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Das überschattete Kentucky Derby

Mit Mage gewinnt der Venezolaner Javier Castellano, 45, sein erstes Kentucky Derby. Foto: courtesy by Churchill Downs

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 767 vom Freitag, 12.05.2023

Wer am Montag eine deutsche Tageszeitung aufschlug, sah sich mit einer Agentur-Meldung konfrontiert, die das Ergebnis des Kentucky Derbys in einem der letzten Sätze bekannt gab. Ansonsten war ausschließlich von dem Tod von sieben Pferden die Rede, die rund um das Spektakel in Churchill Downs einmal mehr den amerikanischen Galopprennsport in kein gutes Licht rückten. Dabei war in diesem Jahr eine strenge Kontrolle der Teilnehmer angeordnet worden, gleich fünf Pferde wurden sogar auf tierärztliche Anweisung aus dem Derby zurückgezogen und im Rennen selbst gab es keinerlei Probleme. Am Ende hatte es sogar den klaren Favoriten Forte (Violence) erwischt, der am Morgen des Rennens zum Nichtstarter erklärt wurde. Auch die amerikanische Presse war voll von den Unfällen, selbst der Newsletter “TDN” sprach von einem “bad day”. 

Trotzdem sahen 150.000 Zuschauer den Sieg des von Jorge Castellano gerittenen 152:10-Außenseiters Mage (Good Magic), der von Gustavo Delgado trainiert wird, erst seinen vierten Start absolvierte, relativ wenig für amerikanische Verhältnisse. 235.000 Dollar hatte er als Jährling gekostet, als Zweijähriger dann 290.000 Dollar, er gehört einer Besitzergemeinschaft, die aus vier verschiedenen Gruppen besteht. Trainer Delgado kommt aus Venezuela, wo er immerhin dreimal den Sieger der dortigen Triple Crown gestellt hat. 

Mage hatte im Januar in Gulfstream Park erfolgreich debütiert, lief danach zweimal in von Forte (Violence) gewonnenen Rennen. In den Fountain of Youth Stakes (Gr. II) war er Vierter, im Florida Derby (Gr. I) Zweiter. Diesmal verwies er Two Phil’s (Hard Spun) und den letztlich zum Favoriten gekürten Angel of Empire (Classic Empire) auf die Plätze, der Japaer Derma Sotogake (Mind Your Biscuits), im März Sieger im UAE Derby (Gr. II) in Meydan/Dubai, belegte unter Christophe Lemaire Rang sechs. Drei Millionen Dollar betrug das Preisgeld bei der 149. Austragung des Rennens. 

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Mage stammt aus dem ersten Jahrgang des Breeders’ Cup Juvenile (Gr. I)-Siegers Good Magic (Curlin), der für 50.000 Dollar auf Hill ‘N’ Dale in Kentucky steht. Nach einem guten Start mit seinen Zweijährigen im vergangenen Jahr war der Tarif von 30.000 Dollar auf den jetzigen Preis hochgesetzt worden. Neun Blacktype-Sieger hat er bisher gestellt, darunter mit Blazing Sevens einen weiteren Gr. I-Sieger. Die Mutter Puca (Big Brown) war Zweite in den Gazelle Stakes (Gr. II), hat mit Gun Running (Gun Runner) noch einer Blacktype-Platzierte auf der Bahn. Puca ist Schwester des Woodford Reserve Turf Classic Stakes (Gr. I)-Siegers und Deckhengstes Finnegans Wake (Powerscourt). 

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Godolphins Rennsportimperium hat nahezu alles gewonnen, was es weltweit zu gewinnen gibt. Es fehlten u.a. noch die Kentucky Oaks (Gr. I), doch das kann inzwischen auch als abgehakt werden. Am Freitag gewann die Brendan Walsh trainierte Pretty Mischevious (Into Mischief) den Klassiker in Churchill Downs. Die 104:10-Chance setzte sich unter Tyler Gaffalione nach 1800 Metern gegen Gambling Girl (Dialed In) und The Alys Look (Connect) durch. Sie hatte zuvor ihren bis dahin größten Erfolg im Februar in den Rachel Alexandra Stakes (Gr. II) in Fair Grounds erzielt. Ihre Mutter Pretty City Dancer (Tapit) hat die Spinaway Stakes (Gr. I) gewonnen, Godolphin hat sie 2018 für 3,5 Millionen Dollar bei Fasig-Tipton gekauft. Sie ist eine Schwester der Gr. I-Siegerin Lear’s Princess (Lear Fan). 

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Der Wettumsatz allein im Kentucky Derby, das am Samstag als zwölftes von 14 Rennen gelaufen wurde, lag bei 188,7 Millionen Dollar, somit über dem vorjährigen Rekordumsatz von 179 Millionen Dollar. Am gesamten Tag wurden 288,7 Millionen Dollar gewettet, auch dies eine Bestmarke. 

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Zu Forte kam am Mittwoch zudem noch die Nachricht, dass es nach seinem Sieg in den Hopeful Stakes (Gr. I) im vergangenen September in Saratoga einen positiven Dopingtest gegeben habe. Eine offizielle Bestätigung blieb bislang jedoch aus, wobei es auch etwas merkwürdig erscheint, dass dies erst jetzt auf den Tisch kommt. Für die Preakness Stakes (Gr. I) am übernächsten Samstag ist der Schützling von Todd Pletcher in jedem Fall gesperrt, da nach der Streichung aus dem Kentucky Derby (Gr. I) eine zweiwöchige Schutzsperre greift. 

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