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Zum Tod von Reinhard Johannsmann: "Mach's gut, Langer!"
von Daniel Delius
Quelle: Turf-Times vom 28.11.2013
Westfalen tragen ihr Herz nicht auf der Zunge. Reinhard Johannsmann war ein Westfale. Ein typischer. Trotzdem: Vor ziemlich genau einem Jahr schellte bei uns daheim das Telefon. Reinhard war am anderen Ende, er erkundigte sich nach Uwe Stoltefuß. Unser gemeinsamer Freund war gerade ins Krankenhaus gekommen, wir waren nah am Thema, er wusste nicht genau Bescheid. Wir berichteten ihm über die Diagnose, Leukämie, es sah nicht gut aus. Wir tauschten unsere Sorgen aus und da sagte Reinhard: "Ich wüsste gar nicht, wie ich mit so etwas umgehen würde."
Kurze Zeit später bekam er schlechte Nachrichten. Lange Zeit war er sehr zuversichtlich, im Sommer erzählte er mir von den Behandlungen - Renntage ließ er eigentlich nie aus - er verbreitete Optimismus, "alles gut", sagte er. Nichts war gut.
Vor fünf Wochen noch war er in Iffezheim, eine Stute von ihm war auf der Auktion, er bat mich um Hilfestellung, kein Thema, ich habe schnell Interessenten gefunden, am Ende wurde diese Schimmelstute für einen sehr anständigen Preis verkauft, mehr, als er erwartet hatte. Wir tranken anschließend einen Schnaps, "Bier", sagte er, "Bier schmeckt mir nicht mehr." Ein Alarmzeichen.
Anfang November habe ich ihn noch einmal gesehen, in Warendorf, klapperdürr war er geworden, noch schmaler als all die Jahre zuvor. Er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, aber wie er damit wirklich umgegangen ist, schwer zu sagen.
Reinhard war ein Spätberufener im Galopp-Rennsport, erst 1989 liefen erstmals Pferde in seinen Farben, Mitte der 90er Jahre zeichnete er dann selbst als Trainer verantwortlich, 165 Rennen hat er gewonnen. Er war "Basis des Rennsports", seine Pferde tummelten sich meist in den unteren Handicaps, doch da war er äußerst erfolgreich. Er pflegte sehr geschickt zu managen und nicht selten gewann er da, wo es das große Geld gab, die Superhandicaps in Baden-Baden und Bad Harzburg, wo er sich besonders wohl fühlte, hat er stets gezielt angesteuert. Gerade in Harzburg haben wir immer auf ihn zählen können, wenn es um Starter ging und abends wurde dann auch nicht nach Hause gefahren, selbst wenn es einmal nicht zu einem Volltreffer gelangt hatte, es wurde gefeiert. Ein Ausgleich IV-Sieg war für ihn soviel wert wie für andere ein Grand Prix-Treffer.
Dreimal ist Reinhard Johannsmann Deutscher Meister der Besitzertrainer geworden, den Nachwuchs hat er immer besonders unterstützt und so war es bezeichnend, dass mit Vinzenz Schiergen ein 15jähriger die letzten Sieger für ihn ritt, schon seinen Bruder Dennis hatte Reinhard von Beginn an unterstützt und er hatte richtig gelegen.
Er war Westfale, bauernschlau, kein Mann der vielen Worte. Mit Schrecken erinnere ich mich an die von mir durchgeführten Moderationen der Championatsfeier, vorher habe ich ihn gebeten, auf meine Fragen doch einige längere Sätze von sich zu geben - nichts, zwei, drei Worte, das wars, ja oder nein, mehr nicht. Halt westfälisch, mit einem trockenen Humor ausgestattet, aber durchaus großzügig, er gab immer die erste Runde aus.
Es hat Brüche in seinem Leben gegeben, privat und beruflich, Höhen und Tiefen. Ein Sportsmann ist er stets gewesen, ein Pferdemann, ein angenehmer, sympathischer Gesprächspartner. "Johannsmann", bellte er durchs Telefon, wenn er mal wieder etwas wissen, berichten wollte. Auch damals vor einem Jahr. Im Sommer haben wir am Grabe von Uwe Stoltefuß gestanden, damals war Reinhard noch voller Hoffnung. Sie hat getrogen.
Am morgigen Freitag wird Reinhard Johannsmann in Isselhorst beerdigt. Die Trauerfeier beginnt um 12 Uhr.
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