Das Cheltenham Festival rückt näher. Wurde an dieser Stelle schon einmal erwähnt, dass es Dreh- und Angelpunkt der gesamten Saison ist? Mitte der Woche waren es gerade einmal vier Wochen, bis sich auf der Rennbahn im Prestbury Park die Tore öffnen werden. Die Auftritte der Spitzenpferde werden somit sparsamer. Über 20 Jahre nachdem Henrietta Knight für den äußerst gezielten Einsatz ihres Stars, dem dreifachen Cheltenham Gold Cup Sieger Best Mate, von der Presse regelrecht gekreuzigt wurde, haben alle Trainer erkannt, dass Leistungen auf höchstem Level sorgfältiger Planung bedürfen. Somit war es nicht das größte Wochenende im Sport, aber einige sehr interessante Ergebnisse.
Die Rennbahn von Newbury, im Süden Englands rund eine Stunde westlich von London gelegen, bietet Graded-Action unter beiden Codes. Eine Bahn mit einem guten Namen, eigentlich. Privat geführt, ist sie in den vergangenen Jahren in finanzielle Schieflage geraten; zuletzt wurden die geringen Preisgelder von diversen Trainern scharf kritisiert, gar zu einer Art Boykott aufgerufen. Der Renntag um die Betfair Hurdle ist ein Traditionstermin, zwei bedeutende Gr.II-Rennen bieten einen zünftigen Rahmen. Nicht wenige Experten hatten im Vorfeld vermutet, dass es die Festspiele des Paul Nicholls, der in beinahe jedem Rennen den heißen Favoriten stellte, werden würden, doch der Champion-Trainer sollte diesen Tag aus anderen Gründen wohl so schnell nicht vergessen.
Es ist in England nicht ungewöhnlich, dass große Handicap-Rennen eine deutlich höhere Dotierung als Gruppe-Rennen ausweisen, so auch hier. Einer Siegprämie von rund 87.000 Pfund in der Betfair Hurdle standen knapp 40.000 Pfund in den beiden Graded-Rennen gegenüber. Nicht eben stark besetzt waren alle Rennen zudem. Die Betfair Hurdle (Handicap-Gr. III, ca. 3300m) ist trotz des schnöden Titels ein Rennen mit interessanter Geschichte; unter verschiedenen Namen (u.a. „The Schweppes“) wurde es einstmals gar als Aufgalopp für die Champion Hurdle genutzt. Die Zeiten sind vorbei; die jüngste Austragung war wenig verdächtig, versteckte Gr.I-Sieger in den Reihen zu haben.
Doch wird dies Trainer Chris Gordon und vor allem Jockey Nick Schofield, der seinen ersten großen Erfolg nach langer Verletzungspause feierte, wenig gestört haben. Zudem ist ihr Sieger Aucunrisque (No Risk at All) als Novice solide Gr.II-Klasse gewesen, hatte sich einstmals gar gegen einen gewissen Jonbon auf höchster Ebene versucht. Die beiden Jagdrennen des Tages, die Denman Chase (Gr.II, ca. 4800m) und die Game Spirit Chase (Gr.II, ca. 3300m) sind Traditionsprüfungen des Sports, auch wenn die Denman Chase, einstmals unter dem Namen AON Chase bekannt und zu Ehren des Kult-Chasers Denman umbenannt, erst 23 Jahre alt ist. Keiner Trainer hat in diesem Rennen mehr Sieger gesattelt als eben Nicholls, 10 an der Zahl. Als drittes Rennen der Karte gelaufen, hatte Nicholls zu diesem Zeitpunkt schon zwei seiner Favoriten verlieren sehen; nun folgte mit Hitman die nächste Schlappe. Nicht, dass Platz zwei in einer Graded -Prüfung per se eine Schlappe ist, aber welcher Top-Trainer freut sich schon über Platzierungen?
Deutlicher Sieger wurde der von Altmeister Philip Hobbs trainierte Zanza, ein Sohn des Schlenderhaners Arcadio. Verblüffend leicht löste sich der als 16-1 Chance gestartete Wallach vom Feld, sein erster Erfolg auf Graded-Level und sein fünfter Sieg (bei insgesamt sieben) auf der Rennbahn von Newbury. Punktlandung zudem für Hobbs, dessen 3000.Sieger als Trainer dies war. Es spricht für die absolute Qualität von Hobbs, wenn man seine letzten Jahre als „ruhiger“ empfunden hat, trotz Gr.1 Erfolgen von Pferden wie Thyme Hill oder Defi Du Seuil. Sein Name wird natürlich für immer mit dem wunderbaren Rooster Booster verbunden sein, auch trainierte Hobbs den legendären Flagship Uberalles zumindest einige Jahre lang.