Seine Karriere im Rennsattel neigt sich so langsam zu Neige, doch Adrie de Vries hat am Sonntag auf der Galopprennbahn in München-Riem wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, dass er noch lange nicht zum „alten Eisen“ gehört. Mit zwei nervenstarken Ritten sicherte sich der Niederländer, der seit Jahrzehnten zu den besten seiner Zunft in Deutschland zählt, die Hauptrennen des Tages vor rund 13 500 begeisterten Zuschauern, die mit dem langjährigen Partner des Münchener Rennvereins Dallmayr eine gewaltige Kaffeeparty feierten. Der 55-jährige de Vries, der gestern Geburtstag feierte, machte sich selbst nachträglich die besten Geschenke. Im Großen Dallmayr-Preis, einem mit 155.000 Euro dotierten Rennen der Europa-Kategorie Gruppe I über 2.000m, gewann er mit dem fünfjährigen Calif (Areion) und bezwang dabei den Derbysieger 2023, Fantastic Moon (Sea The Moon), der wie im Vorjahr Zweiter in dem Münchener Sommer-Highlight wurde.
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„Das ist ein spezieller Sieg“, sagte de Vries, „denn ich habe Calif für meinen Chef Fawzi Nass und Scheich Nasser ausgesucht, und es freut mich, dass er jetzt Gruppe I geholt hat.“ Calif wurde ursprünglich in Deutschland trainiert, wechselte im Vorjahr durch den Verkauf an Victorious Racing nach Frankreich an den Stall von Carlos und Yann Lerner. Auch im Lager des Zweitplatzierten Fantastic Moon, der vor Ort von Sarah Steinberg, war man nicht unzufrieden. Auf für den vierjährigen Hengst unpassendem Geläuf zeigte Fantastic Moon eine starke Leistung. „Auf den letzten 200 Metern wurde Fantastic Moon der Boden aber zu weich, bei gutem Geläuf wäre ich wohl vorbeigekommen“, sagte sein ständiger Reiter Rene Piechulek.
Whispering Dream nach Traumritt von Adrie de Vries
Zum herausragenden Rahmenprogramm des Dallmayr-Renntags gehörte das Konrad Werner Wille Memorial, ein mit 25.000 Euro dotiertes Listenrennen für dreijährige und ältere Stuten über schnelle 1.400m. Der Sieg ging nicht unerwartet nach Frankreich. Adrie de Vries bewies auf der vierjährigen Whispering Dream viel Geduld und starke Nerven. Vom vorletzten Platz im Zwölferfeld schob de Vries die Stute langsam nach vorne, um am Ende sehr leicht zu gewinnen. „Trainer Henri-Alex Pantall hat mir gesagt, dass ich auf ihr warten soll, weil sie manchmal zu Beginn des Rennens etwas eifrig wird.“ Es war für Pantall, der schon viele Rennen in Deutschland gewonnen, in dieser Saison der erste Erfolg hierzulande.
Das Top-Handicap des Tages, die Dallmayr Prodomo Trophy, ging an den Kölner Trainer Henk Grewe. Er sicherte sich mit der fünfjährigen Stute Koffi Kick den mit 20.000 Euro dotierten Ausgleich I über 1.600m. SIegreiter war Leon Wolff. Für den einzigen Heimerfolg des Tages sorgte Elmos Fire im Dallmayr Crema d'Oro Rennen über 2.000m. Trainiert wird der Fünfjährige von Karoly Kerekes, dessen Riemer Kollege Michael Figge mit Jacksun und Freibier die Plätze dahinter belegten.
Zwei Siege für Schiergen und Murzabayev
Zum Auftakt des Renntags zeigte sich Championtrainer Peter Schiergen und sein Topjockey Bauyrzhan Murzabayev in bester Form. Das Duo gewann mit der Stute Santagada das Dallmayr Ethiopa Rennen über 1.400m das Zweijährigen-Rennen. „Wir hatten schon Mumm auf sie, denn sie hat gut trainiert“, so Schiergen. „Aber, dass sie gleich bei ihrem Lebensdebüt gewinnt, war nicht unbedingt zu erwarten.“ Rang Zwei belegte der Schiergen-Schützling Royal Spirit. Und im Dallmayr Gran Verde Rennen über 1.600m holten sich Schiergen/Murzabayev mit dem dreijährigenWazlaw einen weiteren Sieg. Besitzer ist der Präsident des Münchener Rennvereins, Michael Motschmann. „Schade, dass ich heute nur einen Starter hatte, so hätte es weitergehen können.“
Die Rennen wurden zum Teil im World Pool des Hong Kong Jockey Club und bei der französischen Wettgesellschaft PMU übertragen und waren so einem Millionenpublikum zugänglich.
Quelle und weitere Infos: Münchner Rennverein