WAS HEISST VOLLBLUT?
Während bei uns Menschen im Familien-Stammbuch schon bei der Großeltern-Generation Schluss ist, sieht das bei Vollblutpferden ganz anders aus: Sie müssen über mindestens acht Generationen nachweisen, dass alle Vorfahren reine Vollblüter waren. Das ist dann das sogenannte Pedigree, so jedenfalls nennen es die Fachleute, man kann den Begriff auch mit Stammbaum übersetzen. Also Vater und Mutter, Großväter und Großmütter, Ur-Großväter und Ur-Großmütter usw. bis hin zu den Ururururururur-Großvätern und -müttern. Tatsächlich aber lassen sich bei den meisten Vollblutpferden die Vorfahren noch viel weiter zurückverfolgen, sogar bis zu den absoluten Anfängen der Vollblutzucht im späten 17./frühen 18. Jahrhundert in England. Deshalb heißt die Rasse überings ganz korrekt auch Englisches Vollblut!
Pferderennen sind deshalb nicht nur spannende Sport-Veranstaltungen und attraktive Events in freier Natur für die ganze Familie, sondern in erster Linie auch Leistungsprüfungen für die Vollblutzucht. Das Ziel heißt: Nur mit den schnellsten und gesündesten Pferde soll gezüchtet werden. Dafür stellen die Pferderennen eine Auslese dar. Quelle und weitere Infos: Direktorium für Vollblutzucht und Rennen unter www.galopp-sport.de. Dem wichtigsten Rennen des Jahres, dem seit 1869 in Hamburg ausgetragenen Deutschen Derby, kommt dabei natürlich eine ganz besondere Bedeutung zu. Der Blick auf die Liste der Derbysieger zeigt, dass viele eine herausragende Rolle in der deutschen Vollblutzucht gespielt haben und ihr Einfluss bis in die heutige Zeit hineinreicht. Beim Klick auf die Liste und die jeweiligen Pferdenamen lassen sich viele weitere Informationen über die Rennerfolge, Nachkommen und weitere Artikel aus der Datenbank von www.turf-times.de, dem Galopp-Portal für Vollblutzucht und Rennsport, finden, die über die Zuchtleistungen Auskunft geben.
Für die züchterische Bedeutung der Hamburger Rennen seien an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt. An erster Stelle natürlich Danedream, die Wunderstute, die mit dem Prix de l’Arc de Triomphe 2011 und den King George VI und Queen Elizabeth Stakes 2012 die beiden wichtigsten Rennen Europas gewonnen hat. Ihr Vater Lomitas war Derbyzweiter 1991 und ihr Ur-Großvater Surumu der Derbysieger des Jahres 1977. Auch im Stammbaum der aktuellen Diana-Siegerin Salomina, die zuvor den Großen Hamburger Stuten-Preis, Gr. III, beim Derby-Meeting 2012 in Hamburg gewonnen hat, tauchen die beiden großen Vererber des Gestüts Fährhof in Sottrum bei Bremen auf der Vaterseite auf, mütterlicherseits lassen sich dann sogar Bezüge zur berühmten Schwarzgold finden, die ihre großartige Rennkarriere mit dem Derbysieg 1940 krönte.
Nicht zu vergessen ist natürlich Monsun, Deutschlands bester Vererber, der 2012 verstorben ist. Er war Erstling des 1979-er Derbysiegers Königsstuhl aus der Listensiegerin Mosella, einer Surumu-Tochter. Mit bisher 51 Gruppe-Siegern, 14 davon auf Gr. I-Ebene (Stand 10/12), durfte er sich sogar in die die Liga der führenden Vererber weltweit einreihen. Natürlich spielte auch er eine Rolle in Hamburg, allerdings nicht die erste: er konnte das Derby 1993 nicht gewinnen, musste damals allerdings niemand Geringerem als Lando den Vortritt lassen, der danach noch als erstes deutsches Pferd in der Geschichte den Japan-Cup gewann und gleichfalls zu einem international erfolgreichen Deckhengst avancierte.
Allgemeine Informationen zum Galopprennsport
Wurde im pferde- und wettbegeisterten Englischen Königreich erfunden. Durch systematische Selektion auf der Rennbahn entstand dort das Englische Vollblut, eine künstlich geschaffene Pferderasse, welche schneller, härter und gesünder als alle anderen ist. Aufgrund der strengen Auslese setzten sich nur die besten Gene durch und so lassen sich heute alle Englischen Vollblüter der Welt auf einige wenige orientalische Hengste und rund 40 Gründerstuten englischen Ursprungs zurückführen. Der spätere Versuch, durch Einkreuzung anderer Rassen noch schnellere Pferde hervorzubringen, brachte keinerlei Erfolg.
