Verfasst von Rennstallwoehler am 9. Juli 2018 - 17:59
So, Hamburg - und somit auch das wichtigste Meeting des Jahres - ist vorbei und endete genauso holprig wie es angefangen hatte. Zu behaupten, man wäre über das Ergebnis im Derby nicht enttäuscht, wäre gelogen aber es ist eigentlich weniger die Enttäuschung, dass Royal Youmzain nicht gewinnen konnte, die uns beschäftigt. Wir ärgern uns - und scheinbar nicht nur wir, was man an den vielen Rückmeldungen merkt - über diese grobe Unsportlichkeit sich im Einlauf umzudrehen, den Favoriten zu sehen und dann rüberzuziehen um ihm vor die Karre zu fahren. Dass man im Eifer des Gefechtes schon mal vor die Füße seines Gegners läuft, bleibt nicht aus aber das ganz offensichtlich vorsätzlich zu inszenieren, spricht nicht für den Charakter eines Sportlers. Lediglich eine kurze Übersprüfung und fünf Tage Lizenzentzug sind dafür schon direkt entgegenkommend. Es ist müssig darüber nachzudenken, ob Royal Youmzain ohne diese Behinderung gewonnen hätte. Aber in dieser Phase des Rennens einmal aus dem Tritt gekommen, ist es für einen wuchtigen Bock wie ihn natürlich schwer schnell wieder den nötigen Schwung zu kriegen. Was aber mal definitiv kein Kriterium für "schlechtes Draufsein" schon vorher war, ist das Schwitzen. Es war schon mehrmals Thema aber wir schreiben es gerne nochmal - Royal Youmzain schwitzt immer. Er hat schon als Jährling geschwitzt, er schwitzt bei Regen im Herbst und er schwitzt bei -10Grad im Winter. Es gibt ja auch Menschen, die permanent feuchte Hände oder einen Schweißfilm auf der Oberlippe haben. Aber wie auch immer, zumindest hat der Hengst alles gut weggesteckt und machte heute einen erstaunlich munteren Eindruck.
Sehr erfreulich dagegen war das Laufen von Aldenham. Jozef Bojko wollte unterwegs nicht auf irgendwelche Gegner lauern, jeder Tempofalle aus dem Weg gehen und sein eigenes Ding machen. Das geht natürlich am Besten von vorne und so bemühte er sich gleich um den Platz an der Spitze. Und es war wirklich der Hammer, wie lange die Beiden diese Position verteidigen konnten um dann noch als Fünfte über die Linie zu kommen. Tolle Leistung!
Zargun, eingparkt hinter Aldenham, zeigte sich erstaunlich handsam unterwegs und hielt auch relativ lange mit bis er dann doch abreissen lassen musste.
Chimney Rock stand leider in der Früh auf drei Beinen in seiner Box. Was auch immer er in den nächtlichen Stunden davor getrieben hatte - ein Eisen war verschoben und mit der Kappe hatte er sich die Huflederhaut verletzt. Das hat uns für unseren Doc schon wahnsinnig leid getan, einen Derby-Starter hat man ja nicht alle Tage.
Aber außer dem Derby gab es auch noch andere Rennen. Z.B. das Debüt von Caracalla Queen. Die Art und Weise wie sie sich unterwegs gab und zu ihrer ersten Platzierung kam, hat uns gut gefallen.
Der Weg vom Agl. II in den Agl. I sah nach Lift und nicht nach Treppe für Waldpfad aus. Der Hengst profitierte natürlich auch von einem günstigen Gewicht aber der Ton macht die Musik und da ist bestimmt noch mehr drin.
Für Queens Street muss noch ein Patentrezept gefunden werden.
Rolando lief nicht schlecht und sah schon wie der Sieger aus aber dann kamen von hinten noch zwei Kontrahenten mit richtig viel Schwung und überrannten ihn. Die Distanz war einfach einen Tick zu weit für ihn.
Das Laufen von Guiliana enttäuschte etwas. Die letzten Arbeiten der Stute waren wirklich sehr gut gewesen und sie sah auch bestechend aus aber am lauen Ergebnis konnte das nichts ändern.
Bis Mitte der Geraden dachte man, Power General könnte in die Platzierung laufen aber dann stand er und kam leider auch etwas klamm aus dem Rennen. Für Movie Star war es eigentlich schon am Start gelaufen. Die Stute agierte sehr unruhig in ihrer Box und versäumte sich dadurch als die Türen aufgingen. Sie konnte zwar noch etliche Längen gut machen und eines der Platzgelder ergattern aber mit einem reibungslosen Start wäre auch mehr drin gewesen.
Auch wenn es eine extreme Distanz war, würden wir nicht sagen, Indian Eagle ist daran gescheitert. Der feste Boden war ihm einfach zu unangenehm.