Verfasst von Rennstallwoehler am 1. November 2022 - 20:53
Sind erstmal Rennen, ist die Arbeit des Trainers längst getan. Er kann sich auf den Trecker setzen, die Grasbahn für den nächsten Galopptag präparieren und schickt einfach seine Mädels los, die dann auch richtig Spaß hatten.
Wobei es in Berlin erstmal sorgenvoll los ging da Silence Please – sie scheint nicht umsonst so zu heißen – große Probleme mit den Rennkommentaren hatte, die im Stall überdeutlich zu hören waren. So verbrachte Monika Müller die meiste Zeit bis zum Rennen in Silence' Box und ihr kleiner Hund Fritzi war eine äußerst unterhaltsame Ablenkung für die Stute. Unsere gute Seele Martina Grünewald konnte noch mit einer Ohrenmütze aushelfen und alle anderen, die im gleichen Stall stationiert waren, sorgten stets dafür, dass die Türen geschlossen blieben. Unter diesen Voraussetzungen kamen allerdings schon große Zweifel auf, wie das alles zum Rennen hin wird aber bis dahin hatte sich Silence Please wieder beruhigt. Der Trainer haderte einige Tage damit, welche Taktik für die Stute wohl die Beste ist und nachdem er von ihrer Aufregung hörte, rief er Jozef Bojko an und meinte:“Mach' den Waldi mit ihr.“ Sprich, nicht zu flott abspringen, hinten einparken, im Einlauf auf keinen Fall rausziehen und sie zu früh Tageslicht sehen lassen. Jozef hat diese Order nicht nur richtig cool umgesetzt, er bewies auch noch Talent als Slalomfahrer und Silence Please machte auch wirklich jede Bewegung bereitwilligst mit. Am Ende waren es fünf Längen, die sie vor dem restlichen Feld über die Linie kamen und Jozef konnte sich entspannt für's Foto schön machen. Barry Irwin's Kommentar, der das Rennen in Kentucky natürlich live mitverfolgte, ist jetzt nicht druckreif – der Rennverlauf war ihm zu aufregend – aber er meinte, das wäre die bisher beste Lebensleistung der Stute gewesen und die Freude entsprechend groß, dass es nun endlich mit einem vollen Erfolg auf Gruppe-Ebene klappte. Es gab kurze Überlegungen, sie vielleicht noch nächstes Jahr im Training zu lassen aber die Pläne sind ad acta gelegt und Sabine Brose wird sich nun nicht mehr fragen können, warum die Leute eigentlich immer weiter jubeln wenn man doch dauernd „Silence Please“ über die Lautsprecher hört. Das war für alle Beteiligten ein wirklich schöner Sieg.
Mit ganz anderen Dingen musste sich Jennifer Knorrenschild in Rom beschäftigen. Da waren Sirjan's Futtersäcke angeknabbert und es fehlte Hafer. Die Diebe waren allerdings schnell ausgemacht – in der Umgebung waren Esel ausgebüchst und wahrscheinlich hocherfreut über das unerwartete Büfett gewesen. Es ging aber auch mit ein paar Körnern weniger und Eddie Pedroza brauchte eigentlich nicht viel mehr zu tun als den immer noch sehr grünen Hengst darauf hinzuweisen, dass der Weg nach vorne geradeaus geht. Nach Isfahani und Ardakan geht dieses Rennen jetzt zum dritten Mal in Folge an Darius Racing und ehrlicherweise muss man sagen, wir hatten diese Prüfung nicht auf dem Schirm aber für Holger Faust sah die Aufgabe auf dem Papier machbar aus und nachdem der Hengst wirklich sehr gut gearbeitet hatte, wollte man es wagen. Im Sieglosen nächsten März muss Sirjan also nicht mehr anfangen, dieser Plan hat sich erledigt und nun ist die verdiente Winterruhe angesagt.
Bei Lionel lief es nicht ganz so prickelnd und Eddie meinte nach dem Rennen, der kleine Kerl könne da überhaupt nichts dafür, das Ergebnis müsse er auf seine Kappe nehmen.