Der König hat eine bittere Niederlage erlitten, ein neuer König ist auf den Thron gestiegen. Torquator Tasso, der „Galopper des Jahres“, der Sieger im größten Rennen der Welt, dem Prix de l’Arc de Triomphe, endete in Iffezheim im Großen Preis der Badischen Wirtschaft, Gr. II, meilenweit geschlagen nur auf dem vorletzten Platz, weit hinter dem souveränen Sieger, Alter Adler im Besitz der Freiburger Familie Imm mit Andrasch Starke im Sattel.
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Der Druck war natürlich enorm auf dem Team von Torquator Tasso, der erstmals in diesem Jahr an den Start kam, einen gewissen Konditionsnachteil gegenüber der bereits gelaufenen Konkurrenz hatte, doch konnte das die schwache Vorstellung kaum erklären. Trainer Marcel Weiß verließ ziemlich rat- und wortlos den Ort des Geschehens, „ich hatte schon eingangs der Zielgeraden nichts mehr in der Hand“, kommentierte Jockey Rene Piechulek. Allerdings hatte der Hengst auch bei seinem ersten Start 2021 eine ziemlich unterirdische Vorstellung gegeben, bevor er eine grandiose Saison hinlegte. „Das Jahresdebüt kann aber nicht der Grund gewesen sein“, fügte Piechulek an, „das war heute einfach zu schlecht.“
So war denn auch Deutschlands erfolgreichster Jockey aller Zeiten ziemlich verblüfft, als sein vermeintlich stärkster Konkurrent bereits im Schlussbogen größere Probleme hatte. Andrasch Starke hatte sich das schnell gelaufene Rennen in aller Ruhe von hinten angesehen und sammelte dann in der entscheidenden Phase Gegner um Gegner ein. „Der hat richtig gebrummt“, konstatierte Trainer Waldemar Hickst, „man konnte schon früh sehen, dass er gewinnt. Ein wirklich tolles Pferd.“
Besitzer und Züchter des vier Jahre alten Hengstes sind Ursula und Jürgen Imm. Dieser ist Banker aus dem nicht weit gelegenen Freiburg, betreibt seinen Rennbetrieb unter dem Stall Nizza, Ort vieler Urlaube, wo er vorzugsweise dem gepflegten Boule-Sport nachgeht. „Das war für mich einer der größten Moment im Rennsport überhaupt“, war Imm richtig gerührt und der Jockey machte ihm Mut für höhere Weihen. „Für mich ist das ein Pferd für den Prix de l’Arc de Triomphe“, ist sich Andrasch Starke sicher. Der 48jährige muss es wissen, hat er doch das große Prestigerennen vor elf Jahren mit Danedream gewonnen.
Ob er allerdings weiter auf ihm im Sattel sitzen wird, ist unklar, ist er doch Stalljockey für Trainer Markus Klug in Heumar bei Köln. Der hatte diesmal kein Pferd im Rennen, „bis August werde ich ihn reiten können“, sagt Starke, „aber dann kommen die Dreijährigen in die Grand Prix-Rennen und da haben wir natürlich eine Menge interessanter Pferde.“
Das Team um das Gestüt Auenquelle, Besitzer von Torquator Tasso, wurden zumindest mit dem zweiten Platz entschädigt, denn der in ihrem Besitz stehende Virginia Storm, als letzter Außenseiter im Feld, wurde Zweiter, „die bisher beste Form des Pferdes bisher“, freute sich Trainer Henk Grewe, der das aber mit einem gewissen Galgenhumor sah: „Ich weiß gar nicht, wie oft ich in den letzten Tage in Iffezheim Zweiter war. Kann ich gar nicht zählen“. Dritter wurde mit Mansour (Sibylle Vogt) ein Pferd aus dem eher kleineren Bremer Stall von Trainer Toni Potters, der von dem Laufen mehr als angetan war. „Er hat gezeigt, dass er in diese Klasse passt“, freute er sich.