Das Interview: Perlenkette für Andrea Glomba
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TurfTimes:
Beide Sieger hatte im Vorfeld keiner so richtig auf der Rechnung. Für Pagan Warrior, mit dem Andrea Glomba am 01. Februar für ihren Trainer Uwe Schwinn den 1. Lauf zur Perlenkette gewann, gab es für seinen ersten Sieg überhaupt 104:10 Euro. Zwei Wochen später gewann die gebürtige Saarländerin dann mit Dwayne, ebenfalls aus dem eigenen Stall, sogar zum Kurs von 145:10 den 2. Lauf und hat somit die Perlenkette in diesem Traditionswettbewerb schon vorzeitig sicher. Bereits im Rennen zuvor hatte sie mit Paggan Warrior erneut gewonnen und damit sogar zwei Sieger an diesem Neusser Renn-Sonntag. Gerechnet hatte mit so einem Ergebnis keiner, am wenigstens die erfolgreich Rennreiterin selbst. Genauso fix wie auf der Rennbahn war sie auch beim Beantworten unserer Fragen.
Turf-Times: "Gratulation zum vorzeitigen Sieg im Wettbewerb um die Perlenkette. Was bedeutet dieser Erfolg für Sie?"
Andrea Glomba: "Der Erfolg bedeutet mir natürlich viel, vor allem, da ich niemals damit gerechnet habe. Der Gewinn der Perlenkette lag für mich bisher nie in der Vorstellung, da ich hierzu keine Unterstützer hatte in den letzten Jahren. Paggan Warrior war im ersten Lauf genannt, da das Rennen passte, und nachdem er überraschend gewonnen hat, setzte mein Trainer Uwe Schwinn alles daran, mir ein chancenreiches Pferd in den nächsten beiden Läufen zu nennen. Dass Dwayne dann gewinnt - und auch noch mit diesem Rennverlauf - kam dann allerdings unerwartet. Die ersten beiden Läufe gewonnen zu haben, und das auch noch mit meinen Lieblingspferden, ist klasse."
TT: "Für die jeweilige Tagessiegerin gibt es ein Armband, für den Gesamtsieg, den Sie schon vor dem abschließenden dritten Lauf am 03. März in Neuss schon sicher haben, dann die besagte Perlenkette. Wann haben Sie Gelegenheit den ganzen Schmuck zu tragen?"
AG: "Nun ja, beim Reiten ist der Schmuck natürlich ein wenig fehl am Platz, aber es gibt ja einige Feierlichkeiten, bei denen er angelegt werden kann."
TT: "Mit ihrem Erfolg sind Sie dann sogar ganz oben auf der Titelseite der Fachpresse gelandet, mit großem Foto und der Schlagzeile "Glomba la Bomba"...
AG: "Die Schlagzeile war mir schon ein wenig peinlich. Es war natürlich eine Bombenleistung vom Pferd aber logischerweise ist so eine Schlagzeile natürlich schmeichelhafter als eine Negative. Mein Nachnahme ist halt für dieses Wortspiel, welches ja auf Alberto Tomba zurück geht, auch prädestiniert."
TT: "Wie sind Sie zum Rennsport gekommen und welche Rolle spielt der in Ihrem Leben?"
AG: "Das erste Mal Kontakt zu Pferden hatte ich mit 14 Jahren. Ein Jahr später ritt ich eine Ponystute ein, die Rennen laufen sollte. Danach machte ich ein Praktikum bei Manfred Weber, der damals noch im Saarland tätig war und kurze Zeit darauf fing ich bei Robert Warken an, bei dem ich dann auch einige Zeit als Amateur ritt. Meine Ausbildung habe ich bei Matthias Schwinn angefangen und bei Manfred Weber beendet. Für beide habe ich tolle Pferde reiten dürfen. Damals war es als weiblicher Azubi noch ein wenig schwieriger. Die Erlaubnis von 5 kg galt nur für den eigenen Trainer und die Scheu Mädels draufzusetzen war noch ein wenig höher, aber ich bekam trotzdem meine Chancen. Der Rennsport spielt natürlich eine große Rolle in meinem Leben und ich liebe die Zusammenarbeit mit so tollen Tieren wie Vollblütern. Ich habe jetzt gerade mein Abi nachgeholt und reite unter der Woche bei Uwe Schwinn, Andreas Garske, Familie Welter und Jürgen Linder aus. Da ich dann auch noch oft ehrenamtlich für den Tierschutz unterwegs bin, habe ich immer genug zu tun.
TT: "Über 100 Siege haben Sie seit 1996 ja schon gesammelt. Sie sind jetzt 34 Jahre alt, wie sehen Sie Ihre Perspektiven?"
AG: "Ich plane in diesem Bereich nichts. Ich reite gerne und versuche das Beste für das Pferd im Rennen herauszuholen. Zum Glück kann ich ohne Probleme das Mindestgewicht reiten, das erleichtert natürlich alles. Ich rufe aber selten bei Trainern für Ritte an, bin aber natürlich froh über Angebote."
TT: "Sie sind bekannt dafür, dass Sie geradeaus heraus sagen, was Sie denken. Was brennt Ihnen derzeit im deutschen Rennsport am meisten auf den Nägeln?"
AG: "Ja, ich habe meine eigene Meinung und hasse es Menschen um den Mund zu reden, egal wie wichtig sie sind. Aber natürlich habe ich auch schon oft gedacht, dass ich besser gar nichts gesagt hätte, aber so bin ich halt. Der Rennsport in Deutschland ist in einer labilen Position. Wir brauchen Leute an der Spitze, die mit Herzblut für den Rennsport arbeiten, nicht nur um Geld zu verdienen, und auch den Mut haben eventuell unkonventionelle Wege zu gehen. Eine Serie die über den Rennsport handelt (wie z.B. "Luck" oder auch "Rivalen der Rennbahn"), könnte die Menschen wieder für Galopprennen interessieren, dazu sollte gute Werbung und ein schönes Rahmenprogramm am Renntag geleistet werden.
Zusätzlich würde ich mir eine bessere Aufklärungsarbeit wünschen, damit endlich die seit Jahrzehnten bestehenden und meist unwahren Gerüchte über den Galopprennsport, die Pferde und deren Haltung verstummen. Bei genug Transparenz werden auch die Unbeteiligten mitbekommen, dass es kein tierquälerisches Hobby ist. Denn Tierschutz wird immer wichtiger, leider zieht er auch Leute an, die sich einfach wichtig machen möchten und mehr kaputt als gut machen.
Für die Beteiligten wäre es wichtig, dass die Rennpreise erhöht werden. Vor allem in den unteren Kategorien denn dort laufen nuneinmal die meisten Pferde. Gibts es keine Agl. IV-Rennen mehr, braucht man sich auch über Gruppe-Rennen keine Gedanken zu machen. Dem Großteil des Wettpublikums ist es meist egal ob es hoch- oder unterklassige Pferde sind. Vielleicht könnte eine Zusammenarbeit mit der PMU hier unterstützend wirken."
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