machen." Simonsig kommt zudem aus einer recht langen Pause (er ist seit Ende Dezember nicht gelaufen, ein geplanter Start im Februar musste wegen schlechter Blutwerte ausgelassen werden) , aber man berichtet seit Tagen wahre Wunderdinge über seine Arbeitsleistungen zu Hause.

Am ersten Tag steht als Hauptrennen die Champion Hurdle auf dem Programm, in der in diesem Jahr die Sieger der letzten drei Jahre laufen. Die Statistik (kaum ein Pferd hat je das Rennen nach einer Niederlage zurückerobert)  spricht am ehesten für den Vorjahressieger Rock on Ruby (Jockey: Noel Fehily-Trainer: Harry Fry), der allerdings sein letztes Rennen nur durch den tödlichen Sturz von Darlan gewann; es bleiben Restfragen. Hurricane Fly (Ruby Walsh – Willie Mullins) gewannen in 2011 und ist seit Wochen Favorit für die Prüfung, in den letzten Tagen schwächelt die Quote aber in einem Maße, das durchaus Zweifel an seinem Wohlbefinden zulässt. Die Form in Irland hat allerdings auch tatsächlich einen „Rückschlag“ hingenommen, als das Pferd, das Hurricane Fly in jedem seiner Rennen auf Platz Zwei verwies, als heißer Favorit in einer leichten Aufgabe völlig versagte und nur Letzter wurde. Dritter im Bunde ist Binocular, der Champion Hurdler von 2010, und nach dem Ausfall von Darlan der Vertreter für Team Martinstown-Tony McCoy und Nicky Henderson. In dieser Saison wenig geprüft und notorisch schwierig zu trainieren, steht der Wallach noch hinter seinem Trainingsgefährten Grandouet an fünfter Stelle im Wettmarkt. Das Zünglein an der Waage dürfte Zarkava´s Bruder Zarkandar (Daryl Jacob-Paul Nicholls) sein, in dieser Saison  ungeschlagen und weichem Boden keineswegs abgeneigt. Zusammen mit Cinders and Ashes (für den Trainer Donald McCain allerdings auf guten Boden hofft) und dem letztjährigen Triumph-Hurdle Sieger Countrywide Flame (John Quinn-Denis o´Regan), sollte der Sieger eigentlich unter diesen Namen zu finden sein.

Im vorletzten Rennen des ersten Tages wird die unvergleichliche Quevega (Ruby Walsh-Willie Mullins) versuchen, „ihr“ Rennen, die OLBG Mares´Hurdle, zum fünften Mal in Folge zu gewinnen. Es müsste schon mit sehr unrechten Dingen zugehen, wenn ihr dies nicht gelingen sollte.

Pferde und Jockeys im Bogen vor den vollen Tribünen. www.galoppfoto.de - Lajos-Eric BaloghPferde und Jockeys im Bogen vor den vollen Tribünen. www.galoppfoto.de - Lajos-Eric Balogh

Das Hauptrennen von Tag zwei ist die Champion Chase. Sprinter Sacre ist schon seit Monaten eigentlich unwettbar, und wenn auch Barry Geraghty in einem Cheltenham Preview Simonsig als seinen „Banker“ bezeichnete, dann wohl nur, weil dieses Pferd auch in seinen Augen keinerlei Erwähnung mehr bedarf. Sein Sieg wird als Formalität angesehen. Im Champion Bumper, dem letzten Rennen der Mittwochs-Karte, ist kürzlich ein Black Sam Bellamy-Sohn groß ins „Gerede“ gekommen und war ein „Mover“ am Toto:  Blackmail. Der Wallach aus dem relativ kleinen Quartier von A.J. Martin, der es aber wie kaum ein Trainer versteht, seine Schützlinge auf große Ziele punktgenau vorzubereiten, soll dem Vernehmen nach der Ritt von Barry Geraghty sein.

