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Reinhard Delius verstorben
Quelle: Turf-Times vom 06.04.2012
Am 31. März, am frühen Abend, ist im Gestüt Harzburg eine Halling-Stute aus der mehrfachen Gruppe-Siegerin Wurfscheibe zu Welt gekommen. Wenige Stunden zuvor ist in Bielefeld Reinhard Delius zu Grabe getragen worden, der langjährige Besitzer des Gestüts Ravensberg war in seiner Heimatstadt eine Woche zuvor im 90. Lebensjahr verstorben. Wurfscheibe ist eine der aktuellen Zuchtstuten des Gestüts, das lebendig wie eh und je ist, in diesen Jahren eine echte Renaissance erlebt. Hätte Reinhard Delius die Geburt des jüngsten Ravensberger Sprosses noch miterlebt, so hätte er gewiss eine entsprechende Bleistift-Eintragung in sein Notizbuch gemacht, das er stets mit sich führte und in das nahezu alles eingetragen wurde, das mit Ravensberg auch nur im Entferntesten zu tun hatte.
1907 wurde das Gestüt Ravensberg von Paul Niemöller, damals 38 Jahre alt, Fabrikant in Gütersloh gegründet, hatte schon bis zum Zweiten Weltkrieg bemerkenswerte Erfolge erringen können. Als Niemöller 1946 starb, wurde das Gestüt gleich an die übernächste Generation vererbt, an seinen Enkel Reinhard Delius, der damals gerade 23 Jahre jung war. Drei Jahre später, am 23. Februar 1949, betrat Waldrun erstmals Ravensberger Boden - sie sollte eine der einflussreichsten Mutterstuten in der Historie der deutschen Vollblutzucht werden. Die großen Ravensberger Zeiten, das waren die Fünfziger und Sechziger Jahre, als mit teilweise nur rund 15 Pferden im Training auf dem Gelände in Spexard bei Gütersloh sogar das Besitzerchampionat errungen wurde. Mit Johannes Kuhr war damals ein kongenialer Mann gleichzeitig Gestütsleiter und Trainer, eine Position, die dann später Heinz Gummelt ausfüllte. Nicht nur in der Eigentümerfrage, auch bei den Mitarbeitern gab es über Jahrzehnte Kontinuität. Drei Derbysieger, Wilderer, Waidwerk und Waldpark, unzählige Grand Prix-Sieger kamen aus Ravensberg, nicht nur aus der Waldrun-Linie. Reinhard Delius hat das mit enormer Passion getragen und mit viel Liebe zum Pferd. So mancher Ravensberger Vollblüter war später noch unter seinem Besitzer als Reitpferd im Einsatz. Er war bescheiden und zurückhaltend nach außen, großzügig hinter den Kulissen. Experimentierfreudig war er eigentlich nie, eher bodenständig, halt westfälisch. Als Windwurf 1976 im Washington D. C. International (erfolglos) in Laurel Park startete war das eine Sensation - doch für alle, die damals dabei waren, ein Erlebnis.
Ravensberg ist dann später, was die Zahl der Mutterstuten betraf, deutlich heruntergefahren worden, es war auch eine Durststrecke zu überwinden, eine private Trainingsanlage, die sich anderen nicht öffnet, passte auch nicht mehr unbedingt in die Zeit. Es war sicher ein Glücksfall, dass mit Gregor Baum und später Andreas Jacobs investitionsfreudige Pächter gewonnen werden konnte, die mit der Familie freundschaftlich verbunden sind. Rennstall und die kleiner gewordene Zucht waren wie in alten Zeiten unter einem Dach und Reinhard Delius ist wie immer jeden Samstag von Bielefeld hinaus nach Spexard gefahren, auch in späten Jahren, als das Leben mühsamer wurde.
Als Waldpark im vergangenen Jahr das Derby gewann, war es ein sehr populärer Sieg - Ravensberg hatte und hat viele Fans, auch, weil es eine klare, unverwechselbare Linie verfolgt hat. Das wird sich fortsetzen, in der nächsten Generation von Menschen und von Pferden.
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