Keeneland startet mit hohen Preisen

Ein qualitativ ausgezeichneter Katalog inklusiver zweier Bestandsauflösungen und die an dieser Stelle schon mehrfach erwähnten Steuererleichterungen für Investoren in Rennsport und Zucht waren wichtige Faktoren für einen bemerkenswerten Start in die Keeneland November Breeding Stock Sale, die bis zum 17. November in Kentucky durchgeführt wird. Traditionell spielt sich das mutmaßlich höherwertige Geschehen von Nordamerikas wichtigster Zuchtauktion an den ersten Tagen ab, so dass schon deutlich vor dem Auktions-Finale ein positives Zwischenergebnis gezogen werden kann.

Den absoluten Höhepunkt markierte der Dienstag mit dem Erscheinen der dreijährigen Stute  Royal Delta (Empire Maker) im Ring. Frisch von der Rennbahn kommend, wo sie am Wochenende in Churchill Downs den Breeders‘ Cup Ladies Classic (Gr. I) gewonnen hatte, war sie Teil des Verkaufs der Pferde des verstorbenen Prince Saud bin Khaled. Am Ende war es ein Bieteduell zwischen Ben Leon jr. von den  Besilu Stables und  Frank Stronach, wobei Ersterer am Ende mit 8,5 Millionen $ das höchste Gebot hatte, Rekord für eine Stute im Training und der vierthöchste Preis, der je für eine Stute in einem nordamerikanischen Auktionsting gezahlt wurde. „Es war eine einmalige Chance“,  kommentierte Leon, der die Dreijährige auch im kommenden Jahr im Training lassen will. „Sie kommt aber zunächst einmal zu uns auf das Gestüt“, fügte er an, „dann treffen wir weitere Entscheidungen.“ Bisher wurde Royal Delta, die im Sommer auch die Alabama Stakes (Gr. I) gewonnen hatte, von Bill Mott trainiert. Leon bezeichnete die Stute als „Geschenk an meine Frau“, hatte doch Silvia Leon am Dienstag Geburtstag.

Auktion von Royal Delta, Klick zum Video: http://www.youtube.com/watch?v=XdRVUPNAtzA&feature=youtu.be

Die Auflösung des Bestandes der Spring Hill Farm sorgte schon am Montag, dem Eröffnungstag der Auktion, für die erwartet hohen Preise. Eigner Ned Evans, der eine hochwertige Stutenherde zusammengestellt hatte, war im Dezember vergangenen Jahres verstorben. 18 der 20 teuersten Pferde des Montags kamen von Spring Hill, die insgesamt 63 Angebote der Zuchtstätte wurden an diesem Tag zu einem Schnitt von rund 645.000 $ verkauft, sorgten mit ihrem Gesamtpreis von etwas über vierzig Millionen $ für etwa zwei Drittel des Tagesumsatzes. Darunter war natürlich auch die Salestopperin, die sieben Jahre alte  Christmas Kid (Lemon Drop Kid), Siegerin u.a. in den Ashland Stakes (Gr. I), tragend von Bernardini. Bis zu 4,2 Millionen $ musste Aisling Duignan als Repräsentantin von Coolmore gehen, um sich diese Stute zu sichern. „Sie geht nach Irland und wird dort wohl von Galileo gedeckt“, diktierte sie den Fragenden in die Blöcke.

Besilu Stables Benjamin Leon jr. hatte natürlich auch die Evans-Pferde im Visier, er sicherte sich in der Montags-Session gleich sechs davon für 11,4 Millionen $. In einer erstaunlichen Sequenz kaufte er gleich drei Lots in Folge für 6,4 Millionen $, darunter ein Stutfohlen von Medaglia d’Oro, eine Halbschwester zum einstigen amerikanischen „Pferd des Jahres“ Saint Liam. Die Mutter Quiet Dance (Quiet American), immerhin schon 18 Jahre alt und auch noch 800.000 $ teuer, sowie drei ihrer Töchter brachte er zudem an sich. Aus dem Rennstall kommt die vier Jahre alte Quiet Giant (Giant’s Causeway), die u.a. die Molly Pitcher Stakes (Gr. II) gewinnen konnte und drei Millionen $ kostete. „Es ist sehr selten, dass Pferde dieser Qualität auf dem Markt sind“, meinte Leon, „sie passen ausgezeichnet in unsere Herde, wir mussten zugreifen.“ Der 66 Jahre alte Unternehmer aus Florida hat sein Geld in der Gesundheitsbranche gemacht, ihm gehören zahlreiche Privatkliniken. Schon bei der September Yearling Sale in Keeneland war er hinter John Ferguson der Käufer Nummer zwei, erwarb 13 Jährlinge für 8,175 Millionen $.

Im Ring war auch eine Halbschwester der großen Zenyatta (Street Cry), ein Stutfohlen von Henrythenavigator. Frank Stronach musste bis zu 1,5 Millionen $ gehen, um sich dieses Rarität zu sichern. Verkäufer Ric Jamieson, ein Australier, ist noch im Eigentum ihrer älteren Schwester, die ebenfalls von Henrythenavigator stammt. Jamieson, Züchter auch der ungeschlagenen Black Caviar (Bel Esprit), will sie in den USA in den Rennstall geben.

Aus deutscher Sicht war sicher der Verkauf von Daveron (Black Sam Bellamy) von besonderem Interesse. Bei 750.000 $ fiel bei der von Barry Irwins Team Valor angebotenen Sechsjähriger der Hammer, sie wird die Mutterstutenherde von Live Oak Plantation bereichern. „Mit dieser Preisregion habe ich gerechnet“, meinte Irwin, der die Stute einst als Jährling bei der BBAG für 100.000 € erworben hatte. Noch im laufenden Rennjahr war sie Siegerin in den Ballston Spa Stakes (Gr. II) und den Beaugay Stakes (Gr. III).

Nach den ersten drei Tagen der Auktion gibt es im Schnitt pro Zuschlag ein erstaunliches Plus von 71,8 Prozent, der Wert stieg von 157.921 $ auf 271.270 $ an. Allerdings ist es sicher kein reeller Vergleich, da durch die Bestandsauflösung in diesem Jahr ganz andere Pferde im Ring sind als etwa 2010. „Erfreulich ist die Stärke des Fohlenmarktes“, merkte Keeneland Director of Sales Geoffrey Russell an, „das lässt auch für nächstes Jahr hoffen.“

Keeneland November Breeding Stock Sale - Salestopper