Der dritte Tag steht im Zeichen der Ryanair-Chase und der World Hurdle. Die Ryanair Chase, eine recht junge Prüfung, die die „Distanz-Brücke“ zwischen der Champion Chase und dem Gold Cup darstellt, ist dieses Jahr bevorzugtes Ziel vieler Trainer, die nicht gegen Sprinter Sacre antreten wollen, so auch der Favorit Cue Card (Joe Tizzard – Colin Tizzard) . Vielleicht einen Tick besser über die reinen zwei Meilen, will man aber da nicht die zweite Geige spielen. Der zweite Favorit Sizing Europe ist bereits zweifacher Festival Sieger (Arkle und Champion Chase 2011) und könnte auch immer noch gegen Sprinter Sacre antreten, Trainer Henry de Bromhead macht sich die Entscheidung nicht eben leicht. Obwohl einmal über drei Meilen in Irland nur knapp geschlagen, fürchtet de Bromhead, dass gerade auch weichem Boden der Weg in der Ryanair Chase zu weit werden könnte.  Dann könnte sich sicher First Lieutanant ins Gespräch bringen, der aber auch noch für den Gold Cup unter Order steht, für den sein Besitzer (Mr. „Ryanair“  Michael o´Learys Gigginstown Stud) allerdings einen Mitfavoriten in Form von Sir Des Champs unter Order hat;  und sicher seine Farben gerne in dem von ihm gesponsorten Rennen sehen möchte. Der alte Haudegen Alberta´s Run, der dieses Rennen bereits zweimal gewann und im letzen Jahr denkbar knapp unterlag, wäre ein sentimentaler und sicher sehr populärer Sieger der Prüfung, er kommt aber aus einer wirklich langen Pause und wird mit nunmehr 12 Lenzen leider auch nicht jünger. Er ist eines der absoluten Lieblingspferde von A P McCoy, der sich in einem Interview ungewöhnlich sentimental diesem Pferd gegenüber zeigte. „Er wird nun laufen, wenn wirklich alles passt. Alles andere wäre dem Pferd gegenüber nicht fair, und wir müssen ihm gegenüber fair bleiben.“

Die World Hurdle  ist nach dem Ausfall von Big Buck´s offen wie lange nicht mehr. An dritter Stelle im Wettmarkt steht nach wie vor Quevega, die nach Aussage aller Beteiligter „auf keinen Fall“ in diesem Rennen laufen soll! „Es ist schwer genug, beim Festival überhaupt ein Rennen zu gewinnen, warum sollte ich meinem Pferd schwerer als nötig machen?“ so Mullins. Dies zeigt aber, dass weder Wetter noch Buchmacher einen echten Favoriten sehen. Oscar Whisky (Barry Geraghty-Nicky Henderson) notiert am Wettmarkt am kürzesten (rund 3-1), er ging im letzten Jahr in diesem Rennen aber völlig unter und ist eigentlich ein 2 ½ Meiler. „Ich warte ja schon lange auf die „Ryanair“-Hurdle“ so Henderson in Anspielung auf die eben erwähnte Chase über 2m5f, „aber wenn sie kommt, ist es für diesen Kollegen wohl zu spät.“ Im letzten Jahr hatte man jeden weiteren Versuch über drei Meilen kategorisch ausgeschlossen, nun aber, da man mit Grandouet und Binocular (und seinerzeit Darlan) in der Champion Hurdle so gute Eisen im Feuer hat, versucht man es nun doch erneut.. Reve de Sivola, in diesem Jahr nur Big Buck´s unterlegen und nach einem erfolglosen Ausflug über Hindernisse in dieser Saison über Hürden wieder gut in Form, sollte der schwerste Gegner sein. Monksland ist momentan sehr unsicherer Starter, und Peddlers Cross hat nach seinem erfolglosen Ausflug über die großen Sprünge selbst bei einem Sieg (seinem in der dieser Saison einzigen Start über Hürden) nicht wirklich überzeugt. Auf weichem Boden könnte Gigginstown Stud´s Bog Warrior ein interessanter Kandidat sein, er ist aber auch noch für den Gold Cup unter Order.

