TurfTimes:
Ausgabe 846 vom Freitag, 06.12.2024
Was wäre gewesen, wenn… Was wäre gewesen, wenn sich Best Of Lips (The Gurkha) nicht im Vorfeld des Deutschen Derbys 2021 das Fesselgelenk gestaucht hätte? Eine hypothetische Frage, denn der Sieger des Union-Rennens (Gr. II) wäre mit Sicherheit mit der Nummer eins ins Rennen gegangen. Er war nach dem Erfolg im wichtigsten Vorbereitungsrennen auf Hamburg der logische Favorit, aber die Verletzung verhinderte eine Start, er konnte dreijährig überhaupt nicht mehr an den Start gebracht werden.
Bis dahin war alles ziemlich makellos verlaufen. Zweijährig hatte er bei vier Starts zweimal gewonnen, darunter im Preis des Winterfavoriten (Gr. III) unter Francis Norton. Ein erster Versuch im Ausland verlief noch ohne Ausbeute, das war im Criterium de Saint-Cloud (Gr. I) aber nur knapp zwei Wochen nach Köln. Dreijährig ging es mit dem Sieg im Busch-Memorial (Gr. III) los, es folgte Rang drei im Mehl Mülhens-Rennen (Gr. II) und dann der Erfolg in der “Union”. Dem von Sisfahan (Isfahan) gewonnenen Derby musste er fernbleiben.
Best of Lips kam jedoch wieder zurück. In drei Rennzeiten sollte er noch stolze 25 Starts absolvieren, verdiente in jeder Saison eine ordentliche sechsstellige Summe, war in ganz Europa unterwegs und bekam fast immer Geld ab. Sein bestes Jahr hatte er 2024, als er in dieser Reihenfolge den Premio Ambrosiano (Gr. III) in Mailand, das Fürstenberg-Rennen (Gr. III) in Berlin-Hoppegarten und den Stockholm Cup International (Gr. III) im schwedischen Bro Park gewinnen konnte. In der Saison 2023 hatte er mit dem Gran Premio di Milano (Gr. III) schon einmal in Italien ein besseres Rennen für sich entscheiden können. Hinzu kommen zahllose Platzierungen, so etwa in diesem Sommer Rang drei im Großen Preis von Berlin (Gr. I). Am Ende summierten sich sieben Gr.-Siege und zwölf Blacktype-Platzierungen, wobei er stets Leistungen um die 96kg zeigte.
Für Hans-Dieter Lindemeyer, Besitzer und Züchter von Best Of Lips, begann dessen Geschichte bei der November Breeding Stock Sale von Goffs 2016. Damals kam ein großes Kontingent aus dem Wildenstein-Besitz im Zuge einer Auflösung in den Ring, es wurden auch sehr gute Preise erzielt. Im Angebot war auch die damals vier Jahre alte Beata (Silver Frost), die in den Wildenstein-Farben für Trainer Mikel Delzangles in zwei Rennzeiten nur viermal lief, dabei über jeweils 2200 Meter in Niort und Fontainebleau erfolgreich war.
Das Pedigree, das wir nachfolgend leicht gekürzt veröffentlichen, zeigt eine starke Wildenstein-Familie auf. Beatas Schwester Bright Sky (Wolfhound) war bei Elie Lellouche eine herausragende Rennstute, hat den Prix de Diane (Gr. I) und den Prix de l’Opéra (Gr. I) gewonnen und war auch vielfach Gr. I-platziert. Die zweite Mutter Bright Sky (Alysheba) war in vier Gr.-Rennen erfolgreich, die Linie ist international erfolgreich.
Beata, die 88.000 Euro gekostet hatte, wurde in ihrer ersten Zuchtsaison 2017 von dem auch gerade neu aufgestellten Coolmore-Hengst The Gurkha (Galileo) gedeckt, Sieger u.a. in der Poule d’Essai des Poulains (Gr. I) und in den Sussex Stakes (Gr. I). Heraus kam Best Of Lips, sein bisher bester Nachkomme. In die Zucht genommen wurde die platziert gelaufene Beauty Of Lips (Mastercraftsman), die dieses Jahr ein Stutfohlen von Waldgeist gebracht hat und von diesem auch wieder gedeckt wurde. Die zwei Jahre alte Blue Lips (Sea The Stars) steht bei Andreas Suborics. Im Frühjahr war Beata einmal mehr in Irland, ihr Partner war Dark Angel.
Für Best Of Lips wird jetzt nach einer bemerkenswerten Rennkarriere im Gestüt Etzean zu einem Tarif von 4.500 Euro ein neues Kapitel aufgeschlagen. Es ist davon auszugehen, dass er von seinem Standortgestüt und natürlich auch vom Stall Parthenaue von Hans-Dieter Lindemeyer entsprechend unterstützt wird.