Als erster „echter“ Vollblüter gilt der Hengst Eclipse, geboren am 1. April 1764, der in 18 Rennen ungeschlagen und sämtlichen Konkurrenten haushoch überlegen gewesen ist.
Vollblüter werden heute überall gezüchtet und auch weltweit auf den Rennbahnen eingesetzt.
Besonderheit: In der Vollblutzucht ist die künstliche Besamung im Gegensatz zu den meisten anderen Rassen nicht gestattet – jede Stute muss tatsächlich zum auserwählten Hengst reisen und von diesem im so genannten Natursprung gedeckt werden. Aus diesem Grund kann es hier schnell teuer werden, denn für die Dienste der besten Beschäler werden schon mal mehr als 100.000 Euro verlangt.
Die führenden Zucht- und Sportnationen sind Großbritannien, Irland, Frankreich, die USA und Australien, doch auch in Japan, Skandinavien, Italien, Südafrika und Südamerika ist der Vollblüter zuhause. Und auch die in Deutschland gezogenen Vollblüter zeigen gerade in jüngster Zeit international hervorragende Leistungen. Manduro galt im Jahr 2007 als bester Galopper weltweit und die kleine Stute Danedream hat mit ihren Siegen im Prix de l’Arc de Triomphe und in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes Vollblutgeschichte geschrieben.
Wie im Zuchtziel formuliert soll sich der leistungsgeprüfte Galopper aber auch für den Einsatz in der Landespferdezucht eignen und hat dies in der Geschichte auch bereits in hohem Maße getan. Nur durch einen hohen Vollbluteinsatz gelang es, die heute international so erfolgreichen deutschen Warmblüter vom schwereren Gebrauchspferd zum Typ edles Reitpferd umzuwandeln. So besitzt jede deutsche Warmblutrasse ihren Vollblut-Stempelhengst: Pefectionist (Trakehner), Ladykiller (Holsteiner), Adonis (Oldenburger), Der Löwe (Hannoveraner) und Papayer (Westfalen) sind hier die bekanntesten.
Aktuell bestes Beispiel für den unverändert großen Einfluss, den die Vollblüter in der Landespferdezucht nehmen, sind die vierbeinigen Olympioniken von London 2012.
Von den 219 dort gemeldeten Pferden stammten fast 30 Prozent aus deutscher Zucht, in Peking war es ähnlich. Von diesen ist kein einziges Pferd ohne Vollblutanteil dabei. Und die Erfolge der deutschen Vielseitigkeitsreiter wären ohne Vollblüter undenkbar.
Doch auch in allen anderen Disziplinen sind Vollblüter oder Pferde mit hohem Vollblutanteil besonders erfolgreich gewesen. Den Weltrekord im Hochsprung, erzielt im Jahr 1949, hält der übrigens der chilenische Vollblüter Huaso, der unter seinem Reiter Alberto Larraguibel unglaubliche 2,47 Meter übersprang.
Vollblüter sind darüber hinaus in einigen Rassen die einzigen noch erlaubten Veredler. So haben die Trakehner ein geschlossenes Stutbuch und lassen als Fremdrasse ausschließlich Vollblüter zu. Gleiches gilt für Quarter Horses, die mit 3 Millionen eingetragenen Pferde die zahlenmäßig größte Pferderasse weltweit, auch hier wird in einem gewissen Maße die Einkreuzung von Vollblütern gestattet.
Rennen reiten
Ist auch ohne Ausbildung zum „Pferdewirt Schwerpunkt Rennreiten“ möglich, wenn man Talent und Mut hat, gerne früh aufsteht und die Waage kein Übergewicht anzeigt. Denn es gibt die Möglichkeit, als Amateur in den Rennsattel zu steigen. Amateure reiten nicht des Geldes wegen, sondern um Spaß zu haben. Gewinnen wollen sie natürlich auch. Wer sich dafür interessiert, sollte mindestens über reiterliche Grundkenntnisse verfügen und bei einem Vollbluttrainer regelmäßig in der Morgenarbeit – so wird das Training der Galopper genannt – reiten. Bei Eignung kann dann die entsprechende Prüfung abgelegt und eine Lizenz beantragt werden.
Weitere Informationen unter der Sammlung Galopp-Links: Klick!