Der letzte Tag des Meetings steht natürlich ganz im Zeichen des Gold Cups. Auch hier hat sich, nachdem Kauto Star und Denman nun ihr Rentner-Dasein mehr oder weniger genießen, ein durchaus offenes Feld ergeben. Der Vorjahressieger Synchronised kann ja leider die Krone nicht verteidigen, die ihm unterlegenen The Giant Bolster und Long Run (Sieger in 2011) erneuern ihre Rivalität, stehen aber im Wettmarkt erstaunlich lang (Long Run notiert 10-1 und länger). Favorit ist der wenig geprüfte Hennessy-Sieger Bobs Worth, dies war auch sein einziger Start in dieser Saison. Geraghty wischte jedoch in einem Radio-Interview alle diesbezüglichen Zweifel vom Tisch: „Er ist in Super-Form und fliegt zuhause. Da er in Rennen immer alles gibt, braucht er lange Pausen. Ich würde ihn für kein anderes Pferd tauschen wollen“. Der irische Champion Willie Mullins reist mit Sir Du Champs an, da im Giggingstown-Besitz, reitet dessen Stalljockey Davy Russell. Ruby Walsh hat schon im November Silviniaco Conti als seinen Gold Cup Ritt ausgemacht, das Team verbuchte im Februar einen überzeugenden Sieg gegen The Giant Bolster und sollte erste Chancen haben. Der Black Sam Bellamy-Sohn The Giant Bolster (Tom Scudamore-David Bridgwater) braucht eher guten Boden und ist wohl nicht mehr als ein chancenreicher Außenseiter, ebenso wie Cape Tribulation, der immerhin über Kurs und Distanz im Januar  den 2010 Gold Cup Sieger Imperial Commander bezwang; dieser war lange ebenfalls Gegenstand guter Berichte seines Trainers, muss nun aber das Festival aufgrund eines Lungeninfektes auslassen. Alles in allem hat Long Run, dessen neue Seitenblender Gegenstand diverser Pressemitteilungen waren, vielleicht tatsächlich die beste Klasse im Feld und ist im Moment „value-for-Money“.

Der Gold Cup Tag beginnt mit der Triumph Hurdle für 4jährige Pferde. Hier hat der Jeremy-Sohn Our Connor in Irland wirklich sehr beeindruckt; im stellen sich aber eine Armada von ungeschlagenen und fast ungeschlagenen Youngsters in den Weg, so dass eine Wahl zwischen ihm und den guten Engländern, vor allem aus dem Hause Nicholls und Henderson, Gefühlssache ist.

Die elf Handicaps (mit den besagten 1145 Nennungen) sowie diverse Novice Hurdles sind natürlich die wahren „Wett-Rennen“ des Meetings, eine detaillierte Analyse würde den Rahmen sprengen.

Aus deutscher Sicht sind natürlich der Dai Jin-Sohn Pont Alexandre und der alte Kämpe Fair Along zu beachten; über letzteren äußerte sich Trainer Philip Hobbs gerade besonders positiv. Unsere englische Quelle hält große Stücke auf Viva Colonia, an den sich manche von hiesigen Rennbahnen vielleicht auch noch erinnern. Eine Arkle-Nennung ist sicher zu ambitioniert, aber er notiert lediglich 14-1 für ein Handicap.

Ein paar Namen für den Notizblock, ohne Gewinn-Garantie und in beliebiger Reihenfolge sind: Balleycasey (evtl. im Einlauf mit At Fishers Cross) , Puffin Billy, Unioniste gegen Dynaste, Fruity o´Rooney (der allerdings gegen den hier in der letzten Ausgabe vorgestellten Monkerty Tunktery läuft), Vino Griego, der nach einer 17-Rennen-Durststrecke nun allerdings gerade zwei Rennen in Folge gewonnen hat. Er könnte aber immer noch Luft haben. Ganz besonders angesagt ist erneut Hunt Ball, dessen charismatischer Besitzer Anthony Knott zwischenzeitliche Gold-Cup-Träume als zu unrealistisch aufgeben musste („Ich hätte Millionen gewonnen, aber man muss Realist bleiben“) und nun fürs Handicap Wunderdinge prophezeit. („Wir haben es ganz ganz ganz besonderes im Ärmel“). Leider scheint sich der Boden gegen ihn zu entwickeln. Ebenfalls in den Ring werfen wir die Namen Divers (sein Trainer Fredy Murphy ist bei diesem Meeting immer zu beachten und zaubert immer wieder einen Sieger zu enormen Quoten aus dem Hut) und Fatcatinthehat (der heisst tatsächlich so!). 

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