Es war im Vorfeld des Großen Preises von Baden schon etwas überraschend festzustellen, dass es seit 2005 keinen ausländischen Sieger mehr gegeben hatte, dass seitdem Deutschlands wichtigster Grand Prix stets im Lande geblieben ist, aber auch in der Regel von herausragenden Pferden gewonnen wurde. Dass es 2015 schwer werden würde, war am Sonntag seit 15.30 Uhr klar, denn zu diesem Zeitpunkt wurde der Schlenderhaner Ito wegen Fiebers abgemeldet. So kam der einzige Gast, der Franzose Prince Gibraltar zu Favoritenehren und er wurde dieser Position auch ohne größere Probleme gerecht.
Es war, schaut man sich die Konkurrenz an, kein unlogischer Sieg. Nightflower bot in der Niederlage eine starke Leistung, sie wird dieses Jahr sicher noch einmal starten, doch ist ihr für kommendes Jahr durchaus noch mehr zuzutrauen. Sirius ist seine Form ausgelaufen, für Palace Prince und Goldstream könnte es auf diesem Boden zu weit geworden sein. Also lief alles auf Prince Gibraltar heraus, der den ersten ausländischen Sieg im Großen Preis von Baden seit Warrsan 2005 markierte.
Seine bisherige Rennlaufbahn wird durch Höhen und Tiefen geprägt. Beim Debut Anfang September 2013 war er in einem von Earnshaw (Medaglia d'Oro) gewonnenen Maidenrennen Dritter, war dann in Maisons-Laffitte über 1600m erfolgreich, in beiden Fällen saß Fabrice Veron im Sattel. Unmittelbar danach verkaufte Züchter Jean-Francois Gribomont 50 Prozent des Pferdes an Eric Prokovsky und Herve Morin. Einher ging dies mit dem Wechsel von Prince Gibraltar von Henri-Alex Pantall zu Jean-Claude Rouget, der mit dem Pferd anschließend das Criterium de Saint-Cloud (Gr. I) gewann.
Dreijährig gewann er zum Jahresauftakt den Prix Greffulhe (Gr. II), war dann als Favorit in dem von The Grey Gatsby (Mastercraftsman) gewonnenen Prix du Jockey Club (Gr. I) Dritter. Es folgten ein zweiter Platz im Grand Prix de Paris (Gr. I), Rang drei im Prix Guillaume d’Ornano (Gr. II) und Rang siebe im „Arc“. Bei den diesjährigen Starts konnte er eigentlich nicht überzeugen, in Baden-Baden fand er auf möglicherweise passender Linksbahn, sicher passendem Boden wieder zur Bestform. Er trug zum zweiten Mal in seiner Karriere Scheuklappen, das zuvor im letztjährigen „Arc“ der Fall gewesen.
Das Rennen wird er dieses Jahr erneut anpeilen, tags zuvor geht es zur Auktion in Saint-Cloud und sein Trainer hat bereits betont, dass es sich bei ihm sicher um ein ideales Pferd für Australien handeln würde.
Prince Gibraltar ist einer von elf individuellen Gr. I-Sieger seines Vaters Rock of Gibraltar (Danehill), der insgesamt sechzig Gr.-Sieger auf der Bahn hat. In Coolmore würden für ihn dieses Jahr 12.500 Euro Decktaxe verlangt. Die Mutter des Hengstes, der als Jährling bei Arqana in Deauville für €40.000 zurückgekauft wurde, stammt aus der Zucht von Darley, sie begann ihre Karriere in den Farben von Scheich Mohammed. Jean-Francois Gribomont erwarb sie dreijährig, sie gewann für ihn vier- und fünfjährig fünf Handicaps über Distanzen zwischen 1600m und 1850m, abschließend ein Quinté-Handicap in Longchamp. Ihr Erstling Prince of Sofia (Rock of Gibraltar) hat drei Rennen gewonnen, er wurde nach Australien verkauft, der Fünfjährige Le Deluge (Oratorio) ist Sieger, es gibt weitere Nachzucht von Rock of Gibraltar.
Princess Sofia ist eine Tochter von Pennekamp (Bering), ein erstklassiges Rennpferd, das drei Gr. I-Rennen gewinnen konnte, zweijährig den Prix de Salamandre und die Dewhurst Stakes, dreijährig die 2000 Guineas. In der Zucht war er allerdings weniger erfolgreich. Er stand in Irland, dann in Frankreich, am Ende wieder in Irland in der National Hunt-Zucht. Aber er ist zumindest ein guter Mutterstuten-Vererber, vier Gruppe I-Sieger hat er in zweiter Generation, neben Prince Gibraltar sind es Jan Vermeer, Together und Lily of the Valley. Alles Weitere steht im Pedigree der Woche.
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